Dettling sorgt für neue Hierarchie
Alle vier bisherigen Nationalräte werden klar bestätigt
Im Nationalrat bleibt alles beim Alten. Trotz Verluste hält sich die SVP als deutlich stärkste Kraft. Der Angriff der SP scheiterte ebenso klar.
VICTOR KÄLIN
Es dauerte am Sonntagnachmittag zwar zwei Stunden, bis die bisherigen vier Nationalräte erstmals die Pole Position einnahmen; doch um 14 Uhr war klar, dass bei den Nationalratswahlen eine Überraschung ausbleiben wird. Marcel Dettling (SVP, Oberiberg), Petra Gössi (FDP, Küssnacht), Pirmin Schwander (SVP, Lachen) und Alois Gmür (CVP, Einsiedeln) wurden erneut in die Grosse Kammer gewählt. Die SP mit Spitzenkandidatin Karin Schwiter (Lachen) schaffte es nicht, der SVP einen Sitz abzujagen.
Pirmin Schwander überholt
Überraschend war einzig die Reihenfolge des Zieleinlaufs: Pirmin Schwander, der bei vorangegangenen Wahlen jeweils obenaus schwang, musste sich diesmal von seinem Parteikollegen Dettling (und auch noch von Petra Gössi) geschlagen geben: «Kein Problem», laut Schwander. Dies sei wohl darauf zurückzuführen, dass viele SVP-Stammwähler Dettling doppelt aufgeführt hätten, in der Annahme, dass es Schwander ohnehin schaffe.
Dem Lachner hätten diese dann dafür die Stimme bei den Ständeratswahlen gegeben. Dieses Risiko habe die Volkspartei intern diskutiert und in Kauf genommen. Dettling selbst wertete sein Resultat vorgestern als «sensationell», nachdem er sich vor vier Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Xaver Schuler (Schwyz) geliefert hatte. Der Oberiberger zeigte sich aber auch überrascht, dass er den bisherigen SVP-Spitzenkandidaten Schwander übertrumpfen konnte. SVP verlor Wähleranteil, FDP und CVP legten deutlich zu Während die SVP vor vier Jahren noch einen Wähleranteil von 42,6 Prozent verbuchen konnte, fiel sie diesmal auf 36,9 Prozent zurück.
Davon profitierten die CVP und die FDP mit ihren Listenverbindungen. Die CVP erhöhte den Anteil von 19,5 Prozent auf 23,6 Prozent und überflügelte die FDP. Dies ist klar auf den Wechsel der Grünliberalen und der Jungen Grünliberalen von der SP-Listenverbindung zur CVP zurückzuführen; Grünliberale und Junge Grünliberale verbuchten einen Wähleranteil von 4,6 Prozent, was das CVP-Resultat entsprechend verbesserte und das SP-Resultat verschlechterte. Die GLP und die Junge GLP konnten ihre Stimmenanzahl gegenüber 2015 um 50 Prozent erhöhen. Auch die FDP konnte im Vergleich zu den Wahlen 2015 zulegen. Sie steigerte den Wähleranteil von 20,6 Prozent auf
23,1 Prozent.
«Grün» und «feministisch» haben nicht gezogen
0,9 Prozentpunkte büsste die SP ein, welche diesmal einen Wähleranteil von 16,4 Prozent erreichte; vor vier Jahren waren es noch 17,3 Prozent. SP-Spitzenkandidatin Karin Schwiter zeigte sich denn auch enttäuscht. Es sei schade, dass im Kanton Schwyz das «Grüne» und das «Feministische» nicht gezogen habe. Immerhin sei aber das Ständeratsresultat von Michael Fuchs ein Achtungserfolg. Vollmandat statt Restmandat für Alois Gmür In der ersten Verteilung holten sich also SVP, CVP und FDP mit ihren Wähleranteilen von über 20 Prozent ein Vollmandat. In der zweiten Verteilung blieb dann für die SVP das Restmandat. Dieses wechselte also von der CVP zur SVP, von Alois Gmür zu Pirmin Schwander.
Der Listenverbindung unter Führung der SP fehlten lediglich 0,5 Prozentpunkte fürs Restmandat. Wären ihr die Grünliberalen mit ihren zwei Listen treu geblieben, so hätte die Linke gar ein Vollmandat ergattert und der SVP den zweiten Sitz – jenen von Pirmin Schwander – weggeschnappt. Die SP alleine legte um zwei Prozent zu. «Rechnete mit 2 bis 4 Sitzen»
Auch für SVP-Kantonalpräsident Roland Lutz (Einsiedeln) waren die Wahlen schwierig abschätzbar. Externe Faktoren wie das auf Umweltfragen fixierte Themensetting oder die starken Gegenkandidaten hätten eine Prognose erschwert. «Für die SVP tippte ich auf zwei bis vier Sitze.» Drei Sitze waren am Sonntagabend bereits im Trockenen; beim vierten ist die Partei vorne ganz an der Spitze mit dabei. «Ich bin insgesamt zufrieden», bilanzierte Lutz nach Vorliegen der letzten Resultate. Es hätte sich ausbezahlt, dass sich die SVP «konsequent gegen die Greta- Effekte» gestellt hätte: Solche Umwelt-Massnahmen «bringen nichts und kosten nur». Diese Haltung wurde von den Wählern goutiert, ist sich Lutz sicher.
Marcel Dettling, SVP 21’716 Stimmen
Petra Gössi, FDP 20’980 Stimmen
Pirmin Schwander, SVP 20’829 Stimmen
Alois Gmür, CVP 14’194 Stimmen