Der Kanton Schwyz blickt finanziell rosigen Zeiten entgegen
Trotz Corona-Pandemie verläuft die Schwyzer Finanzentwicklung stabil. Sie erlaubt auf das kommende Jahr hin eine Steuerfussreduktion.
VICTOR KÄLIN
«Solid. Gut. Stabil.» Auf diese Kurzformel reduzierte Regierungsrat Kaspar Michel den finanziellen Fitnessstand des Kantons Schwyz. Dominierten vor einem Jahr noch Ungewissheit und Vorsicht, sind an deren Stellen Erfahrungswerte und konkrete Zahlen getreten. Und was für Zahlen: Der gestern präsentierte Finanzplan 2022 bis 2025 sagt dem Kanton Schwyz rosige Zeiten voraus. 20 Prozent weniger Steuern
Doch bleiben wir bei der nicht weniger verheissungsvollen Gegenwart. Für das Jahr 2021 erwartet Michel einen Überschuss von mehr als 180 Millionen Franken! Budgetiert gewesen war eine schwarze Null. Zu dieser letztlich erfreulichen Differenz beigetragen haben in erster Linie die deutlich höheren Steuererträge sowie tiefere Aufwände auf der Ausgabenseite. Und da die Planung auch für die kommenden Jahre lauter schwarze Zahlen voraussagt, ist für die Regierung der Zeitpunkt für eine Steuersenkung gekommen. «Und zwar für eine deutliche», wie Michel gestern betonte.
So soll auf das kommende Jahr hin der Steuerfuss der natürlichen Personen von 150 auf 130 Prozent einer Einheit gesenkt werden. Er selbst wisse nicht, gestand Michel, wann der Kanton auf einen Schlag die Steuern gleich um 20 Prozent gesenkt habe. Die elektronischen Aufzeichnungen unserer Zeitung reichen bis ins Jahr 1985 zurück. Wenn überhaupt, muss es noch früher gewesen sein.
Bei den juristischen Personen wird die Beibehaltung des Steuerfusses von 160 Prozent vorgeschlagen; eine weitere Senkung wäre nicht unproblematisch, da die international sehr attraktive Steuerbelastung in einzelnen Schwyzer Gemeinden klar unter den Streubereich der Mindestbesteuerungsvorgaben der EU von 12 Prozent zu liegen käme. Darüber hinaus, so Michel, bleibe bei 160 Prozent die Marge des Finanzausgleichs wenigstens deckend. Eigenkapital wächst weiter
Unter Einrechnung der Steuerfussreduktion weist der Voranschlag 2022 einen Ertragsüberschuss von 80 Millionen Franken aus. Einerseits erhöhen sich im Vergleich zum Vorjahr die Beiträge an die Ergänzungsleistungen um 15 Millionen und die inner- und ausserkantonalen Spitäler um 11 Millionen auf der Aufwandseite. Auf der Ertragsseite andererseits ist nebst dem höheren Gewinnanteil an der Schweizerischen Nationalbank von 25 Millionen insbesondere mit insgesamt rund 90 Millionen höheren Steuererträgen bei der Gewinnsteuer, bei der Grundstückgewinnsteuer und beim Anteil an der Direkten Bundessteuer zu rechnen. Aufgrund der beantragten Steuerfusssenkung bei den natürlichen Personen resultiert bei der Einkommensund Vermögenssteuer keine weitere Ertragszunahme. Die übrigen Aufwand- und Ertragspositionen sind stabil oder verändern sich nur moderat.
Da in den Finanzplanjahren 2023 bis 2025 Ertragsüberschüsse von 13,5 bis 54,3 Millionen erwartet werden, dürfte das Eigenkapital von derzeit 508 Millionen Franken Ende 2025 rund 873 Millionen betragen. Für einen kantonalen Finanzhaushalt im Umfang von jährlich rund 1,6 Milliarden Franken bezeichnet Kaspar Michel dieses Verhältnis «als sehr solide».
«Für die nächste Zeit sehr gut gewappnet …» Mit der beantragten Steuerfusssenkung werden auch mittelfristig ausgeglichene Rechnungsabschlüsse erzielt. Auch das Nettovermögen bleibt trotz der anstehenden Investitionen erhalten.
Und letztlich sichert sich der Kanton vorderhand noch Reserven, womit der Handlungsspielraum aufgrund der unsicheren Wirtschafts- und Pandemielage weiterhin gewahrt bleibt.
Nach Einschätzung des Finanzdirektors «ist der Kanton Schwyz damit für die Herausforderungen der nächsten Zeit sehr gut und ausserordentlich wettbewerbsfähig positioniert. Er bewahrt sich die Möglichkeit, in Zukunft allenfalls weitere steuerpolitische Massnahmen gezielt anzugehen». Mit einem Abschlag von 20 Prozent «muss das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein», räumte Michel auf Nachfrage ein.
Regierungsrat Kaspar Michel (rechts) und Amtsvorsteher Hermann Grab haben gut lachen: Der Schwyzer Finanzhaushalt präsentiert sich in Top-Form.
Foto: Victor Kälin