«Wir rücken bis drei Mal täglich wegen Corona aus»: Heute lesen, was morgen im EA steht.
Stefan Veit, stellvertretender Leiter des Rettungsdienstes im Spital Einsiedeln, ist an Silvester im Einsatz: «Ich hoffe auf eine ruhige Nacht.»
Magnus Leibundgut
Welche Erfahrungen haben Sie bei Einsätzen an Silvester gemacht?
Es läuft mehr als in einer normalen Nacht. So müssen wir in der Silvesternacht wegen Alkohol-Exzessen oder Verbrennungen an den Händen ausrücken.
Was erwartet Sie heuer an Silvester?
Wegen der Corona-Pandemie wird es wohl ruhiger werden. Es gibt ja keine Anlässe mit 500 oder 600 Besuchern. Aber man kann natürlich auch zu Hause zu viel trinken, wo man sich zu fünft oder zu sechst trifft.
Wie hat sich Ihr beruflicher Alltag in der Pandemie verändert?
Wir müssen mit Masken arbeiten. Diese Massnahme wird wohl auch nach der Corona-Pandemie beibehalten. Auch in Einsiedeln ist die Zahl der Corona-Fälle gestiegen: Wir rücken teils zwei bis drei Mal täglich wegen Corona aus. Nachts haben wir nur einen Rettungswagen im Einsatz: Wenn dann noch gleichzeitig ein Herzinfarkt hinzukommt nebst einem Corona-Fall, muss Schwyz oder Horgen im Klosterdorf aushelfen.
Haben Sie noch genügend Personal?
Es gab auch bei uns im Team Corona-positive Fälle. Zum Glück sind nie mehrere Leute auf einmal ausgefallen. Glücklicherweise sind alle Kollegen geimpft, sodass wir keine weiteren Mitarbeiter brauchten und dies mit Überstunden kompensieren konnten.
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie einen ungeimpften Covid-Kranken holen müssen?
Natürlich stellt sich dann die Frage: Wieso nur hat sich diese Person nicht impfen lassen? Das verstehe ich nicht. Aber behandeln tun wir natürlich alle Patienten gleich.
Wie ist das, wenn Sie mit einem Patienten auf einen Platz im Krankenhaus warten müssen?
Grundsätzlich führen wir fast alle Patienten ins Spital Einsiedeln über. Wenn es dann einmal keinen Platz hat, müssen wir die Patienten auch schon mal bis ins Spital Altdorf fahren. Dann haben wir ein riesiges Problem: Wegen der Fahrt ins Urnerland verlieren wir drei Stunden Zeit!
Wie reagieren Patienten, wenn Sie in Vollmontur auftauchen?
Unterdessen haben sich die Leute daran gewöhnt – wahrscheinlich dank Bildern aus dem TV (lacht).
Was ist das Stressigste für Sie in dieser Pandemie?
Es gibt einen Mehraufwand an Arbeit, weil wir die Vollmontur anziehen und desinfizieren müssen. Ein emotionales Problem kommt hinzu: Die Patientinnen und Patienten sehen mein Lächeln nicht unter der Maske, mit dem ich sie zu beruhigen versuche. Alles in allem sorgt Corona für Stress in unserem Berufsleben.
Haben Sie Angst vor einer Ansteckung?
Am Anfang der Pandemie hatte ich Angst vor dem Virus. Ich habe Familie und wollte verhindern, zu Hause Frau und Kinder anzustecken. Unterdessen bin ich und meine Famile geimpft – und damit hat sich auch meine Angst gelegt.
Schränken Sie sich als Rettungssanitäter im Alltag mehr ein als andere Menschen?
Grössere Menschenansammlungen meide ich. Aber bei den Kontakten im Freundeskreis oder mit der Familie schränke ich mich nicht ein.
Haben Sie sich schon überlegt, Ihre Stelle wegen der Belastung aufzugeben?
Die Pandemie hat unsere Arbeit verändert. Viele sind müde und die ganze Corona-Thematik leid. Aber wir machen unseren Job gerne und sind mit Haut und Haar Rettungssanitäter. Wir sind ein sehr homogenes Team, das zusammenhält. Von daher sind mir jetzt keine Mitarbeiter bekannt, die ihren Beruf an den Nagel hängen wollen.