Schwyzer Schulen starten im normalen Klassenverbund
Am 11. Mai öffnet die Schwyzer Volksschule wieder. Zur Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts dient ein Schutzkonzept. Dieses basiert auf den Covid-19-Grundprinzipien, des Bundesamts für Gesundheit. Der Kanton verzichtet auf Verschärfungen: Kindergarten, Primarschule und Sekundarstufe I starten im normalen Klassenverbund.
MAGNUS LEIBUNDGUT
In einer Woche ist es so weit: Die Volksschulen in der Schweiz nehmen wieder ihren Betrieb auf. Wie das im Detail ablaufen soll, bestimmt jeder Kanton in Eigenregie. In diesem Sinne hat der Bundesrat seinen Beschluss gefasst – auf Empfehlung der kantonalen Bildungsdirektorenkonferenz. Es überrascht dementsprechend kaum, dass die Kantone unterschiedliche Auswege aus dem Lockdown einschlagen. Im Kanton Schwyz beginnt der Unterricht – unter Einhaltung von Hygiene- und Schutzmassnahmen – in Normalklassen.
Hygienestationen bereitstellen
Eines nimmt der Bildungsdirektor Michael Stähli vorweg: «Für die Realisierung des kantonalen Schutzkonzepts sind die Schulen vor Ort verantwortlich. Diese müssen die organisatorischen Massnahmen umsetzen, damit der Schulunterricht nach den Frühlingsferien wieder aufgenommen werden kann», sagt der Schwyzer Regierungsrat.
Eine wesentliche Rolle komme den Hygiene- und Verhaltensmassnahmen zu, die auf allen Stufen der Volksschule strikte eingehalten werden müssen. Hierbei zählt Stähli gründliches und regelmässiges Händewaschen, den Verzicht auf Händeschütteln und das Teilen von Getränken und Essen, das Niesen und Husten in Taschentuch oder Armbeuge und das Zuhausebleiben bei Krankheitssymptomen auf. «Die Schulen vor Ort sind aufgerufen, an sensiblen Stellen vor und in den Schulhäusern Handhygienestationen bereitzustellen », führt der Bildungsdirektor aus. «Kinder spielen keine Rolle»
«Mit dem Schutzkonzept für die Volksschulen wird das Ziel verfolgt, trotz des Zusammentreffens vieler Menschen die Anzahl schwerer Covid-19-Erkrankungen zu verhindern und Neuerkrankungen auf einem tiefen Niveau zu halten», schreibt die Schwyzer Staatskanzlei in einer Medienmitteilung: Im Fokus stehe primär der Schutz der Gesundheit besonders gefährdeter Personen.
«Wie inzwischen aufgrund empirischer Daten bekannt ist, erkranken Kinder viel weniger häufig als Erwachsene und haben meist mildere Verläufe mit wenigen oder gar keinen Symptomen », erläutert Stähli: «Kinder spielen für die Übertragung des Virus laut Bundesamt für Gesundheit keine wesentliche Rolle.» Zudem könne mit der Öffnung der Volksschulen und der Rückkehr zum Präsenzunterricht das Recht auf Bildung auch für jene Schüler umgesetzt werden, die zu Hause in der Familie über keine oder nur geringe Unterstützung verfügen würden, konstatiert der Regierungsrat. Schulzimmer nicht wechseln
«Auf Grund dieser Erkenntnis sollen sich Kindergärtler und Schüler auf der Primarstufe möglichst normal im Klassenverbund, auf dem Pausenareal, auf dem Schulweg, in Schulbussen und auf den Pausenhöfen verhalten und bewegen können», teilt die Staatskanzlei mit.
«Es gelten daher für diese Schulstufe keine Abstandsregeln unter den Kindern», präzisiert Stähli: Erst für Schüler der Sekundarschule soll darauf geachtet werden, dass der Abstand untereinander möglichst gross gehalten werden könne. «Die Schulen sind aufgerufen, dank räumlichen Massnahmen Unterrichtsformen und Tagesablaufsgestaltung entsprechend anzupassen», hält der Bildungsdirektor fest: Zum Beispiel durch Verzicht auf häufige Schulzimmerwechsel durch die Klassen.
Um grössere Menschenansammlungen zu verhindern, werden die Schulen dazu angehalten, auf Schulveranstaltungen, Aufführungen, Sporttage, Lager, Exkursionen und Schulreisen bis zu den Sommerferien generell zu verzichten. «Darüber hinaus wird empfohlen, den Schwimmunterricht nur dort umzusetzen, wo dies ohne Transport und vor Ort möglich ist», heisst es in der Medienmitteilung weiter. Lehrer sollen Abstand halten
«Lehrer sollen zu den Schülern zwei Meter Abstand halten – und dies ohne Maskenzwang», betont Stähli. Risikopatienten gebe es naturgemäss auch unter den Lehrern: «Diese können sich vom Präsenzunterricht dispensieren lassen und werden ersetzt durch Stellvertreter, pensionierte Lehrer oder Studenten», erläutert Stähli: Die Schulen vor Ort seien aufgerufen, rechtzeitig für einen Ersatz zu sorgen für Lehrkräfte, die nicht in der Lage seien, wegen des Coronavirus vor der Klasse zu stehen.
«Es geht nicht an, dass Eltern ihre Kinder ab dem 11. Mai nicht in die Schule schicken, bloss weil sie Angst vor dem Virus haben», sagt der Bildungsdirektor. Der Kanton Schwyz habe – im Unterschied etwa zu den Zürcher Schulen – verzichtet, den Unterricht in Halbklassen starten zu lassen: «Diese Massnahme bringt nicht viel. Wir sehen keinen Grund für einen gestaffelten Einstieg, weil wir die Zeit bis zu den Sommerferein nutzen wollen, um im normalen Klassenverbund arbeiten zu können», stellt Stähli fest: «Es braucht keinen sanften Einstieg in den Präsenzunterricht. Nach den Sommerferien muss man ja auch gleich mit dem Vollbetrieb ins neue Schuljahr starten.» Sorgen wegen eines Nachteils bloss aufgrund der Corona-Pandemie müsse sich niemand machen, erläutert Stähli: «Repetitionen sollen nur in Ausnahmefällen erfolgen. »
Mittagstisch wieder in Betrieb
«Parallel zum Schulbetrieb werden auch schulergänzende Angebote wie Schülerhort und Mittagstisch unter Einhaltung der Schutzbestimmungen wieder hochgefahren», schreibt die Schwyzer Staatskanzlei: Gleiches gelte auch für die kantonalen Schuldienste Logopädie und Schulpsychologie, die gemäss speziellen Schutzkonzepten ebenfalls ihre Dienstleistungen wieder aufnehmen können.
«Mit der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an der Volksschule stehen auch die Angebote der Schulsozialarbeit, der Psychomotorik und der Musikschule unter Einhaltung der Schutzmassnahmen wieder zur Verfügung», teilt die Kanzlei mit.
Noch sind die Schulzimmer im Schulhaus Brüel in Einsiedeln leer: Einerseits sind derzeit Frühlingsferien, andererseits hat wegen des Coronavirus Fernunterricht Einzug gehalten. Auch im Klosterdorf gehen die Schüler ab dem 11. Mai fast wie gewohnt wieder in die Schule. Foto: Wolfgang Holz