Jüngste Referentin faszinierte mit ältestem Thema
Endlich war es so weit: Letzten Donnerstag durfte die Einsiedlerin Evelyne Marty bei einer Veranstaltung des Framclubs Einsiedeln die Ergebnisse der Ausgrabungen beim Klosterplatz präsentieren.
LUKAS SCHUMACHER
Rund 50 Interessierte fanden sich letzten Donnerstagabend im Museum Fram ein. Walter Kälin eröffnete die Veranstaltung mit der Ansage, dass es an diesem Abend gleich zwei Premieren gäbe: Noch nie war das Thema so alt und noch nie war die Referentin so jung. Ebenfalls Anwesend waren Mitglieder des Historischen Vereins Schwyz, welcher vor Kurzem das Heft 113 der «Mitteilungen des Historischen Vereins Schwyz» veröffentlicht hatte, in welchem Evelyne Marty über die Klosterplatzausgrabungen berichtet mit Fokus auf die Schabmadonnen. Ausgrabung vor der Haustüre
Die sympathische Archäologie- Studentin Evelyne Marty stellte sich kurz dem Publikum vor: Sie grabe nicht nur in der Ferne, wie sie es regelmässig in Ägypten tue, sondern auch in der Nähe, besser gesagt gleich vor ihrer Haustüre, auf dem Klosterplatz. Dass eine solch grosse Fläche auf einmal archäologisch untersucht werde, sei sehr selten – ausserdem sei der Klosterplatz ein Ort, an dem man archäologische Funde durchaus erwartet hatte. Die Ausgrabungen durfte die 26-Jährige selbstständige Fotografin und Archäologin stellvertretend für Christian Bader leiten, welcher zur Zeit der spannendsten Funde im Ausland Grabungen leitete.
Im ersten Teil ihres Referats nahm Evelyne Marty die Besucher mit auf eine Zeitreise rund ums Kloster Einsiedeln. «Bevor man Archäologie betreibt, schaut man, was es an diesem Ort vorher gab», erklärte Marty. So war es auch für die Besucher eine wichtige und interessante Einleitung, um das danach Gehörte und Gesehene besser einzuordnen.
Nur dort gegraben, wo es nötig war Während der Bauarbeiten auf dem Klosterplatz, welche 2018 begannen, wurden bis 2019 insgesamt 14 Flächen archäologisch untersucht. In ihrem Referat stellte die Einsiedlerin die verschiedenen Grabungsflächen vor und begann mit dem, was zu erwarten war, nämlich Funde von Wasserleitungen aus Holz. Sie erklärte auch, dass man nicht den ganzen Platz ausgraben konnte, sondern nur dort grub, wo es nötig war – so funktioniere die kantonale Archäologie in der Schweiz meistens. Was auch immer sich an den unerforschten Stellen verstecke, sei dort am besten Ort aufbewahrt, um weitere Jahrhunderte dort zu bleiben. «Hätten wir an bestimmten Stellen nochmals einen Meter weiter runter gegraben, dann hätten wir vermutlich nochmals 100 weitere Schabmadonnen gefunden.» Highlights bei Grabungen seien zweifelsohne Münzfunde. Solche konnten auch in Einsiedeln gefunden werden. So zum Beispiel ein Zürcher Rappen (3 Haller), datiert zwischen 1774 und 1841. Wobei es sie nicht verwundere, dass Zürcher auch schon damals den Weg nach Einsiedeln gefunden haben. Weiter war am Ausstellungsabend auch eine gut erhaltene Münze aus dem Jahr 1622 zu bestaunen, welche in der besonderen Grabungsfläche Nummer fünf gefunden worden. Es handelte sich um einen Neuenburger Batzen.
Besagte Grabungsfläche Nummer fünf wurde dann auch zum Schluss als besonderes Highlight genauer präsentiert. Von heute auf morgen mussten an dieser Stelle die Bauarbeiten gestoppt und acht Helfer eingestellt werden. Die Bauarbeiter stiessen bei besagter Fläche auf komplexe Strukturen, Balken, Metall, Glas, Keramik, Leder und Münzen. Man vermutet, dass die Gegenstände von Krämerläden abstammen. Möglicherweise handelte es sich um Vorgängerbauten der damaligen Pfauenstände, welche weiter nördlich zu finden waren. Klar war: Hier haben Menschen gewirkt Weiter entdeckte das Ausgrabungsteam unter der Leitung der Einsiedlerin eine ovale Mörtelmischgrube. Auf den ersten Blick war die Aufregung gross, da es ein mittelalterlicher Fund hätte sein können, doch etwas machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Im Mörtel drin wurde ein Holzobjekt gefunden, welches auf eine spätere Datierung schliessen liess. Mörtelmischgrube warf Frage zur Pflästerung auf Zum Schluss ihres spannenden Vortrages beantwortete Evelyne Marty noch ein paar Fragen aus dem Publikum, wobei eine hervorzuheben ist. Ein Gast des Referates entdeckte auf einem gezeigten Bild der Ausgrabungen die gut sichtbare Kopfsteinplästerung in sauberer Ausführung. Ein weiteres Bild zeigte eine sogenannte «Mörtel-Mischgrube». Der Gast sah darin einen Zusammenhang zwischen dieser Anlage und der Ausführung der Kopfstein- Pflästerung. «Es gilt nachzuprüfen, ob die Fugen der Steine damals in solcher Art ausgeführt wurden. Dies bedeutet eine Hausaufgabe für die kantonale Denkmalschützerin …» Evelyne Marty wollte sich an dieser Stelle nicht in dieses politische Thema einmischen.
Abgerundet wurde der Abend durch eine sympathische, persönliche Fragerunde durch Walter Kälin sowie persönlichen Gesprächen mit der Referentin sowie den anderen Besuchern. Erstaunt waren alle über die Ausstellungsstücke, welche vor Ort in einem Schaukasten präsentiert wurden.
Gerne gab Evelyne Marty nach dem Vortrag weitere Auskünfte über die Funde. Foto: Lukas Schumacher