«Da steckt viel Herzblut dahinter»
Mit einer einzigartigen Konstruktion ermöglicht Max Tschümperlin der Loipe Schwedentritt eine längere Saison
Die Schneeverhältnisse in Einsiedeln lassen in den letzten Jahren zu wünschen übrig. Um länger dem Langlaufen frönen zu können, müssen die Pistenmacher erfinderisch werden … und das wurde Max Tschümperlin aus Brunni.
Erst Hui, dann lange Pfui, und jetzt wieder Hui … so könnte man den Winter aus Sicht der Langläufer und Loipenverantwortlichen unserer Region salopp beschreiben. Wie bitter es für einen Loipenmacher sein muss, wenn der ganze Schnee plötzlich dem Regen weicht … wurde EA-Redaktor Lukas Schumacher erst so richtig bewusst, als er eine kleine Runde mit dem Loipenverantwortlichen Max Tschümperlin auf der Loipe Schwedentritt drehte.
Neues Gefährt mit dem gewissen Etwas Stolz präsentiert Max Tschümperlin das nagelneue Pistenfahrzeug PistenBully 100 von Kässbohrer, welches etwas vom Besten sei, das man aktuell kaufen könne. Dank grösserem Motor mit 256 Rössern «unter der Haube» verbraucht das Raupengefährt weniger Diesel und hat damit einen geringeren CO2-Ausstoss als der Vorgänger, da der Motor mit niedriger Drehzahl bedeutend weniger «schaffen» muss. Zudem kann der Pisten-Bully die 800 Kilogramm schwere Schneeschleuder vorne mit Leichtigkeit stossen. Der Club Schwedentritt hat mit dem neuen Fahrzeug gut investiert. Das Gefährt ist auf Gummiraupen unterwegs, anstelle der sonst üblicheren Raupen mit Metallstegen. Das schont die Natur und freut die Landwirte. High-light ist die 1,5 Meter breite Schneeschleuder. Max Tschümperlin, gelernter Metallbauer und selbstständiger Unternehmer des Tiefbauunternehmens Gebrüder Tschümperlin GmbH, hat hier selbst Hand angelegt. Aus Eigeninitiative hat er für die Schneeschleuder den Unterbau, einen Schlitten, geschweisst, der verhindert, dass sich diese in den Boden frisst, und hat eine Verbindung zur Halterung des PistenBullys kreiert – eine vermutlich schweizweite Neuheit, als er sie in der letzten Saison erstmals im Einsatz hatte.
Leidenschaft liegt im Blut Dass der Alpthaler liebt, was er tut, merkt man sofort, wenn er von seiner Arbeit spricht. Seine Firma Gebrüder Tschümperlin hat vom Club Schwedentritt auf Werkvertragsbasis den Auftrag zur Präparierung der Loipe erhalten. Freude muss man auch haben, sonst könnte man diese zeitaufwendigen Arbeiten, die meist nachts und sieben Tage die Woche stattfindet, nicht machen.
Wenn es schneit, dann ist Max Tschümperlin fast rund um die Uhr am Loipen präparieren. Manchmal fährt er die ganze Nacht hindurch, schläft tagsüber kurz zwei Stunden und sitzt abends schon wieder im Bully. «Man muss schon der Typ dazu sein, um so zu arbeiten.» An einem normalen Tag, ohne dass es vorher geschneit hat, benötigt er rund 7 bis 8 Stunden, um die Loipe mit ihren 20 Kilometern sowie die 10 Kilometer Wanderwege zu präparieren, wenn er allein unterwegs ist. «Da steckt viel Herzblut dahinter », sagt Tschümperlin und ich glaube ihm.
Die Leidenschaft scheint ihm und seinem Bruder und Geschäftspartner Alex tatsächlich im Blut zu liegen. Sein Vater Beat Tschümperlin ist schon seit 25 Jahren Vorstandsmitglied des Clubs Schwedentritt und hat dieses Juwel massgeblich geprägt.
Max Tschümperlin präparierte auch schon mehrere Jahre die Pisten in seinem Heim-Skigebiet Brunni-Haggenegg. Das Präparieren der Loipe sei jedoch vielfältiger, da man viel weiter herumkommt. Die Abend- und Morgenstimmungen auf den weitläufigen Schwedentritt-Loipen seien fantastisch und kämen einem sonst nicht vor Augen, schwärmt der 30-Jährige.
Schnee vom Loipen-Rand und vom Dorf Damit die vielen Langläufer aus nah und fern eine möglichst lange Saison geniessen dürfen und die Loipe auch mal wärmere Zeiten übersteht, muss so viel Schnee wie möglich über die Strecke verteilt werden. Am bes-ten geht dies mit der Schneeschleuder. Max Tschümperlin fährt die gesamte Strecke auf beiden Seiten der Loipe dreimal ab und schleudert so den Schnee von der Seite auf die Piste. Dass sich dieses System bewährt, hat die letzte Saison gezeigt, in der man in Einsiedeln noch klassisch laufen konnte, wo vielerorts auf derselben Höhe nur noch Skating angeboten wurde. Als weitere lebensverlängernde Massnahme holen sich die Loipenmacher den Schnee, den der Bezirk Einsiedeln bei seinen Räumungen deponiert.
Es ist schwieriger, als es aussieht Das Handling der Schneeschleuder ist diffizil. Die Hydraulik des PistenBullys hebt, schwenkt, kippt und dreht die 800 Kilogramm schwere Schleuder, als bestünde diese aus Schaumstoff. Max Tschümperlin muss dabei nur den Multikontroller leicht in Bewegung setzen. Die Schleuder folgt dabei genau seiner Handbewegung in alle Richtungen. So kann er die Schleuder immer perfekt ausrichten und dem Gelände anpassen. So vermeidet er, dass zu tief geschleudert wird und Dreck auf die Loipe gerät.
Als sich der Schreibende kurz vor 22 Uhr wieder auf den Heimweg macht, ist für Max der Arbeitstag noch lange nicht vorbei. Er wird noch die ganze Nacht unterwegs sein. Um wach zu bleiben trinkt er nicht etwa Kaffee oder Red Bull, nein, «mir genügt ab und zu ein Schluck Wasser» – und, davon darf man ausgehen, eine kräftige Portion pure Leidenschaft.
Fotos: Lukas Schumacher