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Platznot im Kanton Schwyz wird grösser

Der Flüchtlingsstrom aus der Ukraine erreicht den Kanton Schwyz – der Verteilschlüssel muss bald nach oben angepasst werden

JÜRG AUF DER MAU

Der von Russland gegen die Ukraine angezettelte Krieg hat für die Menschen immer schwerwiegendere Folgen. Bis zu drei Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer dürften früher oder später ihr Land verlassen. Das hat auch Folgen für die Schweiz und damit auch für den Kanton Schwyz. Immer mehr Flüchtlinge suchen hier Schutz und eine Bleibe in Sicherheit, bis der Krieg vorbei ist. Beim Bundesamt für Migration in Bern werden die Flüchtlingszahlen immer höher geschraubt. Bis zu 300'000 Flüchtende könnten innert eines Jahres eintreffen, heisst es.

«Wir wurden dahingehend orientiert, dass es zu bis zu Tausend Eintritten pro Tag kommen könnte», erklärt Fiona Elze, die für Migration Verantwortliche im zuständigen Volkswirtschaftsdepartement des Kantons Schwyz: Für den Kanton Schwyz würde das heissen, dass gemäss interkantonalem Verteilschlüssel täglich 27 neue Flüchtlinge aufgenommen werden müssten. Auf einen Monat hochgerechnet, wären das 810 Personen, die neu im Kanton Schwyz untergebracht werden müssten. Doch es kann auch anders kommen.

Caritas sucht weiteres Betreuungspersonal Die Suche nach neuen Unterbringungsorten laufe trotzdem bereits jetzt auf Hochtouren. «Wir sind mit allen im Gespräch, die eine grössere Anzahl von Personen befristet unterbringen können. Wir suchen Unterkünfte, die Platz für mindestens fünfzig Personen bieten», sagt Elze. Eine Herausforderung sei auch das Personal, das für die Leitung die-ser Unterkünfte benötigt werde.

Denn gerade im Bereich Betreuung ist der Arbeitsmarkt ziemlich ausgeschöpft. Für die Rekrutierung ist Caritas Schweiz zuständig, die für den Kanton die Asylzentren führt. Im Moment kommen sehr viele Schutzsuchende in Gastfamilien unter. Doch je länger der Krieg dauert und die Menschen aus der Ukraine hierbleiben müssen, desto eher müssten auch sie in dauerhaften Strukturen untergebracht werden können.

Angesichts dieses Szenarios wird die Regierung prüfen müssen, ob der Verteilschlüssel im Kanton gegen oben angepasst werden muss. Das hiesse, dass in allen Schwyzer Gemeinden mehr Platz geschaffen werden müsste als bisher. «Die ganz grosse Herausforderung», so ist Elze überzeugt, «wird auf der Gemeindeebene stattfinden, wenn die Schutzsuchenden nicht mehr länger in den Gastfamilien bleiben können.»

Günstiger Wohnraum fehlt

Das Problem, so Elze: «Wir sind kein Kanton, der dafür bekannt ist, viel günstigen Wohnraum zu haben.» Trotzdem hofft sie auf die weiterhin grosse Solidarität: Sie habe ein «Grundvertrauen » in die Schwyzer. Elze: «Wenn es sein muss, dann handelt der Schwyzer oder die Schwyzerin schnell und sehr pragmatisch.» Das habe sich auch bei der Asylkrise 2015 gezeigt. Der Kanton lasse hier aber den Gemeinden Vortritt. «Wir wollen weder der Gemeinde Ingenbohl noch dem Bezirk Einsiedeln Unterkunftsplätze streitig machen», erklärt Fiona Elze.

Braucht es am Schluss sogar Zeltlager, um die Schutzsuchenden unterzubringen? «Im Moment ist das zum Glück nicht der Fall», betont Elze. Sie ist auch überzeugt, dass der überwiegende Teil der Ukraine-Flüchtlinge in den Nachbarländern nah an ihrer Heimat bleiben oder die Nähe zu Verwandten und Freunden suchen. Im Kanton Schwyz gibt es eine sehr kleine Diaspora von Ukrainern. «Daher denke ich, dass wir viele Schutzsuchende bekommen, aber nicht in dem Ausmass wie die Nachbarstaaten der Ukraine. Es wird letztlich davon abhängen, wie und wie lange Russland Krieg führen wird. Die Ukrainer und Ukrainerinnen sind ihrer Heimat sehr eng verbunden.»

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