Alpthal lehnt Nachkredit ab
Kirchgemeinde wusste nichts von der Einstellung des Verfahrens gegen den früheren Pfarrer
In kleiner Runde versammelte sich die katholische Kirchgemeinde Alpthal. Zwar ging es um die Rechnung und das Budget. Gesprochen wurde aber vor allem über ein anderes Thema.
WOLFGANG HOLZ
Draussen im tief verschneiten Dorf herrschte am Freitag, 10. Dezember, Wintermärchenatmosphäre mit leuchtenden Sternen an den Häuserwänden. Drinnen im Saal des Alpthaler Mehrzweckgebäudes fanden sich derweil 17 Besucher zur Kirchgemeindeversammlung ein. Die Stimmung wirkte sichtlich gedrückt. Mit leisen Stimmen wurde gesprochen.
Auf der Tagesordnung ging es um die Rechnung 2020 sowie um das Budget 2022. Dabei beschäftigte die Versammelten vor allem die Abfindung des früheren Pfarrers – nachdem am selben Tag im «Bote der Urschweiz » erstmalig zu lesen war, dass das Strafverfahren gegen den mittlerweile in Deutschland lebenden Geistlichen eingestellt worden war (siehe Box).
Schreiben laut vorgelesen
Von den Verantwortlichen der Kirche Alpthal wusste niemand, dass das Strafverfahren eingestellt wurde. Dabei war, basierend auf einem Schreiben der Staatsanwaltschaft des Kantons Schwyz, einem Mitglied der Rechnungsprüfungskommission noch Anfang August 2021 mitgeteilt worden, dass «ein Strafverfahren eingeleitet und noch nicht erledigt wurde ». Dieses Schreiben wurde im Plenum der Kirchgemeindeversammlung laut vorgelesen. Besagtes RPK-Mitglied sei zuvor auch von der Kantonspolizei zur Causa befragt worden, wurde der Versammlung berichtet. In Anbetracht der Einstellung des Strafverfahrens sagte Kirchgemeindepräsident Felix Beeler: «Wir werden das Geld so oder so abschreiben müssen, es geht nun also nur noch darum, ein Zeichen zu setzen.» Bekanntlich hatte die Rechnungsprüfungskommission einen Nachkredit in der schriftlichen Vorlage zur Rechnung 2020 für die Abfindungssumme des früheren Pfarrers in Höhe von rund 65’000 Franken abgelehnt.
Und dieses Zeichen haben die Anwesenden dann gesetzt: Von den 17 Anwesenden wurde besagter Nachkredit mehrheitlich bei einigen Enthaltungen, wie von der RPK vorgeschlagen, abgelehnt. Ein Mitglied der Kirchgemeinde hatte zuvor in der Diskussion klargestellt: «Man kann die Sache nicht einfach vom Tisch wischen.» Die übrige Rechnung wurde von der Versammlung abgesegnet.
«Frieden schaffen» Zuvor hatte der neue Seelsorger und Pfarrer von St. Apollonia, Armando Auf der Maur, in einer mehrminütigen, leidenschaftlichen und emotionalen Rede dafür plädiert, nach vorne zu blicken und versöhnlich miteinander in die Zukunft zusammen zu leben: «Wir sind schon tief genug gespalten, es geht darum, Frieden zu schaffen.» Vom früheren Kirchenrat war niemand anwesend.
Der Voranschlag der Kirchgemeinde für das Jahr 2022 wurde einstimmig angenommen. Zuvor hat Kirchgemeindepräsident Beeler noch darauf hingewiesen, dass im Pfarrhaus zukünftig neben der Wohnung des Pfarrers auch noch zwei Mietwohnungen eingerichtet werden. Zur genauen Finanzierung und zum genauen Stand der Dinge werde im Januar eine ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung anberaumt.
Die Diskussion während der Kirchgemeindeversammlung Alpthal drehte sich vor allem um ein Thema.
Foto: Wolfgang Holz