«Von Haus aus bin ich Bildungs- und Kulturpolitiker»
Mit Jonathan Prelicz wollen sich die Sozialdemokraten ihren Sitz im Schwyzer Regierungsrat zurückholen. Im Interview mit dem EA nimmt der SP-Regierungsratskandidat Stellung zu zentralen politischen Themen wie Gesundheit, Wohnen, Bildung und Frauen in der Politik.
Sie sind ein erfolgreicher Sänger, Musiklehrer und Musikschullehrer. Warum sind Sie bereit, Ihre Musikerkarriere für die Politik aufzugeben? Ich bin sehr gerne Musiker und Musikschulleiter. Ich habe jedoch das Gefühl, dass man als Politiker noch mehr bewegen kann. Als Regierungsrat hat man die Möglichkeit, vieles zu gestalten, was man als Musiker nicht kann. Das motiviert mich sehr. Welches Ressort im Regierungsrat interessiert Sie am meisten? Das ist schwer zu sagen, weil man als neuer Regierungsrat sein Ressort nicht auswählen kann. Mich interessiert vieles in der Politik. Von Haus aus bin ich Bildungsund Kulturpolitiker. Aber während der vergangenen acht Jahre habe ich mich mit vielen Themen befasst, für die ich mich begeistern kann, zum Beispiel für Umweltschutz oder Soziales.
Warum sollte die SP wieder im Regierungsrat vertreten sein? Ich finde es wichtig, dass in den zentralen Gremien der Politik alle Parteien vertreten sind, die relevant sind. Die Zusammenarbeit mit den anderen Parteien funktioniert zwar teilweise, aber manchmal scheitert sie, weil wir nicht in der Regierung vertreten sind. Wenn die Sozialdemokraten eine Stimme im Regierungsrat hätten, würde das die Zusammenarbeit sehr erleichtern. Wenn man die Herausforderungen der Zeit angehen will, braucht es die Zusammenarbeit aller Parteien. Welches ist Ihre wichtigste Erfahrung als Kantonsratspräsident?
Besonders ist sicher, einen Rat von 100 Leuten zu leiten und wirklich neutral an die Sachen heranzugehen. Das ist eine wichtige Erfahrung, die gerade für das Amt des Regierungsrats sehr wertvoll ist. Denn auch im Regierungsrat muss man seine eigene Meinung zurücknehmen, weil man Teil einer Kollegialbehörde ist und ihre Gesamtmeinung vertreten muss. Ist dieses Amt eine gute Vorbereitung für die Arbeit in der Regierung?
Ja, ich denke, dieses Amt hilft mir dabei, den Kanton besser zu verstehen. Als Kantonsratspräsident lerne ich viele Menschen und Lebensrealitäten kennen, was für einen Regierungsrat sehr wertvoll ist. Was ist Ihr dringendstes politisches Anliegen für den Kanton Schwyz? Für mich ist sehr wichtig, dafür zu sorgen, dass die Bevölkerung am Ende des Monats noch etwas im Portemonnaie hat. Wich-tige Themen sind die hohen Krankenkassenprämien und die steigenden Mieten. Dafür müssen wir Lösungen finden. Die bürgerlich dominierte Regierung tendiert zu immer tieferen Steuern – was sagen Sie dazu?
Ich sehe das kritisch, denn mit den Steuern bezahlt der Kanton seine Leistungen. Zum Beispiel bringt es im öffentlichen Verkehr für den Normalverdiener nichts, wenn wir die Mittel zusammenstreichen. Auch wenn wir bei den Krankenkassenprämienverbilligung immer mehr kürzen, nur um Steuern zu spa-ren, dann haben am Ende jene Leute mit niedrigem Einkommen das Nachsehen.
Welches sind für Sie die wirksamsten Mittel, um die steigenden Krankenkassenprämien und Mieten in den Griff zu bekommen?
Bei den Krankenkassenprämien gibt es zwei Massnahmen, die meiner Meinung nach nötig sind: zum einen die Erhöhung der Prämienverbilligung, eine Massnahme, die sich schnell durchführen lässt. Zum anderen müssen die Gesundheitskosten gesenkt werden, doch dies ist nicht nur kantonal ein Thema, sondern auch national. Zu den Mieten: Bisher kennt der Kanton Schwyz kein Programm für sozialen Wohnungsbau, und ich sehe durchaus Potenzial dafür, dass der Kanton darin mehr Verantwortung wahrnimmt und sozialen Wohnungsbau mitträgt. «Es darf nicht sein, dass wichtige Eckpfeiler unserer Grundversorgung weiter privatisiert werden », schreiben Sie in Ihrem Profil. Wie wollen Sie dem Privatisierungstrend entgegenwirken? Indem man öffentliche Einrichtungen wie Schulen oder den öffentlichen Verkehr ausreichend finanziert, weil von diesen Dingen auch die Mehrheit der Gesellschaft profitiert. Was schlagen Sie vor, um die drei Regionalspitäler im Kanton zu erhalten? Ich finde es wichtig, dass nicht eine Lösung von oben diktiert wird, sondern gemeinsam Strategien entwickelt werden und man schaut, wo der Kanton mehr Verantwortung übernimmt oder sich ein Spital mehr auf ein Gebiet spezialisiert. Ich denke, dieser gemeinsame Weg wird teilweise schon eingeschlagen, aber es ist wichtig, dass man ihn weitergeht und nicht jeder für sich alleine kämpft. Der Frauenanteil in der Schwyzer Politiklandschaft ist niedrig – wie kann das geändert werden?
Zweifellos sind Frauen im Kantons- und Regierungsrat untervertreten. Die SP setzt sich stark für mehr Frauen in der Politik ein. In der Gemeinde Arth, wo ich für den Kantonsrat kandidiere, sind mehr Frauen als Männer auf der Liste. Wenn alle Parteien diese Frage ernst nehmen würden, hätten wir sicher andere Quoten. Wichtig ist auch, dass Frauen gute Plätze auf der Liste bekommen, um eine Chance zu ha-ben, gewählt zu werden. Das ist das A und O.
Was würden Sie gegen den Lehrermangel im Kanton Schwyz unternehmen? Es braucht eine Entlastung der Lehrpersonen. In den letzten Jahren wurden etliche Reformen angestossen. Damit diese zielgerichtet umgesetzt werden können, braucht es entsprechende zeitliche und personelle Ressourcen.
Foto: Eugen von Arb