Neubau der Surfschule bewilligt
Geplanter Bau am Sihlsee neben Naturschutzgebiet in Willerzell wird verkleinert – im Vergleich zum ursprünglichen Projekt
eingelegt.
WOLFGANG HOLZ
Es ist sicher eines der malerischsten Plätzchen am Sihlsee – die Halbinsel Birchbüel. Nicht nur romantische Sonnenuntergänge kann man hier geniessen. Auch ein Flachmoor-Naturschutzgebiet bewahrt an dieser Stelle in Willerzell wertvolle natürliche Uferlandschaft. Vor allem stechen Wassersportler – Ruderer, Kajakfahrer, Surfer, Standup-Paddler – von hier aus gerne in den Sihlsee. Beliebter Ort für Wassersport
Gerade diese Sport- und Freizeittätigkeiten sind in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Und seitdem ein neuer Weg auf die Halbinsel Birchbüel realisiert worden ist, sind Angebot und Nachfrage im Wassersport gestiegen. Deshalb will Christian Schönbächler, der schon seit 1989 im angrenzenden «Grüene Aff» wirtschaftet und die Surfschule Willerzell am Ufer der Sihlsee-Bucht betreibt, seit Langem auf der Halbinsel einen Neubau der Surfschule realisieren.
Baueingabe Sommer 2018
Schon 2009 hatte Schönbächler ein Baugesuch für die Sanierung und Erweiterung des Bootsstegs sowie für den Neubau eines Cafés oder einer Bar eingereicht. Das Verfahren wurde damals aufgrund der geplanten Nutzungsplanrevision des Bezirks sistiert. 2014 zonte der Bezirk Einsiedeln nämlich einen Teil der Halbinsel Birchbüel von der Landwirtschaftszone in die Bauzone um – in die Zone für Sport- und Freizeitanlagen. Im August 2018 schliesslich erfolgte die Eingabe Schönbächlers konkreten Baugesuchs für den Neubau der Surfschule Willerzell. Geplant waren ein Café mit einer Terrasse und insgesamt 108 Sitzplätzen sowie ein separater Umkleideraum mit WC-Anlagen, Aussendusche und Kiosk. «Nicht zonenkonform»: Naturschutzgebiet direkt daneben Doch gegen dieses Baugesuch erhoben die drei Nichtregierungsorganisationen Pro Natura Schwyz, WWF Schwyz und Schwyzer Heimatschutz Einsprache. Kein Wunder: Die Umweltverbände hatten bereits gegen die Nutzungsplanrevision des Bezirks in Sachen Teilumzonung der Halbinsel Birchbüel für Sport- und Freizeitanlagen beim «Grüene Aff» eine Beschwerde eingelegt. Sie zogen ihre Einsprache 2013 nur zurück, indem sie den Bezirk dazu verpflichteten, «sich stärker für die Umsetzung der Schutzanliegen einzusetzen ».
Deshalb war den Umweltverbänden das Baugesuch Schönbächlers ein Dorn im Auge. Die drei Einsprecher monierten (EA 80/2018) vor allem, dass dieses Baugesuch «nicht zonenkonform » sei. Sie befürchteten eine massive Zunahme von Störungen für das benachbarte Flachmoor Sulzel, das von nationaler Bedeutung ist. Ausserdem kritisierten sie, «dass ein Restaurationsbetrieb in dieser Zone nicht bewilligungsfähig und zudem auch keineswegs erforderlich ist, insofern ja ein Restaurationsbetrieb in der Nähe besteht.» Gemeint war damit das Restaurant Grüene Aff direkt neben der Halbinsel.
«Ein Kompromiss konnte zustande kommen, weil das Ganze etwas im Umfang reduziert wurde.»
Michael Erhardt, Pro Natura Schwyz, Einsprecher
Kompromiss durch Einigungsverhandlungen
Trotz dieses vehementen Widerstands hat der Bezirk Einsiedeln Sport Schönbächler aus Einsiedeln nun eine Bewilligung für den Neubau eines Cafés mit Terrasse und separatem Umkleideraum der Surfschule Willerzell sowie einen neuen Fussweg an der Sulzelstrasse erteilt.
Dies teilte der Bezirk am 18. Dezember 2019 in einer Medienmitteilung mit. Dieser Bewilligung war im Juni vergangenen Jahres eine Einigungsverhandlung zwischen den Einsprechern und dem Bauherrn vorausgegangen. Ausserdem sassen Vertreter des Bezirks Einsiedeln und des Kantons Schwyz mit am Tisch. Bei den Gesprächen wurde schliesslich ein Kompromiss ausgehandelt.
Businessplan überarbeitet Im Protokoll der Einigungsverhandlung, das unserer Zeitung vorliegt, wird dokumentiert, dass einerseits die Bauherrschaft erklärte, dass es bei dem Projekt um ihre «Existenzgrundlage » gehe. Ausserdem solle das Bauvorhaben das Naherholungsgebiet auf der Halbinsel Birchbüel schützen, indem zum Beispiel künftig mehr Abfall vermieden werde. Die Umweltverbände betonten andererseits, dass das geplante Café zonenfremd sei. Sie bezweifelten darüberhinaus die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Restaurationsbetriebs – der ja nur im Sommer geführt wird. Der Bezirk Einsiedeln verlangte aus diesem Grund einen überarbeiteten Businessplan des Bauherrn. Unter anderem sollte damit verhindert werden, dass nach kurzer Zeit ungenutzte und nicht mehr unterhaltene Bauten entstehen. Bauprojekt wurde abgespeckt
Entscheidend ist allerdings, wie Michael Erhardt, Einsprecher von Pro Natura Schwyz, festhält, dass das Bauprojekt redimensioniert wurde. Sprich: «Ein Kompromiss konnte zustande kommen, weil das Ganze etwas im Umfang reduziert wurde», so Erhardt.
Konkret heisst das: Auf der Halbinsel Birchbüel wird nur ein neues Gebäude anstatt der geplanten zwei gebaut – «die Umkleiden und die WC-Anlage werden in den Neubau des Cafés integriert», beschreibt Erhardt. Hinzu komme, dass auf die ursprünglich geplante grosse Holzterrasse vor dem neuen Café verzichtet werde. Das bedeutet, dass sich die Gesamtzahl der neuen Sitzplätze verringert. Michael Erhardt: «Nicht zuletzt werden die verstreuten Fahrnisbauten und Materialdepots alle zurückgebaut, und sämtliche Gerätschaften wie Surfbretter und Boote in Zukunft im bestehenden bewilligten Materialschuppen sowie im Untergeschoss des Neubaus untergebracht. Dadurch entsteht mehr Ordnung auf dem Areal.»
Kleiner Kiesplatz statt Terrasse
Während Bauherr Christian sich weder zur Baubewilligung seines Projekts noch zum Kompromiss mit den Umweltverbänden und Behörden äussern möchte, bestätigt Bezirksrat Stefan Kälin, verantwortlich für Bau, Energie und Umwelt, dass im ursprünglichen Baugesuch zwei Baukörper vorgesehen waren – ein Café mit sanitären Anlagen im Untergeschoss und westseitig angebauter Holzterrasse sowie ein separates Gebäude mit Umkleideräumlichkeiten.
Rückbaurevers verfügt «Die Einsprecher forderten eine Projektredimensionierung. Im Rahmen der Einspracheverhandlungen einigten sich die Parteien auf das nun bewilligte redimensionierte Projekt», so Kälin. Die Umkleideräumlichkeiten werden demnach im Hauptgebäude integriert und anstelle der 90 Quadratmeter grossen Holzterrasse wird neu ein kleinerer Kiesplatz von 45 Quadratmeter erstellt. «Unter der Leitung des Bezirks konnte sich die Bauherrschaft zusammen mit den Einsprechern im Rahmen von zwei Einspracheverhandlungen auf ein redimensioniertes Projekt einigen», so Kälin. Dieses Projekt wurde mit Auflagen und Bestimmungen bewilligt. Unter anderem wurde mit der Baubewilligung ein Nutzungsbeschränkungs- sowie ein Rückbaurevers verfügt. Somit stehe einer Realisierung unter Einhaltung der diversen Auflagen grundsätzlich nichts mehr im Wege. Die Baubewilligung hat noch keine Rechtskraft, weil die Beschwerdefrist erst am heutigen Freitag, 17. Januar, ausläuft.
Das umstrittene Bauprojekt der Sportschule Schönbächler am Sihlsee ist vom Bezirk bewilligt worden – in redimensionierter Form. Natur- und Heimatschutzorganisationen hatten Einsprache
Schönes Fleckchen am Sihlsee: Hier auf der Halbinsel Birchbüel ist die Baubewilligung für den Neubau der Surfschule mit Café erteilt worden. Foto: Wolfgang Holz