Wem die Stunde nun wieder zweimal schlägt
Im Kloster Einsiedeln geht eine rund 130-jährige Geschichte zu Ende. In der Karwoche kommt nun ein modernisierter Glockenschlag zum Erklingen – das altehrwürdige, mechanische Schlagwerk wird ersetzt durch Motoren und Elektronik, wie Pater Lorenz Moser im Interview erklärt.
WOLFGANG HOLZ
Pater Lorenz Moser, was ändert sich ab der Karwoche am Glockenschlag des Klosters Einsiedeln?
Ab Mitte Woche wird auch der zweite Stundenschlag wieder zu hören sein; wer es also beim ersten Stundenschlag verpasst, kann in Zukunft die Stunde wieder beim zweiten Schlag abzählen. Warum muss die alte, mechanische Anlage von 1888 überhaupt ersetzt werden? Eine Reparatur des alten Schlagwerkes hätte unverhältnismässig viel gekostet. Da der ganze Rahmen aus Gusseisen besteht, wären zudem später weitere Brüche mit den entsprechenden Folgekosten zu erwarten gewesen – ein Fass ohne Boden. So entschlossen wir uns, von der altehrwürdigen Einrichtung Abschied zu nehmen. Wie funktioniert denn das überhaupt technisch, damit eine Glocke erklingen kann? Beim Läuten schwingt die Glocke und der Klöppel schlägt im entsprechenden Rhythmus an die Glocke. Beim Stundenschlag ruht die Glocke und es wird ein schwerer Eisenhammer hochgezogen und auf die Glocke fallen gelassen. Während dies bisher durch das zentrale Schlagwerk geschah,werden nun diese Hämmer einzeln in der Nähe der Glocke durch je einen Motor hochgezogen. Die Steuerung, die bisher durch das Schlagwerk gegeben war, geschieht nun durch ein elektronisches Programm. Welche Glockenschläge sind von diesem Umbau betroffen? Defekt war eigentlich nur der zweite Stundenschlag, doch ihn allein zu ersetzen, hätte wenig Sinn gemacht, deshalb sind sowohl der doppelte Viertelstundenschlag wie auch die beiden Stundenschläge davon betroffen.
kann.
Ändert sich durch die neuen Motoren auch hörbar etwas am Glockenschlag selbst? Nein, da die neue Bewegungsart genau entsprechend der bisherigen Einrichtung eingestellt werden Was kostet das Kloster die Sanierung des Glockenschlags? Die Kosten dürften gegen 35’000 Franken betragen, ein ansehnlicher Betrag im Dienste der Öffentlichkeit! Was passiert mit der altehrwürdigen gusseisernen Anlage – wird diese abmontiert und künftig Besuchern des Klosters gezeigt? Die alte Anlage lassen wir am ursprünglichen Ort als Museumsstück stehen. Leider ist der Ort etwas abgelegen, sodass die Anlage kaum einer grösseren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.
Nach rund 130 Jahren steht das mechanische Schlagwerk des Klosters Einsiedeln still. Fotos: Lukas Schumacher