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Schwyzer Politiker beleidigt und bedroht

Die Nerven bezüglich Covid-19 liegen blank – gegen Schwyzer wurden Drohungen ausgestossen. Eine bedenkliche Entwicklung.

ANDREAS SEEHOLZER

Wie der «Bote der Urschweiz» gestern berichtete, liegt der Redaktion eine Sprachnachricht vor, in der eine bekannte Schwyzer Persönlichkeit beschimpft und bedroht wird. Diese Person hatte sich getraut, sich öffentlich negativ zum Fasnachtstreiben von Einsiedeln zu äussern. Sie wollte gegenüber dem «Boten » keine Aussage machen, «zu heikel ist das Thema».

In der Sprachnachricht werden Kraftausdrücke verwendet, und es wird gedroht. So heisst es darin: «Er gehört auf die Abschussliste, zusammen mit Berset und der verdammten Drecksbrut. » Wie Recherchen des «Boten » ergaben, handelt es sich beim Bedroher um einen Ybriger aus Gross. «Die Nerven liegen blank», heisst es dazu von der Polizei. Eine Anzeige gegen den Bedroher ist bei der Polizei nicht eingegangen, entsprechend laufen auch keine Ermittlungen.

Mit Drohungen muss gerechnet werden Mit solch unbedachten Äusserungen verändern sich die Schweiz und ihr politisches System zurzeit nachhaltig. Damit verliert auch der Kanton Schwyz ein Stück seiner Unschuld, denn bis anhin konnten sich Private wie auch Politiker ohne Begleitschutz und Angst vor einem Angriff in der Öffentlichkeit bewegen.

Im Fokus stehen vor allem die Schwyzer Bundesparlamentarier wie zum Beispiel der Nationalrat Marcel Dettling. Zu den aktuellen Bedrohungen von Politikern sagt er: «Ich hoffe nicht, dass nun alle Politiker Personenschutz brauchen.» Wichtig sei, die Meinungen aus der Bevölkerung aufzunehmen und aufs politische Parkett zu bringen, damit kein Vakuum entstehe. Zudem sei auch wichtig, Massnahmen zu beschliessen, die von der Bevölkerung getragen würden.

Nationalrat Alois Gmür spricht im Zusammenhang mit den Drohungen von «einer traurigen Entwicklung» und allgemein einer schwierigen Situation: «Ich bekomme zurzeit viele dramatische E-Mails – keine Morddrohungen, aber wüste E-Mails.» Diese stammen von Befürwortern der Massnahmen wie auch von Gegnern und wirtschaftlich betroffenen Unternehmern. Zusammenfassend sagt er: «Es ist eine unübersichtliche und schwierige Situation für uns alle.» Petra Gössi sagt auf Anfrage, dass man heute mit Drohungen ein Stück weit rechnen müsse, wenn man in der Schweiz ein politisches Amt bekleide. «Auch ich bekomme Drohungen. Dies vor allem in anonymen Briefen und E-Mails.» Bei Zuschriften, die ihr besonders heikel scheinen, schaltet sie jeweils den Bundessicherheitsdienst ein, damit sie informiert sind und eine Einschätzung abgeben. Laut Gössi sind die Drohungen ein Phänomen, «das durch die diversen Social-Media-Kanäle gefördert wird». Von amerikanischen Verhältnissen will sie aber nicht sprechen: «Die Sicherheit der Schweiz ist deswegen noch nicht gefährdet, aber wir müssen sicher ein Auge darauf halten.»

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