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«Ich freue mich, am Wohnort von Lee

«Ich freue mich, am Wohnort von  Lee «Ich freue mich, am Wohnort von  Lee

Der Samstagabend im Mauz in Einsiedeln findet in Erinnerung an den wohl aussergewöhnlichsten Wahlbürger des Klosterdorfs, Lee «Scratch» Perry, statt. Mit dabei ist Phenomden, der ohne Band, aber mit Soundsystem im Music-Club auftritt.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie kommen Sie dazu, am Samstag im Mauz im Klosterdorf aufzutreten?

Ich habe mich sehr gefreut über die Anfrage vom Mauz, am Tribute- Abend zu Ehren von Lee «Scratch» Perry im Club spielen zu dürfen. Weil die Tournee mit meiner Band erst später startet, bin ich am Samstag mit Sound-system unterwegs: Zusammen mit einem DJ auftreten zu können, finde ich sehr herausfordernd.

Was bedeutet Ihnen Lee «Scratch» Perry? Er bedeutet mir einiges. Ich bin sehr betroffen geworden, als ich von seinem Tod erfahren habe. Lee «Scratch» Perry gilt mit all seinen Eigenheiten als Erfinder des Dub und Urvater der modernen Tanzmusik. Ich habe Lee «Scratch» Perry als überaus nahbaren Zeitgenossen kennengelernt, der sich sehr für die hiesige Reggae-Szene interessiert hat. Er hat oft Konzerte besucht und ist dann jeweils backstage hinter die Bühne gekommen, um mit uns Musikern zu diskutieren. Wie hat Sie Lee «Scratch» Perry musikalisch geprägt? Der Godfather des Dub hat mich naturgemäss sehr fasziniert: Ich habe am Anfang meiner Musikerkarriere Bass in einer Dub-Band gespielt. Ich war sehr angetan von instrumentaler Musik und Bassläufen: genau das Credo von Lee «Scratch» Perry. Später habe ich mich dann Richtung Reggae orientiert und war Bassist in einer Reggae-Band. Beiden Musikstilrichtungen ist gemeinsam, dass die Bassline wesentliches Element ist.

Was haben Sie auf Ihrer Reise nach Jamaika erlebt? Ich habe sieben Jahre lang in Jamaika, Hochburg des Reggae, gelebt und wollte ursprünglich gar nicht so lange in diesem Land bleiben. Aber dann habe ich dort meine Frau kennengelernt, bin Vater geworden und in die Schweiz zurückgekehrt – auch weil es mich wieder zu meinem Umfeld hingezogen hat. Auf der Insel Jamaika studierte ich Musik, sammelte Erfahrungen und veröffentlichte Songs auf Englisch. Vor Jamaika habe ich in produktiven Zyklen gelebt und immerzu auf ein Album hingearbeitet. In Jamaika hatte ich die Freiheit, mich nicht auf ein bestimmtes Endresultat ausrichten zu müssen. Jamaika ist eine ganz andere Welt. Ich habe mich nie daran gewöhnen können, dass man in Kingston ohne Auto gar nicht irgendwohin kommt (lacht).

Wie hat sich Ihr Sound in den letzten Jahren verändert? Ich glaube, das neue Album tönt in der Tat anders als die letzten. Ich hatte Lust, auch mit anderen Musikstilen zu experimentieren. So sind denn verschiedene Musikstilrichtungen zu hören: Rock’n’Roll, Soul, Sounds aus den 60er- und 70er-Jahren. Mit der neuen Soundmixtur bin ich zur Mundart zurückgekehrt. Können Sie beschreiben, wie sich der Reggae an sich seit den Zeiten von Bob Marley verändert hat?

Musik aus den USA hat den Reggae seit den Zeiten von Bob Marley stark geprägt: Rocksteady, Rhythm and Blues, Sounds aus den 70er-Jahren, elektronische Musik. Neben dem neuen gibt es den alten traditionellen Reggae auch in der heutigen Zeit immer noch.

Ist der Einfluss von Lee «Scratch» Perry auf die Musik heutzutage noch spürbar?

Sein Einfluss ist tief drin in der heutigen Musik: Weil Dub und moderne Tanzmusik ohne Lee «Scratch» Perry gar nicht denkbar wären. Er hat auch den Roots-Reggae, eine besondere Art des Reggae, der stark von den spirituellen Ideen der Rastafari- Bewegung geprägt ist, beeinflusst: Perry spielte eine immense Rolle in der Musikgeschichte. In seinem legendären Black Ark Studio in Kingston prägte er die Musik unter anderen auch von Bob Marley massgebend.

Bis ins hohe Alter arbeitete und experimentierte Lee «Scratch» Perry mit Klängen, Rhythmen und Bildern. Arbeiten Sie selber auch gerne alleine im Studio? Ja und Nein. Zum einen liebe ich das Tüfteln und Experimentieren im Studio – ohne gleich ein Ritual draus zu machen wie Perry (lacht). Zum anderen kann das Alleinsein im Studio auch schwierig werden. Umso inspirierender ist das Zusammenspielen mit der Band und das gemeinsame Auftreten auf der Bühne. Live-Konzerte sind einfach eine prima Sache. Was erwartet das Publikum am Samstagabend? Ich freue mich, am Wohnort von Lee «Scratch» Perry zu spielen. Auch wenn beim Aufstehen an einem Tag eines Auftritts die Stimmung noch nicht die bes-te sein muss, kommt der Spirit im Verlaufe des Tages: Da baut sich die Energie auf. Gespielt werden neuere, aber auch ältere Songs. Obwohl das Programm einigermassen im Voraus feststeht, bleibt genügend Spielraum, um spontan auf die Atmosphäre beim Einsiedler Publikum im Mauz einzugehen.

Hail to Lee «Scratch» Perry: Samstag, Mauz Music-Club, Einsiedeln. 19 Uhr: Türöffnung und Warm Up mit der DJ Crew Real Rock Sound. 20 Uhr: Show mit Phenomden Soundsystem. 22.30 Uhr: Konzert von Dub Spencer & Trance Hill. Danach Afterparty mit Real Rock Sound (bis 2 Uhr).

Dennis Furrer alias Phenomden spielt am Samstag, um 20 Uhr, im Mauz in Einsiedeln. Foto: zvg

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