Fondue gegen Gulasch
CYRIAC ON EM-TOUR
Der Fussball erzählt sich ja bekanntlich von hinten nach vorne. Über Wochen konnte man in jeglichen Zeitungen und Onlinejournalen jedes kleinste Detail über die Nationalmannschaft lesen. Wer schafft den Cut ins definitive Kader, wer spielt von Anfang an? Aber alles ist schlussendlich unwichtig. Alle dürften das Resultat von vergangenem Samstagnachmittag kennen.
Yakin nahm einiges an Risiko auf sich, streicht Spieler aus dem Kader, mit welchen man nicht rechnete, und nahm solche mit, mit denen niemand rechnete. Und genau dieser Plan scheint, zumindest nach dem ersten Spiel, perfekt aufzugehen. Am Fantreffpunkt gab es doch einige fragende Blicke, als die Aufstellung erschien. Kwadwo Duah? Duah? Stürmer aus der bulgarischen Liga? Ist das wirklich der Anspruch der Schweiz? Und Aebischer für Shaqiri? Ndoye auf der falschen Seite? Ein bisschen gar viel Veränderung!
Auch ich zähle als grosser Yakin- Kritiker, aber den taktischen Kniff und das Überraschungsmoment vergangenes Wochenende muss man ihm lassen. Die Stimmung im Kölner Stadion bebt. Die Schweizer Fan-Rufe, weit über 15’000 dürften anwesend gewesen sein, hallen durch das Stadion. Die jurassischen Kollegen brachten einige Schmunzler mit ihrem Plakat, dass Fondue einfach besser wie Gulasch sei. Die Stimmung war elektrisierend.Von den Ungaren hörte man kaum einen Ton. Eben diese Ungaren traten mit einem schwarzen Block auf den Rängen an, der Respekt war vor der Reise durchaus gross. Man hoffte darauf, dass diese nicht mit einem Schlägertrupp auflaufen und alles fried-lich abläuft. Im Nachhinein war der Respekt aber absolut unberechtigt. Auch die Ungarn sind ein angenehmes Volk, so konnte doch noch der eine oder andere aus dem Einsiedler Verbund sein Nati Trikot gegen selbiges vom Gegner eintauschen.Apropos der ein oder andere Einsiedler. Auch in Deutschland traf man einige Einsiedler an, die sich diese Euro nicht entgehen lassen wollten.
So verlief der weitere Samstag dann feiernd in Köln ab. Der ursprüngliche Plan, das 2. Spiel des Tages in der Innenstadt zu verfolgen, scheiterte an den Problemen des Kölner Verkehrs-Betriebs, welcher Probleme mit der Tramverbindung hatte. So liessen wir uns vor einer Terrasse eines Pubs in Stadionnähe nieder und begossen den siegreichen Samstag mit Kölsch. Für den einen oder anderen ging es dann noch weiter Richtung Tanz, allerdings war für mich der Abend schon gelaufen. Ich musste mal wieder feststellen, dass ich das Kölner Bier wirklich sehr gerne habe.Auf Videos konnte man aber sehen, auch beim Feiern hatten die Schweizer überhand.
* Cyriac Schnyder (*1998) ist im In- und Ausland oft an Fussballspielen anzutreffen. Manchmal gar lieber an einem Amateur-spiel als bei den Profis. Der gelernte Chemielaborant ist oft mit der Kamera an den Spielen, um diese zu dokumentieren. Während der Euro reist er durch Deutschland und berichtet im EA exklusiv über seine Erlebnisse am Fussballgrossturnier.