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Die Suche nach der Rendite geht weiter

Die Suche nach der Rendite geht weiter Die Suche nach der Rendite geht weiter

SZKB Standpunkt

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In den vergangenen Monaten sind die langfristigen Zinsen deutlich angestiegen: Die Rendite von Schweizer Staatsanleihen mit 10 Jahren Restlaufzeit hat allein seit Ende 2021 einen vollen Prozentpunkt zugelegt. Mit 0.88% ist sie so hoch wie letztmals 2014. Sichere Obligationen werfen also endlich wieder eine positive Rendite ab. Doch beim blossen Blick auf das Zinsniveau geht leicht vergessen, dass mittlerweile auch die Inflationserwartungen klar höher sind als in den vergangenen Jahren. Die Markterwartung für die Teuerung über die nächsten 10 Jahre beträgt in den USA aktuell 2.93% pro Jahr. 10-jährige amerikanische Staatsanleihen rentieren aber nur 2.78%. Real, das heisst nach Abzug der erwarteten Inflation, werfen sie somit eine negative Rendite von rund 0.15% pro Jahr ab. Anleger verlieren also über die zehnjährige Laufzeit hinweg etwa 1.5% an Kaufkraft, wenn die Inflation im erwarteten Ausmass eintritt. Bei deutschen Staatsanleihen beträgt der geschätzte Kaufkraftverlust gar rund 18%! Denn die Rendite von Staatsanleihen beträgt lediglich 0.82%, während eine Inflation von 2.86% erwartet wird. Real rentieren sie also pro Jahr 2.04% negativ (vgl. Abb.).

In der Schweiz ist der Teuerungsdruck geringer, doch das Fazit gilt auch hierzulande: Unter Berücksichtigung der gestiegenen Inflationserwartungen sind sichere Anleihen für längerfristig orientierte Anleger weiterhin wenig attraktiv. In einem Portfolio haben Obligationen zwar durchaus ihre Berechtigung als Diversifikatoren. Denn ihre Kurse steigen, falls sich die Konjunkturaussichten deutlich eintrüben und der Inflationsdruck markant geringer ausfällt als erwartet. Dies federt Preisrückgänge bei Aktien ab, welche in solch einem Szenario wahrscheinlich sind. Als Instrument für Vermögenszuwachs und langfristigen Kaufkrafterhalt hinge-gen sind sichere Anleihen noch immer wenig attraktiv. Die Suche nach Rendite geht also weiter – trotz nominal höherer Zinsen. Wer längerfristig eine ansprechende Performance anstrebt, muss kurzfristig erhöhte Schwankungen in Kauf nehmen und in riskantere Anlagen wie beispielsweise Aktien investieren. Diese haben gegenüber Obligationen und Sparguthaben den Vorteil, dass der inflationsbedingte Kaufkraftverlust eher kompensiert werden dürfte. Denn Unternehmen mit guter Marktposition können die höheren Kosten für Rohmaterialien, Energie und Löhne auf die Verkaufspreise überwälzen, um ihre Gewinne zu schützen. Deshalb sollten die Aktienkurse längerfristig zumindest Schritt halten können mit dem Anstieg des Preisniveaus – im Gegensatz zur Performance von Obligationen.

Beat Pfiffner Leiter Research a.i.

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