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Marcel Bieri überstrahlt vom Heimpublikum

Marcel Bieri überstrahlt vom Heimpublikum Marcel Bieri überstrahlt vom Heimpublikum

Innerschweizer Schwingfest vor 9400 Zuschauern mit Zuger Erfolg

Bei wolkigem Himmel setzte sich Marcel Bieri im Schlussgang nach wenigen Sekunden mit Kurz und übers Knie leeren gegen Schwingerkönig Joel Wicki durch. Noe van Messel sorgte dafür, dass sich das Heimpublikum über einen Doppelerfolg freuen konnte.

Bei empfindlich kühlen Temperaturen wollte am frühen Morgen noch keine rechte Stimmung aufkommen. Dazu trugen auch die vielen unentschiedenen Ausgänge der Spitzenschwinger bei. So richtig Jubel brandete im zweiten Durchgang auf, als der Zuger Noe van Messel im ersten Zug Domenic Schneider in Seitenlage warf und bis zum Gut des Kampfrichters nicht mehr locker liess. Damit gelang ihm nach einem längeren verletzungsbedingten Unterbruch ein Comeback nach Mass. Dass ein erfolgreiches Anschwingen die halbe Miete wert sein kann, zeigte sein weiterer Auftritt. Auch im nächsten Durchgang blieb der entfesselte Wirtschaftsstudent siegreich. Die acht Gäste konnten schon vor der Mittagspause in Schach gehalten werden und um den Tagessieg ging von ihnen keine Gefahr mehr aus. Vor dem Ausstich gab es mit Noe van Messel und Marcel Bieri gar eine Zuger Doppelführung. Da mit Mike Müllestein, Sven Schurtenberger und Joel Wicki weitere Spitzenschwinger mit der Spitze in Tuchfühlung lagen, zeichnete sich ein spannender Finish ab. Schliesslich vermochten sich Marcel Bieri und Joel Wicki für den Schlussgang zu qualifizieren. Damit kam es zum Revanchekampf vom Zuger Kantonalen. Damals behielt Bieri überraschend Oberhand.

Entfesselter Bieri

Für den 29-jährigen Marcel Bieri wurde das Fest vor seiner Haustüre zu einem erfolgreichen Heimspiel. Nach dem unentschiedenen Auftakt gegen Domenic Schneider war der Primarlehrer nicht mehr zu stoppen. Mit seinen variantenreichen Schwüngen bearbeitete er seine Widersacher bis zu deren endgültigen Kapitulation. Mit einem klassischen Hüfter gegen Jonas Amrhyn leitete er seine eindrückliche Siegesserie ein. Mit seinem ihm eigenen Kurzzug bodigte er Lukas von Euw nach harter Gegenwehr und nach einigen Anläufen ebenfalls Marco Heiniger mit der Höchstnote. Im Schlüsselduell gegen Mike Müllestein ging es um den Schlussgang. Einmal im Kreuzgriff gab es für Müllestein keine Rettung mehr.

Nach fünfwöchiger Abwesenheit kehrte Joel Wicki mit einer starken Leistung in die Sägemehlringe zurück. In einem von Vorsicht geprägten Beginn trennte er sich mit dem Berner Adrian Walther resultatlos. Weil ihm gegen Ronny Heinzer die Höchstnote versagt blieb, stand er bereits unter Zugzwang. Nachdem er den Ansturm von Patrick Räbmatter erfolgreich abwehren konnte, legte er ihn mit Kurz-Fussstich platt auf den Rücken. Nicht lange hielt er sich bei Stefan Kennel auf. Wie er um die Schlussgangteilnahme Gipfelstürmer Noe van Messel mit Kurz abfertigte, war Sonderklasse.

«Der Sieg am Zuger Kantonalen gegen Wicki hat mir viel Selbstvertrauen gegeben. Ich spürte, dass auch der König verwundbar ist. Den heutigen Erfolg habe ich nicht erwartet und bin deshalb sehr überrascht. Im Zugerbiet läuft es mir meis-tens gut.» So gewann er zweimal das Zuger Kantonalfest. Dass sein Triumph nicht von ungefähr kommt, hat er bereits mit dem Erfolg am Nordwestschweizer Teilverbandsfest vor drei Wochen untermauert. Nach 1986 gelang es ihm endlich wieder einmal, den Sieg am «Innerschweizerischen » in den Kanton Zug zu holen. Damals blieb der spätere Schwingerkönig Harry Knüsel in Einsiedeln erfolgreich.

Ganz gross trumpfte Noel van Messel auf. Die ersten vier Gänge wirkte er souverän und zeigte sich von seiner allerbesten Seite. Er musste den zweiten Rang mit Adrian Walther teilen. Der Berner Gast teilte neben Wicki noch mit dem 30 Zentimeter kleineren Verteidigungskünstler Nando Durrer die Punkte. Doch mit vier Zehnerwürfen wurde er seiner Reputation vollauf gerecht. Ebenfalls ohne Niederlage blieb der Luzerner Hüne Sven Schurtenberger. Er klassierte sich zusammen mit Samuel Schwyzer und dem besten Schwyzer Lukas von Euw im dritten Rang.

Von den total 33 Kränzen holten die Luzerner mit elf den Löwenanteil. Sieben gingen an die Schwyzer, sechs an die Zuger, vier an die Ob- und Nidwaldner, je zwei an die Urner und Nordostschweizer sowie einer an die Berner.

Schwyzer Steigerung Gegenüber dem letzten Jahr vermochten sich die Schwyzer um zwei «Schlaufen» zu steigern. Nach seinen guten Klassierungen in dieser Saison blieb Lukas von Euw nicht ganz unerwartet bester Schwyzer. Dank zweier Höchstnoten im Ausstich gegen Laurin Imfeld und Christoph Waser verdiente er sich den Spitzenplatz. Bereits vorher brach-te er Marcel Bieri in eine ungemütliche Lage. Damit holte er sich wie auch Patrick Betschart, Lukas Heinzer, Joel Kessler und Bruno Schürpf seinen ersten Verbandskranz. Eine solide Leis-tung zeigte Mike Müllestein. Neben der Niederlage gegen Marcel Bieri teilte er die Punkte mit Patrick Gobeli und hatte vier Siege zu verzeichnen. Der Eidgenosse Michael Gwerder war einmal mehr eine grosse Stütze der Schwyzer. Neben den Unentschieden gegen Sven Schurtenberger und Pirmin Reichmuth totalisierte er vier Siege.

Kein Einsiedler Tag Die Aktiven des Schwingklubs Einsiedeln zogen nicht ihren besten Tag ein. Bereits nach dem dritten Gang musste Christian Schuler wegen einer Knieverletzung, die er sich am Zürcher Kantonalen zugezogen hat-te, auf die Fortsetzung des Wettkampfes verzichten. Bereits bei der Niederlage gegen Patrick Räbmatter zum Auftakt wirkte er in seinen Aktionen gehemmt. Nach dem schnellen Sieg gegen Jonas Troxler wurde er von Sven Lang mit Kniestich erwischt. Dabei konnte er keine grosse Gegenwehr mehr leisten. Als einzigem blieb es Florian Grab vergönnt, um den Kranz zu kämpfen. Obschon er zuletzt Carlo von Rickenbach hart bedrängte und ihn mehrmals an den Rand einer Niederlage brachte, blieb es beim undankbaren Unentschieden. Der zweifache Eidgenosse Alex Schuler kam erst in der zweiten Hälfte in Fahrt. Mit den Siegen gegen Seppi Felder und Sven Wyss im Ausstich gab es für ihn wenigstens einen versöhnlichen Abschluss. Dass sich Adrian Steinauer die ganze Saison mit Knieproblemen herumschlägt, machte sich bemerkbar. Trotz seines Sieges gegen Noe Müller zum Abschluss verpasste er den Kranz letztlich deutlich. Der Trachslauer Fabian Birchler hatte in den beiden letzten Gängen mit dem Unentschieden gegen Roman Zurfluh und der Niederlage gegen Christian Ming kein Glück. Neukranzer Kevin Steinauer, Jan Walker und der erst 17-jährige Reto Pfyl waren erfreulicherweise bis zum Schluss dabei. Siehe Resultate

Fotos: W.S.


Alex Schuler (rechts) reicht der Sieg gegen Sven Wyss nicht zum Kranz.

Sieger Marcel Bieri lässt sich vom Publikum feiern.

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