«À la carte und Tellerservice sind das Gebot der Stunde»
Nach dem Lockdown wegen des Coronavirus haben auch Reisebüros in Einsiedeln seit dem 11. Mai wieder geöffnet. Doch welche Reisen können diese ihren Kunden derzeit überhaupt anbieten?
WOLFGANG HOLZ
Sind Sie denn froh, Herr Reimann, dass das Reisebüro von Knecht-Reisen in Einsiedeln nach dem Lockdown nun wieder öffnen kann?
Wir waren für Kunden die ganze Zeit erreichbar – und sind es auch jetzt. Welche Angebote gibt es denn derzeit überhaupt für Kunden, die verreisen wollen – angesichts dessen, dass Auslandsreisen diesen Sommer schwer vorstellbar sind? Ob und in welchem Mass Auslandferien dieses Jahr noch möglich werden, weiss niemand mit Sicherheit. Wir werden die weiteren Entwicklungen sehr genau verfolgen und werden uns entsprechend ausrichten. Wann rechnen Sie damit, dass wieder internationale Grenzfreiheit herrscht – die Grenzen der Schweiz zu Österreich, Frankreich und Deutschland öffnen ja nun am 15. Juni?
Das ist eine Frage, die die Politik entscheiden muss. Einen Alleingang eines einzelnen Landes wird es wohl nicht geben, daher dürften sich entsprechende Verhandlungen auf Ministerebene noch eine Weile hinziehen.
Können Reisebüros stattdessen wenigstens vom Inlandsreisegeschäft profitieren, da ja viele Schweizer diesen Sommer im eigenen Land verbringen werden? Wir bieten unseren Kunden Reisen im Inland an. Es gibt einige Anbieter, die entsprechende Angebote für Reisen in der Schweiz für den Wiederverkauf durch die Reisebüros führen. Gehen Sie denn davon aus, dass Flugreisen künftig weniger gebucht werden, weil sie teurer werden? Es ist zu früh, um über solche Fragen zu spekulieren. Was «Abstand halten» und dergleichen für Airlines bedeuten wird, kann zurzeit noch niemand einschätzen. Erst müssen behördliche Grundzüge vorliegen, bevor Fluggesellschaften mit einer Planung und Adaption ihres Angebotes beginnen können. Die preislichen Konsequenzen davon werden sich erst später zeigen. Sobald Auslandsreisen möglich sind, werden die Hotels aufgrund des gebotenen Hygieneabstands wohl weniger Gäste aufnehmen können und deshalb schneller ausgebucht sein. Was raten Sie Feriengästen?
Auch bei dieser Frage ist es zu früh, um Ratschläge zu erteilen. Vorerst müssen sich Politiker und Verwaltungen einig werden, welche Massnahmen umzusetzen sind. Daran werden sich Anbieter orientieren, sich entsprechend verhalten und ihre Angebote korrespondierend ausgestalten. Aber grundsätzlich wird auch in Zukunft gelten: Wer früh genug bei seinem Reisebüro bucht, hat höhere Gewähr, das gewünschte Hotel auch wirklich reservieren zu können, bevor es ausgebucht ist. Denken Sie, dass in Zukunft aufgrund des «Social Distancing » in Zeiten von Corona Ferienwohnungen stärker gefragt sind? Das wird eine individuelle Kundenentscheidung und Prioritätensetzung sein. Es wird aber sicherlich Veränderungen im allgemeinen Reiseverhalten geben.
Essenbüffets sind in vielen Hotels seit Jahrzehnten bei Gästen beliebt. Glauben Sie, dass es solche Büffets aus hygienischen Gründen in Zukunft noch geben wird – zumal man jetzt schon in Hotels beispielsweise nur noch in Form von konkreter Vorbestellung frühstücken kann? Beim heutigen Kenntnisstand scheinen à la carte und Tellerservice eher das Gebot der Stunde zu sein. Wie die Zukunft aussieht, wissen wir alle noch nicht.
Letzte Frage: Was halten Sie von dem Vorschlag, dass Kunden nun Urlaubstalons kaufen können, die sie später gegen eine konkrete Reise einlösen können, um die Reisebranche zu stützen? Wir nehmen an, «Urlaubstalons» seien Gutscheine, die wie Büchergutscheine gekauft und zu späterem Zeitpunkt eingelöst werden können. Der Verkauf von Reisegutscheinen kann sich für Reisebüros momentan zum Beispiel in Bezug auf die Liquidität positiv auswirken.
«Die preislichen Konsequenzen werden sich erst später zeigen.»
Matthias Reimann, Mediensprecher
«Der Verkauf von Reisegutscheinen kann sich für Reisebüros momentan in Bezug auf die Liquidität positiv auswirken.»
Matthias Reimann. Foto: Tamer Karaoglu