Teigwaren – zum Essen fast zu schade
Martin Wilhelm und Angela Schwaighofer stellen Design-Teigwaren her
Nachhaltige Werbegeschenke, die man schätzt: die gibts! Zum Beispiel die Design-Teigwaren aus der Manufaktur «Gaumenkult» in Willerzell.
GINA GRABER
Viele Vollzeit-Berufstätige gönnen sich am Abend ein Bierchen und legen entspannt die Füsse hoch. Nicht so Martin Wilhelm und seine Frau Angela Schwaighofer, die seit 2017 in Willerzell leben. Der Servicetechniker und die Pflegefachfrau verbringen ihre Freizeit gerne im Keller und stellen Teigwaren her. Nicht etwa nur für sich selber, sondern als Werbegeschenke für Firmen, als regionale Souvenirs für Touristinnen und Touristen oder als Give-aways an privaten Anlässen wie Geburtstagsfeste oder Hochzeiten.
Teigwaren statt Backwaren
Die Eheleute stellen gerne selbst Dinge her und strotzen nur so vor Ideen, was sie nebst ihren Jobs noch alles auf die Beine stellen könnten. So fuhren sie im Herbst 2020 los, um einen Profi-Brotbackofen zu kaufen; denn das damalige Marketingprojekt galt der Herstellung von eigenen Backwaren. Auf die-ser Reise entdeckten sie nebst Backöfen auch Profi-Pastamaschinen und waren sofort Feuer und Flamme. Das Brot muss-te warten, der Fokus war nun auf die Teigwaren gerichtet.
Tüchtigen Menschen steht die Welt offen: «Ich habe Talent und bin fleissig», erklärt der gebürtige Bündner nicht unbescheiden. In Rekordzeit entstand im hauseigenen Keller die Teigwarenmanufaktur «Gaumenkult» mit dem Ziel, ein alltägliches Produkt einzigartig und nachhaltig herzustellen. Seit April letzten Jahres werden dort Teigwaren in verschiedenen Formen wie Herzen, dem Matterhorn oder einer Kloster- Silhouette fabriziert. Der verwendete Hartweizen kommt aus dem aargauischen Fricktal. Ausser Wasser kommen keine weiteren Zutaten in den Pastateig, denn das Ziel von Martin Wilhelm und Angela Schwaighofer ist die Herstellung eines hochwertigen Produkts aus möglichst naturnah angebautem Schweizer Getreide.
Qualität mit Golddruck und Schweizerkreuz
Nebst der Qualität des Produkts ist die Verpackung entscheidend. Auch hier experimentierten und bastelten Angela Schwaighofer und Martin Wilhelm, sie klebten und stempelten, verwarfen Papiersorten und tüftelten am Logo herum, bis sie und die Kunden mit dem Resultat zufrieden waren: Schlichte, schwarze und rote Papiersäckchen mit Golddruck und Schweizerkreuz geben den hochwertigen Teigwaren das gebührende Outfit.
Sie wollten von Anfang an nicht für sich selbst produzieren, sondern starteten mit dem Ziel, die speziellen Teigwaren zu verkaufen. Potenzielle Kunden sahen die beiden hauptsächlich in regionalen Unternehmen, wo sie mit ihren liebevoll verpackten Teigwaren vorstellig wurden. «Klinken putzen», nennt das Martin Wilhelm, und der Fleiss machte sich alsbald bezahlt: Unter anderem hat die Milchmanufaktur die Gaumenkult-Teigwaren in ihr Regio-Shop-Sortiment aufgenommen, ein Glücksfall für das Start-up-Unternehmen.
Teigwaren mit persönlichem Motiv
Die Design-Teigwaren können aber auch von Privatpersonen gekauft werden, zum Beispiel als «Bhaltis» für Anlässe wie Hochzeiten oder Geburtstagspartys. Ab einer bestimmten Bestellmenge kann man sich so-gar sein eigenes Motiv anfertigen lassen.
Der Brotbackofen ging trotz allem nicht vergessen und steht nun ebenfalls im Keller. So kommt es, dass an der Rinderplätzstrasse 44 in Willerzell jeden Samstagmorgen frische Brezen (grosse Laugenbretzel) feilgeboten werden. Einen Fixpreis für das Gebäck aus Bayern, der Heimat von Angela Schwaighofer, gibt es nicht. Man bezahlt, was einem die feinen Backwaren wert sind. Inserat erschienen.
www.gaumenkult.ch; Bestellung für Brezen: 079/417’50’00.
Martin Wilhelm und Angela Schwaighofer vor dem Trocknungsapparat für ihre Teigwaren. Foto: ggm. «Glück kann man sich mit Fleiss erarbeiten.»
Martin Wilhelm, Start-up-Unternehmer