In Einsiedeln blieben die Überraschungen aus
Die SVP sicherte sich die Doppelvertretung in der Rechnungsprüfungskommission. Damit ist die einzig umstrittene Frage der Bezirksratswahlen vom 17. Mai bereits beantwortet.
VICTOR KÄLIN
Ungewohnt stimmungslos war der Wahlsonntag in Einsiedeln. Der Bezirksrat sagte wegen der Corona-Pandemie die offizielle Wahlfeier ab und der Fototermin wurde ebenfalls gestrichen: keine Musik, keine Gratulationen und keine Emotionen. Irgendwie passend war auch die politische Affiche: Wenn dem fünften Sitz in der Rechnungsprüfungskommission das grösste Interesse zuteil wird, sagt das schon viel aus über die Attraktivität der Bezirksratswahlen 2020. Die Stimmbeteiligung bewegte sich dementsprechend bei tiefen 29 Prozent. Der Einsiedler Anzeiger fragte individuell nach.
Patrick Schönbächler (neuer Landschreiber): «Die Wahl als solche war wegen der unbestrittenen Ausgangslage und mangels Mitbewerbern natürlich keine Überraschung. Sehr gefreut haben mich aber die breite und überparteiliche Unterstützung und das Vertrauen, das man mir entgegenbrachte und -bringt. Ich schaue das auch als entsprechenden Auftrag an.
Auf das Ergebnis wartete ich zu Hause mit meiner Familie. Ich las und erledigte diverse Büroarbeiten. Gleichzeitig verfolgte ich die Regierungsratsnachwahlen und Wahlen in anderen Bezirken und Gemeinden. Dankbarkeit und Freude sind da, aber auch ein Bewusstsein für die Verantwortung und Aufgabe. Ein Einsiedler Bier unter Freunden brachte dann eine gewisse Lockerheit … Es gab Gratulationen auf allen ‹Kanälen›: Familie, Freunde, Kollegen. Sehr gefreut haben mich auch die Gratulationen von bürgerlichen Parteimitgliedern. In den nächsten Wochen wartet nun einiges an Arbeit auf mich: Einerseits die Kanzlei und die Mandate an meine Nachfolgerin übergeben, andererseits mich in meine neue Aufgabe einarbeiten und vorbereiten. » Maurice Müller (neuer Bezirksrat, FDP): «Als ‹Nicht-Hiesiger› bin ich mit dem Resultat sehr zufrieden. Ich danke allen, welche mir vorab ihr Vertrauen und somit ihre Stimme geschenkt haben. Auch nutze ich hier die Möglichkeit, all meinen Parteikolleginnen und -kollegen zu danken, welche mich unterstützt und mich auf die Aufgaben vorbereitet haben. Auf die kommende Zeit freue ich mich sehr und bin motiviert, das Amt zu übernehmen. Eine Wahlbeteiligung von nur 29 Prozent stimmt mich jedoch auch nachdenklich. Gerade in einer Zeit, in der auf höchster Politebene starker Einfluss auf unser jedes Leben genommen wird, würde ich mir wünschen, dass der Geist der direkten Demokratie wieder stärker aufflammt.
Den Tag habe ich ganz in Ruhe mit meiner Familie verbracht und das schöne Wetter genossen. Zu den ersten Gratulanten gehörten meine Frau und Kantonsrat Reto Keller, welcher mich über die ganze Zeit sehr unterstützt hat. Viele weitere Gratulationen sind via SMS eingegangen. Den Abend habe ich wie all meine gewählten Kollegen im kleinen Rahmen genossen.» Alfred Zehnder (neuer Bezirksrat SP): «Von meinem Resultat bin ich sehr erfreut und überrascht zugleich. Ich hätte nicht erwartet, als neuer Kandidat so viele Stimmen zu holen. Es gilt, die Stimmenzahl aber auch zu relativieren, da es sich um keine Kampfwahl handelte und einige bisherige Bezirksräte nicht auf allen Listen vertreten waren. Nichtsdestotrotz bin ich über mein Resultat sehr glücklich.
Nach einer morgendlichen Biketour wartete ich zu Hause auf unserer Terrasse auf das Ergebnis. Nach Bekanntwerden habe ich mit meiner Familie mit einem Glas Weisswein darauf angestossen. Den eindrücklichen Tag rundete ein Apéro mit dem Bezirksrat im Ratssaal sowie ein Nachtessen mit der Familie in einem Einsiedler Restaurant ab. Bis in den späten Abend durfte ich viele Gratulationen und Wünsche in Form von Whats-App-Nachrichten, Telefonanrufen oder Facebook entgegennehmen, was mich natürlich sehr gefreut hat und Ansporn ist, mich für die Anliegen der Einsiedlerinnen und Einsiedler einzusetzen.
Neuer Bezirksrat zu sein, löst in mir zwei vorherrschende Gefühle aus: Zum einen grosse Freude, dass ich die Wahl geschafft habe und ich aktiv an der Zukunft von Einsiedeln mitgestalten darf, zum andern aber auch Respekt vor der anspruchsvollen Aufgabe, die auf mich wartet. » SVP wehrt Angriff der GLP ab
Spannung herrschte vorgestern Sonnag nur bei der Rechnungsprüfungskommission RPK. Mit ihrem Kandidaten Martin Thoma wehrte die SVP den Angriff der Grünliberalen mit Andreas Kunz jedoch ab. Die parteipolitische Zusammensetzung der RPK bleibt unverändert.
Christian Kälin (Präsident SVP): «Grundsätzlich kann die SVP mit dem Resultat zufrieden sein. Unser Bezirksammann Franz Pirker, unser Bezirksrat Christoph Bingisser, wie auch unsere RPK-Präsidentin Annamarie Kälin wurden in ihrem Amt bestätigt. Unter den Umständen, dass sie sich loyal hinter Martin Thoma- Kälin gestellt haben und daher nicht überall auf den Listen waren, sogar mit sehr guten Resultaten. Mit der Neuwahl von Martin Thoma-Kälin in die RPK stellen wir sicher, dass der ‹normale› Bürger auch eine Stimme hat. Trotz grossem Gegenwind haben wir dieses Ziel erreicht. Persönlich freut uns das sehr für Martin Thoma, da er unsachlicher und unfairer Kritik ausgesetzt war. Dies ist dann auch der fade Nachgeschmack, denn es ist unnötig, dass gewisse Exponenten ihre Antipathien auf dieser Ebene austragen. Die Wahl unserer beiden Richter Urs Holdener und Erich Schädler rundet das erfolgreiche Wahljahr 2020 ab. Dies motiviert, aber verpflichtet auch, weiterhin gute Arbeit für unsere Bürger zu leisten.» Ruedi Bopp (Präsident GLP): «Obwohl es für unseren Kandidaten Andreas Kunz nicht ganz gereicht hat, sind wir mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Fast 1200 Einsiedlerinnen und Einsiedler haben sich für eine Vertretung der Grünliberalen in der RPK ausgesprochen. Das entspricht einem Wähleranteil von über 37 Prozent.
Die Ausgangslage war schwierig für uns. Als kleinste Ortspartei sind wir gegen einen Kandidaten der immer noch stärksten Partei, mit einem mehr als dreimal grösseren Wählerpotenzial angetreten. Zusätzlich hat dann noch die FDP ein ‹Päckli› mit der SVP geschnürt. Diese Hürde war dann trotz Unterstützung der CVP zu hoch. Enttäuscht sind wir nicht. Mit der Kandidatur der GLP hatten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger eine echte Wahl. Nur schon deshalb hat es sich gelohnt. Und durch das gute Ergebnis fühlen wir uns bestärkt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir danken allen, die Andreas Kunz gewählt haben, ganz herzlich.»
Für die SP neu im Bezirksrat: Alfred Zehnder.
Neu im Rathaus: Bezirksrat Maurice Müller (FDP).
Setzte sich in der Kampfwahl zur RPK durch: Martin Thoma (SVP).
Der neue Landschreiber Patrick Schönbächler. Fotos: zvg