Senioren machen Militärferien in Einsiedeln
Altersheimbewohner wurden vier Tage im Militärspital umsorgt und gepflegt
Letzte Woche wurden 29 Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen aus Einsiedeln und der Westschweiz vier Tage im Militärspital Einsiedeln durch die Truppeneinheiten der Spitalrekrutenschule 41 aus Moudon umsorgt und gepflegt.
JÜRG EBERLE
Jährlich leisten die Einheiten der Spitalrekrutenschule 41 vom Waffenplatz Moudon einen wichtigen Teil ihrer Ausbildung in Einsiedeln und der Region. Dabei ist das 1984 eingeweihte Militärspital Einsiedeln – das einzige noch existierende Schweizer Militärspital – mit seinen auf drei Stockwerken verteilten umfangreichen unterirdischen Einrichtungen an der Birchlistrasse von zentraler Bedeutung als Ausbildungszentrum und Truppenunterkunft. Während beiden jährlichen Rekrutenschulen üben Kommando, Kader, Soldatinnen und Soldaten in Einsiedeln den Ernstfall mit Echtpatientinnen und -patienten. Nebst dem anspruchsvollen militärischen und medizinischen Ausbildungsprogramm können sie auch die Einsiedler Gegend etwas kennenlernen – und vielleicht auch geniessen.
«Militärferien» wurde die Einsatzübung von Patientinnen und Patienten aus verschiedenen Alters- und Pflegeheimen scherzhaft, jedoch durchaus ernsthaft genannt. Für die Gäste bedeuteten die insgesamt vier Tage zusammen mit den Sanitätstruppen ein Erlebnis, willkommene Abwechslung, Entspannung, Vergnügen, Auszeit, nicht zuletzt Spass. Für die Truppeneinheiten war es eine Einsatzübung mit Echt-Patientinnen und -Patienten, die durchorganisierte Prozesse und Abläufe, Arbeit, Disziplin, Einfühlungsvermögen, Geduld erforderte – eine echte Herausforderung für alle Beteiligten.
Casa Tre Unter dem Kommando von Kompanie Kommandant Oblt Alfons Hophan galt es für die Einheiten der San RS 41-2/19 ernst. Nach vorgängiger Rollenspielübung Casa Due in Räumlichkeiten der Turnhalle und des Schulhauses Herti Unteriberg wurde von Dienstag, 15. bis Freitag, 18. Oktober, im Militärspital Einsiedeln der Echteinsatz geübt. Insgesamt 29 Patientinnen und Patienten, 8 Bewohnerinnen und Bewohner der Einsiedler Alters- und Pflegeheime Langrüti und Gerbe und 21 aus der deutsch- und französischsprachigen Westschweiz kamen zu einem speziellen Erlebnis.
Im Rahmen eines seitens der Heimleitungen und Armeeverantwortlichen sorgfältig geplanten Einsatzes wurden die Patienten durch Armeefahrzeuge in Begleitung von militärischem Fachpersonal ins Militärspital Einsiedeln und wieder zurück in die Heime verlegt. Im Militärspital wurden sie in Empfang genommen, administrativ, unter anderem mit einer Dokumentation persönlich benötigter Medikamente und Pflegemassnahmen erfasst, in der vorgängig bestens vorbereiten Pflegestation einquartiert und unmittelbar durch Pflegerinnen und Pfleger sowie diplomiertem Pflegefachpersonal der Armee umsorgt.
Besondere Beachtung galt während des ganzen Aufenthalts der Sicherheit der pflegebedürftigen, teilweise auch rollstuhlgebundenen Mitmenschen. So waren zwei Rotkreuz- Ärztinnen dauernd anwesend und kurzfristig abrufbar, um in einem ausserordentlichen Notfall sofort notwendige medizinische Massnahmen einleiten zu können.
Dank guter Witterung wurden die Patienten durch das Pflegepersonal zu einem Herbstspaziergang, wenn erforderlich im Rollstuhl, zu einem Gartenwirtschaftsbesuch begleitet. Auch eine Besichtigung der Klosterkirche mit Teilnahme am «Salve» wurde angeboten. Allen Patientinnen und Patienten stand ein Pflegeteam zur Seite, rund um die Uhr im Schichtbetrieb.
Nur gute Noten
Die Patienten genossen ihren Aufenthalt als Abwechslung von ihrem Alltag in den Heimen als eine Art Ferien. Marie-Theres Kälin-Bingisser, wohnhaft im APH Langrüti, war bereits zum zweiten Mal dabei. Sie genoss den Aufenthalt und lobte den abwechslungsreichen Aufenthalt, die hervorragende, äusserst aufmerksame Pflege, die gute Küche, den Kontakt mit allen. «Es ist einfach super, wir können nur Gutes sagen, wir sind nie allein und mein Pfleger, Jenushan Jegatheeswara, ist ein Schatz. Ich habe mich schon für 2020 angemeldet.» schwärmte die rüstige 83-Jährige.
Armee zum Wohl der Zivilbevölkerung Ein Hauptpfeiler der Sanitätsbzw. Spitaltruppen der Schweizer Armee besteht in der Unterstützung der Zivilbevölkerung und ziviler Organisationen der Kantone, zum Beispiel bei Katastrophenfällen. Dafür können die Truppen bei Bedarf von kantonalen Organen oder Behörden zur Unterstützung angefordert werden. Die Einsatzleitung obliegt entweder zivilen Organen, zum Beispiel der Feuerwehr, oder wird nach Absprache den militärischen Kaderorganen übertragen. Dabei kommen je nach Notwendigkeit alle der Armee zur Verfügung stehenden Mittel zum Einsatz, wenn die zivilen Mittel nicht mehr ausreichen, falls erforderlich auch Helikopter.
«Es ist einfach super, wir können nur Gutes sagen, wir sind nie allein und mein Pfleger, Jenushan Jegatheeswara, ist ein Schatz. Ich habe mich schon für 2020 angemeldet.»
Marie-Theres Kälin-Bingisser, 83 Jahre, APH Langrüti
Die Patienten und die Mannschaft verbrachten gemeinsam vier spannende Tage. Fotos: Jürg Eberle
Marie-Theres Kälin-Bingisser mit ihrem Pfleger Jenushan Jegatheeswara.