«Es war für mich ein bisschen schwierig»
Interview mit Einsiedelns Skispringer Killian Peier zur abgelaufenen Saison
Auch für die Skispringer ist die Saison vorbei. Für Killian Peier ist es nach dem sensationellen dritten Platz bei der Ski-WM 2019 nicht so gut gelaufen wie erwartet. Der 24-jährige Einsiedler analysiert im Interview die abgelaufene Wettkampfserie.
WOLFGANG HOLZ
Herr Peier, wie gehts Ihnen in Zeiten der Corona-Krise? Sind Sie gesund? Ja, ich bin ganz gesund. Alles ist tipptopp. Das Thema Coronavirus ist ja sehr päsent im Augenblick. Das geht an keinem vorbei. Was meine Saison betrifft, wurde diese durch den Ausbruch des Virus etwas verkürzt: Zwei Wettbewerbe und die Skiflug- Weltmeisterschaft mussten abgesagt werden. Mein letzter Sprung war vor gut zehn Tagen ein Qualifikationssprung in Trondheim. Wie beurteilen Sie denn Ihre Saison im Rückblick? Ich hatte sicher meine Höhen und Tiefen. Welche Höhen meinen Sie?
Natürlich meinen zweiten Platz in Nizhny Tagil in Russland Anfang Dezember.
Das war sicherlich ein tolles Gefühl, es so früh in der Saison aufs Podest zu schaffen. Allerdings konnten Sie dieses Ergebnis leider nicht mehr annähernd wiederholen. An was hat es denn gelegen? Da bin ich mir auch noch nicht so ganz im Klaren. Ich konnte vergangenen Sommer sicher nicht so optimal trainieren, wie ich es mir wünschte, weil die mediale Aufmerksamkeit nach meinem Erfolg bei der Ski-WM und der Bronzemedaille stark zugenommen hatte. Das kostete Zeit und Energie, und ich konnte deswegen nicht so intensiv wie gewohnt trainieren. Während der Saison ist es dann zu so einer Art Kumulation negativer Gedanken und Kleinigkeiten gekommen, die mich immer wieder zurückgeworfen haben. Das war ziemlich hart für mich, dass ich nicht einfach die Leistung zurückrufen konnte, die ich letztes Jahr gezeigt hatte.
Bei der Vierschanzentournee in Innsbruck – also dort, wo Sie ja 2019 bei der Ski-Weltmeisterschaft Dritter geworden waren, schafften Sie es auf einer Ihrer Lieblingsschanzen nur auf den 19. Platz und schotteten sich zuvor weitgehend von der Öffentlichkeit ab. War der Erfolgsdruck hier besonders gross, vielleicht zu gross? In Innsbruck bei der Vierschanzentournee hat mich der Erfolg des letzten Jahres wahrscheinlich schon etwas in meiner Leistung gebremst. Ich hatte in der Vorbereitung und während des Wettkampfs wohl ein bisschen vergessen, mich darauf zu besinnen, warum mir die Schanze so gut liegt. Aus diesem Grund war mein Fokus etwas verschoben und ich fand nicht die richtige Performance. Auch nach Innsbruck und nach der Vierschanzentournee ist es nicht viel besser gelaufen. Warum haben Sie nicht eine längere Auszeit genommen, um wieder in Form zu kommen? Es ist schwierig, während der Saison eine längere Auszeit zu nehmen und Schanzen zu finden, auf denen man trainieren kann. Ich habe ja zwischendurch mal kurz eine Pause eingelegt und in Oberstdorf einige Trainingssprünge absolviert. Das ist auch gut gelaufen, und ich hatte auch in anderen Trainings gute Sprünge. Ich konnte diese Sprungleistungen aber leider nicht im Wettkampf abrufen.
Also war der Erfolgsdruck in dieser Saison schon ein Problem für Sie? Ja, vielleicht war der Druck schon ein Problem. Aber es war nicht das einzige. Es gab, wie gesagt, eine Reihe kleinerer Faktoren, die mich immer wieder zurückgeworfen und sich dann in meinem Kopf festgesetzt haben. Ich musste dann jedes Mal von Neuem korrigierend eingreifen, und jeder neue Schritt hat Kraft gekostet. Hätte es nur ein einziges grosses, klar ersichtliches Problem gegeben, hätte ich das sicher abstellen können.
Wo sehen Sie sich denn nach dieser Wettkampfserie – in der Sie überwiegend in den Top 30 gelandet sind, vor allem nach der Vierschanzentournee? Im Gesamtweltcup belegten Sie ja am Ende den 25. Platz.
Also, ich sehe mein Potenzial schon so, dass für mich die Top 20 absolut machbar sind. Es war für mich in dieser Saison einfach ein bisschen schwierig. Die mentale Herausforderung war gross. Hin und wieder hatte ich auch Pech mit den Windverhältnissen bei meinen Sprüngen. Das Glück stand nicht auf meiner Seite. Das möchte ich nächste Saison sicher wieder besser machen. Apropos nächste Saison, haben Sie sich schon neue Ziele gesetzt?
Nein, ich bin noch nicht so weit in meiner Analyse der gerade erst abgelaufenen Wettkampfserie. Ich möchte auf jeden Fall fit sein und gut abschneiden bei der Ski-WM in Oberstdorf und bei der Skiflug-WM. Und was machen Sie jetzt gerade?
Ich arbeite meine Fanpost ab, versende Autogrammkarten. Über die ganze Saison haben mir so rund 30 Fans geschrieben. Sie sind sehr treu und drücken mir immer die Daumen, dass ich bei jedem Wettkampf wieder aufs Podest komme. Angesichts des Coronavirus bin ich natürlich vorsichtig, nicht zu viel nach draussen zu gehen. Ich mache Krafttraining zu Hause und werde wieder aufs Velo steigen – wenn es wieder wärmer wird.
«Also, ich sehe mein Potenzial schon so, dass für mich die Top 20 absolut machbar sind. »
Killian Peier
Jetzt ist er wieder zu Hause: Einsiedelns Skisprung-Ass Killian Peier erledigt gerne seine Fanpost. Foto: zvg