Das Monatsgespräch im Oktober
Franziska Keller trifft Alfred Kälin, pensionierter Elektrikermeister und engagierter SAC Seniorentourenleiter
Jahrgang: 1947 Bürgerort: Einsiedeln Geburtsort: Einsiedeln Wohnort: Gross (einem Auswärtigen muss man sagen: Einsiedeln) Vor 24 Jahren begegneten wir uns zum ersten Mal an einem Weihnachtsessen für ehrenamtlich Tätige der Pfarrei. Schon beim ersten Händeschütteln prüfte Alfred Kälin mich mit kritischen Fragen zu Kirche und Welt. Er wollte genau wissen, mit wem er es zu tun hat – seine herzliche und positive Ausstrahlung zeigten mir jedoch vom ersten Moment, dass er einer der Menschen ist, denen man immer wieder gerne begegnet.
Er, der lebenserfahrene Mann, der nach seiner Lehrzeit als Elektriker in Einsiedeln zum Elektrizitätswerk Höfe nach Pfäffikon wechselte, die Meisterprüfung absolvierte und später die Abteilung Elektrizitätsnetz übernahm. 40 Jahre lang blieb er dem EW Höfe treu. Privat lernte Fredi seine Alice kennen, 1973 heirateten die beiden und bauten auf Genossenland in Gross mit viel Eigenleistung ein schönes Haus, wurden Eltern von einer Tochter und zwei Söhnen.
Seine politische Karriere begann er als Kirchenpräsident im Viertel Gross, war danach zehn Jahre lang Kirchenpräsident der katholischen Kirchgemeinde, bevor er dann nach Schwyz in den Kantonsrat gewählt wurde. Heute ist Fredi beruflich ruhiger geworden und hat nach 53 Jahren als Aktivmitglied in der Feldmusik Gross seine Tuba in die Ecke gestellt. Seine Leidenschaft gehört seit Jahren dem Wandern. Es gibt Menschen, die erklimmen x-mal den Mythen. Welches ist deine Leidenschaft?
Foto: zvg
Seit Jahren ist es das Wandern, inzwischen bin ich Seniorentourenleiter des Alpenclubs. Im Sommer unternehmen wir jeden Mittwoch eine Wanderung zwischen 3,5 und 4,5 Stunden mit etwa 400 bis 800 Höhenmetern in der näheren oder weiteren Umgebung. Bei unsicherer Witterung schieben wir die Tour auf Dienstag oder Donnerstag. Auch fahren wir hie und da E-Bike und im Winter gehen wir auf Ski- oder Schneeschuhtour. Ich bin beeindruckt. Wie viele Personen kommen da jeweils mit? Durchschnittlich sind zwischen 15 und 30 Personen dabei, gerne auch Alleinstehende und 2/3 davon sind Frauen. Nicht, dass Männer weniger wandern gehen, aber vielleicht zieht ein Mann eher auch mal allein los. Da bei uns der Altersdurchschnitt langsam nach oben steigt, organisieren wir häufig auch Touren, die teilweise – falls die Kraft allmählich etwas nachlässt – mit der Luftseilbahn oder dem Postauto zurückgelegt werden können. In unserer Wandergruppe hat der soziale Kontakt grosse Priorität. Wie verbringst du den Tag, wenn du nicht in der Natur bist? Ich bin ein Familienmensch und geniesse die Zeit gerne mit meinen Liebsten zusammen – insbesondere mit meiner Frau Alice und unseren sieben Enkelkindern. So freue ich mich auch sehr darüber, dass wir unser Haus 2012 zu einem Zweifamilienhaus umgebaut haben. Alice und ich wohnen nun ebenerdig und haben somit in Absprache mit unseren Kindern gut für das Alter vorgesorgt.
Ich geniesse es, Musik zu hören, nachdem ich meine Tuba in die Pension geschickt habe und besuche sehr gerne die unterschiedlichen Konzerte, von denen es in unserem Bezirk eine grosse Auswahl gibt. Ach ja, und seit ich 2004 im Kantonsrat aufgehört habe, bin ich Präsident des Vereins Schwyzer Wanderwege.
Wie ist es zu diesem Generationenhaus gekommen? Ich beobachte immer wieder, dass sich Menschen aufgeben, wenn sie ins Altersheim kommen. Wir müssen kreativ andere Wege finden, im Sinne der Spitex. Wir können doch nicht alle älteren Menschen in Altersheimen unterbringen. Auch aus diesem Hintergrund und nach Gesprächen mit unseren Kindern haben wir familienintern das rollstuhlgängige Generationenprojekt konzipiert.
Wie schaffst du es, eine solche Zufriedenheit auszustrahlen?
Das Leben gefällt mir einfach und ich bin gesund – was will der Mensch mehr? Da strahlt die Dankbarkeit wohl aus mir heraus.
Bedauerst du etwas?
Viele Menschen leben heute materiell besser, aber geistig nicht. Ich wünschte mir, dass die Menschen wieder mehr zusammenhalten.
Wie erlebst du den Alltag heute, vergehen die Tage schneller als früher? Mittlerweile bin ich sieben Jahre pensioniert und diese Zeit ist tatsächlich sehr schnell vergangen. Wenn man morgens gesund und zufrieden aufstehen kann, ist das doch einfach wunderbar. Und wenn ich mal kein Tagesziel vor Augen habe, dann mache ich mir eines. Ganz einfach; es gibt immer etwas, das getan oder unternommen werden möchte. Welche Veränderung nimmst du in unserem Bezirk wahr? Das Schulwesen ist im Umbruch und die Differenzen wegen der Schulhäuser. Ich nehme auch wahr, dass der Bezirksrat heutzutage einen sehr schweren Stand hat und vielleicht bei gewissen Themen auch zu wenig kompetent durchgreifen kann. Ich bedaure etwa auch, dass aus der Erneuerung des Klosterplatzes ein solches Problem geworden ist, das man gerne in den Medien ausschlachtet. Welches politische Thema verfolgst du aktuell? Die Krankenkassenprämien sollten nicht ins Unermessliche steigen und die Erhaltung der Arbeitsplätze in unserer Region ist mir ein grosses Anliegen. Wenn ich am Morgen beobachte, wie viele Autos Dorf auswärts brausen, finde ich das bedenklich. Welche Werte sind dir wichtig?
Innere Zufriedenheit, Gesundheit und dass wir der Umwelt Sorge tragen. Dass das Familienleben funktioniert – auch in vielfältigen Formen und dass es nicht zu viele konservative Strömungen gibt. Ich bin ein Mitte-Mensch, der das Extreme nicht mag. Mir ist die Erhaltung der gesunden Umwelt sehr wichtig. Da bin ich nicht grün – nur realistisch.
Von Franziska Keller