2019 hinterlässt Fragen, die das Jahr 2020 beantworten muss
VICTOR KÄLIN
Wahrscheinlich geht es uns allen etwa gleich: Das Jahr 2019 bleibt ein wenig schwammig in Erinnerung. Die Ausnahme blieb der Sport, der mit Festen (Schwingfest in Bennau), Erfolgen (Wendy Holdener, Killian Peier, Urs Kryenbühl und weiteren) sowie Sanktionen (Martin Grab) das Jahr mit Geschichten und Schlagzeilen würzte. Der Sport blieb und bleibt fassbar(er): Sekunden, Meter und Punkte versteht jeder und jede. Das Ergebnis ist sofort ersichtlich.
Ausserhalb des Sports war 2019 aber deutlich komplexer.
* Einsiedeln präsentiert sich zum Jahreswechsel als Baustelle. Vieles ist 2019 zwar aufgegleist oder zumindest andiskutiert worden; doch die finalen Entscheide fehlten in einem Jahr, das zwar häufig laut war, aber merkwürdigerweise lau geblieben ist.
* Eine der zentralen Fragen betrifft das Spital Einsiedeln. Es durchlief in den letzten zwölf Monaten ein Stahlbad. Erst scheiterte die Fusion mit Lachen am Nein der Märchler, dann kündigte mit dem CEO die Schlüsselfigur des Unternehmens und letztlich zwang die Finanzentwicklung dem Spital einen Sanierungsplan auf. Trotz aller harten Fakten: Die wesentlichen Antworten sind auf 2020 verschoben: Wie hoch ist die Summe, mit der sich der Bezirksrat aus der Defizitgarantie loskaufen und gleichzeitig die Spitalfinanzen sanieren will? Goutiert der Souverän das Vorgehen, oder macht er die Faust im Sack, da er bislang zu Strategie und Verschuldung nichts zu sagen hatte, nun aber die Kosten berappen muss?
Ebenfalls vor der Entscheidung stehen die Verhandlungen um eine neue Etzelwerk-Konzession. Trotz jahrelanger Verhandlungen kam es 2019 nicht zum Durchbruch, obwohl dies wiederholt angekündigt, oder zumindest erwartet worden war. Die Ausgangslage ist komplex und unterliegt zudem zahlreichen externen Einflüssen, wie etwa der aktuell in Bundesbern diskutierten Ausgleichsmassnahmen bei Neukonzessionen. Etwas anderes als eine Volksabstimmung in den Bezirken Einsiedeln und Höfe Ende 2020 ist bislang nicht kommuniziert worden. Das Zeitkorsett wird jedoch eng und enger. Die Übergangskonzession läuft Ende 2022 aus.
* Thematisch weniger brisant, für das Einsiedler Selbstverständnis aber gleichwohl bedeutend ist das Schicksal des Einsiedlerhof-Areals. Nachdem der Wettbewerb durch eine Beschwerde praktisch das ganze Jahr 2019 lahmgelegt war, hoffen Bezirksrat und Kirchgemeinde auf einen Durchbruch im nächsten Jahr. Aber auch hier wachsen die Bäume nicht in den Himmel: Eine Abstimmung über den Verkauf des Grundstücks erwartet selbst der Bezirk nicht vor dem Jahr 2021. Und beim Einsiedlerhof weiss man bei den Einsiedlerinnen und Einsiedlern ja wirklich nie … * Ein Waterloo erlebt haben die Einsiedler Schanzen. Nicht einmal 30 Prozent der Einsiedler wollten die Modernisierung der Anlagen mit 1,1 Millionen Franken unterstützen. Seither ringen die Verantwortlichen um Schadenbegrenzung und um Mittel, welche weiterhin wenigstens den Sommerbetrieb ermöglichen.
Der Baustellen gibt es noch viele: das Grossprojekt Überbauung Bahnhofareal, die Attraktivierung des Dorfkerns, die Verkehrsführung im Dorf und insbesondere ins Alptal, die Gestaltung des Klosterplatzes oder auch verschiedene Schulhausbauten: Nach einigen struben Jahren dürfte die Schulraumthematik zwar etwas aus dem Fokus geraten. Doch mit jedem weiteren Zusatz- oder Nachkredit wird das Feuer sofort wieder lodern.
Ebenfalls auf Antworten warten die Finanzierung des Sportzentrums Allmeind und des Hallenbads Ybrig. Und auch bei der Erlebniswelt Friherrenberg AG dürfte die Zeit gekommen sein, Nägel mit Köpfen zu machen. So oder so. * Selbst der politisch und gesellschaftlich dominante Klimawandel hinterliess im Kanton und in unserer Region ausser dem ersten Unverpackt-Laden und grüner Weihnacht kaum Spuren. Die eidgenössischen Wahlen wurden von den Schwyzer Grünen verschlafen; das Establishment zog einmal mehr nach Bern. Neue Erkenntnisse über das hiesige Umweltbewusstsein dürften die Kantonsratswahlen im Frühjahr 2020 liefern. Da gibts keine Listenverbindungen und dank des doppelten Pukelsheims wird der Wählerwille so differenziert wie möglich abgebildet.
* Der Bezirk Einsiedeln läuft 2020 auf 16’000 Einwohner zu. Eigentlich genügend Leute, um die Probleme anzupacken und zu lösen. Denn egal was war: Es liegt an uns allen, dass aus Fragen Antworten werden – selbst wenn das persönliche Engagement lediglich darin besteht, Verantwortliche zu wählen und Abstimmungen nicht zu verpassen. – Auf ein aktiveres Jahr 2020.