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«Für uns ist Urs der gleiche Urs»

«Für uns ist Urs der gleiche Urs» «Für uns ist Urs der gleiche Urs»

Auf Besuch im «Paradiesli» bei Irene und Erwin Kryenbühl – den Eltern des neuen Unteriberger Skistars, der jetzt leider verletzt ist

Die Euphorie nach dem fabulösen Erfolg des Unteriberger Skirennfahrers Urs Kryenbühl hat infolge seiner aktuellen Verletzung einen Dämpfer erhalten. Seine Eltern nehmen die Nachricht besorgt – und doch auch mit innnerer Ruhe auf.

WOLFGANG HOLZ

«So ist eben Sport», meint Erwin Kryenbühl spontan, nachdem er gerade mit seinem Sohn Urs nach dessen Trainingssturz am Lauberhorn am Dienstagabend telefoniert hat. «Er hat gesagt, er humpelt. Ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist», sagt der 53-Jährige und nimmt nachdenklich am Esszimmertisch Platz – neben seiner Ehefrau Irene.

«Urs»-Fanclub gegründet Die Eltern hoffen natürlich, dass jetzt nicht die gesamte Saison für Urs infolge seiner Fussverletzung vorbei ist. «Das wäre wirklich schade, nachdem es ihm jüngst so gut gelaufen ist», erklärt Vater Kryenbühl ruhig und besonnen. Er habe nicht den Eindruck gehabt, dass sein Sohn nach seinem sensationellen zweiten Platz bei der Ski-Weltcup- Abfahrt in Bormio am Lauberhorn nun unter besonderem Erfolgsdruck gestanden sei. «Das mit dem Sturz ist einfach Pech.» Grosses Pech. Denn wie die medizinische Untersuchung von Urs’ Fussverletzung gezeigt hat, muss er nun sechs bis acht Wochen pausieren – die Saison ist wohl mehr oder weniger gelaufen ( siehe auch Text unten).

Draussen am schönen Haus der Kryenbühls im «Paradiesli» in Unteriberg hängt derweil weiter eine «Hopp Urs»-Fanfahne. Im Blumentopf im Esszimmer steckt noch eine. Diese deuten an, dass sich nach dem Erfolg ihres 25-jährigen Filius etwas verändert hat. Denn seit Ende Dezember gibt es beispielsweise einen Fanclub Urs Kryenbühl, dem inzwischen 60 Personen angehören.

150 «Urs»-Mützen verkauft Sogar eine «UK»-Urs-Kryenbühl- Skimütze können Fans des Unteriberger Abfahrers jetzt erstehen – für 30 Franken bei Irene Kryenbühl. «Von den 200 Mützen wurden schon 150 verkauft », sagt die 50-Jährige und lacht. «Ich trage die Mütze bei der Arbeit – die ist bequem», meint Erwin Kryenbühl. Sein skibegeisterter Stiefbruder, Toni Wiget, sei auf die Idee gekommen, doch etwas zu machen und einen Fan-Club zu gründen. «Das war noch vor dem Erfolg von Urs in Bormio», sagt er.

«Nüt» Gleichzeitig versichern Mutter Irene und Vater Erwin bescheiden, dass sich eigentlich «nüt» verändert hätte seit dem «überraschenden Podestplatz » ihres Sohnes in Bormio. «Ausser, dass einem vielleicht plötzlich einige Leute mehr guten Tag sagen», meint Irene Kryenbühl und lacht fröhlich. Das Lachen der Feng-Shui-Beraterin wirkt ansteckend und sehr sympathisch. Man fühlt sich im Hause Kryenbühl, wo neben der Haustür ein lustiges «Ab hier bitte lächeln»-Schildchen prangt, irgendwie sofort wohl.

«Für uns ist der Urs der gleiche Urs wie vor seinem Erfolg – wir waren aber sicher sehr stolz auf seine Leistung», sagen die Eltern unisono. Wobei beide bei jedem Rennen, das ihr Sohn fährt, mehr als nur mitfiebern. Mutter Irene gibt zu, dasss sie Live-Übertragungen von Rennen im Fernsehen nicht verfolgen könne. Und auch Vater Erwin räumt ein, dass bei ihm der Puls stets sehr hoch sei, wenn er Urs im Fernsehen in Echtzeit zuschaue: «Die Anspannung ist schon sehr gross.»

Kommt immer auf Besuch vorbei

Der 25-jährige Skirennfahrer, der mit seiner Freundin seit einem halben Jahr im Dorfzentrum von Unteriberg wohnt, hängt andererseits nach wie vor an seinen Eltern. «Wenn er zwischen den Rennen jeweils nach Unteriberg kommt, besucht er uns immer», sagt Mutter Irene. «Den Ehrgeiz und seinen unerschütterlichen Willen, sich trotz schweren Verletzungen hochzurappeln und weiter an sich zu glauben, hat er übrigens von seiner Mutter», sagt Vater Erwin grosszügig und grinst. Diese nickt mit dem Kopf und lacht zurück: «Von mir hat Urs vielleicht auch, dass er immer offen ist für Neues.» Vermehrt Anfragen von auswärts an den SC Drusberg Für Erwin Kryenbühl, der nicht nur Vater von Urs ist, sondern auch Präsident des SC Drusberg, für den sein Sohn startet, zeitigen die jüngsten Erfolge von Urs Kryenbühl und natürlich von Wendy Holdener auch Konsequenzen für den Skiclub. «Wir haben neuerdings vermehrt Anfragen von auswärts, von Eltern aus Kloten und Dübendorf, die ihre Sprösslinge künftig zu uns ins Training schicken wollen», berichtet er. Doch darauf sei der Verein eigentlich gar nicht scharf. Kein Wunder. Denn der Verein, der rund 240 Mitglieder zählt, kann neuerdings aus der Region mit neuem Zuwachs beim Nachwuchs aufwarten.

«Dass wir mit Wendy Holdener und Urs so starke Skifahrerinnen und Skifahrer in unseren Reihen haben, hat zum einen damit zu tun, dass wir in den Jahrgängen zwischen 1990 und 1995 eine starke Gruppe hatten », erklärt der Skiclub-Präsident. Zum anderen habe man in der JO immer über gute Trainer verfügt. Ein Kryenbühl fährt auf jeden Fall über die Streif Und wie geht es jetzt weiter mit der Skikarriere von Urs – der ja von Beruf eigentlich gelernter Hotelkaufmann ist? «Bis jetzt hat er keinen Plan B. Wir wünschen uns natürlich, dass er schnell wieder gesund wird und bald wieder Rennen fahren kann», hofft Vater Erwin. Das Saisonziel, künftig unter den besten 30 zu sein und damit über eine Startgarantie für jedes Rennen zu verfügen, habe Urs ja schon erreicht.

In Kitzbühel kann Urs Kryenbühl aufgrund seiner Fussverletzung nun ja nicht starten. Einer aus dem Hause Kryenbühl wird aber auf jeden Fall die Familienehre auf der Streif vertreten – saust doch Urs’ älterer Bruder Rolf als Vorfahrer fürs Rennen in Kitzbühel runter.

«Die Anspannung beim Zuschauen ist schon sehr gross.»

Vater Erwin Kryenbühl

Zu Hause im «Paradiesli»: Die Eltern von Unteribergs neuem Skistar Urs Kryenbühl – Erwin und Irene Kryenbühl. Mutter Irene trägt die neue «Urs»-Mütze, von der schon 150 Stück verkauft worden sind.

Foto: Wolfgang Holz

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