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Diskret – aber hartnäckig

Diskret – aber hartnäckig Diskret – aber hartnäckig

Auf dem Einsiedler Klosterplatz und im Dorf wird man immer häufiger von Bettlerinnen bedrängt

Im Kanton Schwyz ist das Betteln verboten. Das hält Bettlerinnen nicht davon ab, Passanten vor allem auf dem Klosterplatz hinter vorgehaltener Hand anzusprechen und um Geld anzuflehen. Und es werden immer mehr.

WOLFGANG HOLZ

Plötzlich steht sie hinter mir. Eine junge Frau. Auf dem Einsiedler Klosterplatz. Wenige Meter neben dem Eingang zur Kirche. «Brauchen Sie vielleicht eine Putzhilfe?», spricht sie mich diskret und leise an. Sie hat einen nicht zu überhörenden osteuropäischen Akzent. Ich verneine. «Sie müssen mir helfen, ich kann meine Miete nicht mehr bezahlen – und wenn ich nicht heute meinem Vermieter 900 Franken gebe, verliere ich meine Wohnung. Gott hat Sie bestimmt geschickt, um mir zu helfen», sagt die junge Frau, die sich nicht abwimmeln lässt und mir immer flehentlicher in die Augen sieht. Ich gebe ihr schliesslich 20 Franken. Dann gehe ich. Verboten: 80 Franken Busse

Immer häufiger werden Passanten von Frauen – mal von jüngeren, mal von älteren – rund ums Kloster angesprochen, die einen um Geld anbetteln. Hin und wieder kommt es sogar vor, dass die Frauen einem wenig später im Klosterdorf wieder begegnen und sie einen dann sofort wieder ansprechen. Manche von ihnen sind sehr hartnäckig und verlangen sogar, doch mit ihnen mitzukommen.

Dem Bezirk Einsiedeln sind diese Bettlerinnen nicht bekannt, wie Landschreiber Patrick Schönbächler versichert. Das Betteln auf dem Teil des Klosterplatzes, der dem Bezirk gehört, sei nicht erlaubt. «Zumal auch kein Gesuch um diese wirtschaftliche Betätigung eingegangen ist, als welche sie der Regierungsrat in einer Antwort auf ein Postulat von Andreas Barraud 2006 bezeichnet hat», stellt Schönbächler klar.

Das kantonale Strafgesetz hält unter anderem fest, dass Personen, die vor oder in öffentlich zugänglichen Einrichtungen oder Geschäftsbetrieben und im Wartebereich des öffentlichen Verkehrs betteln, mit einer Busse bestraft werden. Das Gleiche gilt auch für Personen, die beim Betteln andere bedrängen, festhalten oder berühren. Die Busse beträgt 80 Franken.

Betteln hat eine lange Tradition «Früher war das Almosengeben sicher stärker mit der Wallfahrt und mit dem Klosterbesuch verbunden», erklärt Einsiedelns Landschreiber. «Betteltourismus und Missbrauch waren zudem schon immer vorhanden, vor allem an grossen Feiertagen, und wenn viele Menschen anwesend waren», so Schönbächler.» Bekannt sei auch, dass bereits 1749 in der Waldstatt eine Bettlerordnung erlassen werden musste, weil die Bettelei den zumutbaren Rahmen gesprengt beziehungsweise die Belästigung der Besucher und Einwohner Überhand genommen hatte. «So weit wie damals sind wir heute sicher nicht mehr, aber Bettelei hat es in Einsiedeln schon immer gegeben. »

Meist organisiert

Doch mittlerweile werden es immer mehr Bettlerinnen, die ihre Kreise ziehen rund um den Klosterplatz. «Wir erhalten immer wieder Meldungen aus dem ganzen Kantonsgebiet, wenn Bettlerinnen und Bettler unterwegs sind», sagt David Mynall von der Medienstelle der Schwyzer Kantonspolizei. Hinter Bettelnden stünden sehr oft Gruppierungen, die das Betteln professionell organisieren. «In der Regel werden die Gelder auch nicht für den angegebenen Zweck verwendet.» Dem Kloster sind die Bettlerinnen bekannt. «Wir kennen sie natürlich nicht mit Namen und auch nicht nach Herkunft, wis-sen aber, dass sie immer wieder auftauchen – zeitweise auch als Rosenverkäuferinnen», gibt Pater Lorenz Moser, Informationsbeauftragter des Klosters Einsiedeln, Auskunft. Einsiedeln lukrativ für Bettler

Zwar gehöre der obere Teil des Klosterplatzes dem Kloster und sei also Privatgrund. «Es besteht hier kein rechtlich gültiges Verbot: Wir akzeptieren jedoch das Betteln nicht und weisen die Bettlerinnen jeweils vom Platz – was jeweils nur eine beschränkte Wirkung erzielt», so Pater Lorenz. Es gebe immer wieder Reklamationen von verschiedenen Seiten wegen der Bettlerinnen. «Dank der vielen Touristen und der Pilgerinnen und Pilger ist Einsiedeln natürlich ein relativ lukrativer Ort für das Betteln – zumal hier from-me und vor allem ältere Leute relativ leicht zum Spenden veranlasst werden können.»

Auf dem Klosterplatz werden Passanten immer häufiger von Bettlerinnen angesprochen. Foto: zl

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