«Das Komitee hat rein staatspolitisch argumentiert»
Lorenz Bösch, Präsident der katholischen Schwyzer Kantonalkirche, nimmt Stellung zum Abstimmungsresultat.
MAGNUS LEIBUNDGUT
Wie kommt das Resultat bei Ihnen an?
Ich bin froh, dass es ein Ja gegeben hat. Das Resultat liegt im Rahmen der Erwartungen. Ich finde es gut, dass niedergelassene Katholiken das Stimmund Wahlrecht in unserem Kanton erhalten. Sind Sie vom Ergebnis der Referendumsabstimmung überrascht worden?
Nein, es war von Anfang an klar, dass es eher knapp werden würde. Ich würde von einem soliden Ergebnis sprechen. Und das bei einer sensiblen Frage. Die Geschichte zeigt schon, dass es den Schwyzern eher Mühe bereitet, Auswärtigen die gleichen Rechte zuzugestehen. Was hat den Ausschlag gegeben, dass das Resultat am Schluss relativ knapp geworden ist?
Aus meiner politischen Perspektive habe ich eine etwas andere Optik: Ich finde, 51 Prozent Ja-Stimmen wären ein knappes Resultat gewesen. 53 Prozent Zustimmung sind hingegen ein solides Ergebnis. Wieso sind Ihre Argumente beim Stimmvolk angekommen? Die Stimmbürger sind vom kirchlichen Selbstverständnis überzeugt worden: Es ist einfach logisch, dass getaufte Christen unabhängig der Herkunft zur Kirche gehören und deshalb mitbestimmen sollen. Die Stimmbürger haben verstanden zu differenzieren zwischen der staatskirchenrechtlichen und der staatspolitischen Ebene. Das gegnerische Komitee hat ja nicht kirchenpolitisch, sondern rein staatspolitisch argumentiert, indem es den Fokus auf Ausländer gerichtet hat. Damit haben sie keinen positiven Beitrag zur Entwicklung der Kirche leisten können. Was hat den Ausschlag gegeben, dass es nun beim dritten Anlauf geklappt hat?
Das ist schwierig zu sagen. Vielleicht war es der Rahmen und die Klarheit der Vorlage. Ich kann es nicht sagen, weil ich damals die Abstimmungen als bloss Stimmender zu wenig analytisch verfolgte.
Können Sie die Folgen abschätzen, die nun dieser Entscheid nach sich ziehen wird? Man muss sich keine Illusionen machen: Der Zuwachs von 8500 neuen stimmberechtigten Kirchenbürgern macht bei insgesamt rund 65’000 stimmberechtigten Katholiken im Kanton Schwyz nicht so viel aus. Die Veränderungen bleiben also überschaubar, relativ bescheiden und werden punktuell wirksam. Es ist jetzt zum Beispiel möglich, dass ein niedergelassener Österreicher in Galgenen Präsident der Kirchgemeinde werden kann. Und die niedergelassenen Mitarbeiter in den Pfarreien können nun vollständig mitbestimmen. Dass die Kirche als Vorlage für die Ausdehnung des Stimmund Wahlrechtes in staatspolitischen Fragen auf Niedergelassene dienen wird, glaube ich nicht. Die Begründung dafür müsste eine andere sein.
Lorenz Bösch, Präsident des Kirchenvorstands: «Es ist logisch, dass getaufte Christen unabhängig der Herkunft zur Kirche gehören.»