Ein konkretes Gesicht der Kirche
Interview mit Klostermarkt-Initiant Pater Thomas Fässler über Ziele, Organisation, Fazit und Zukunft des Klostermarkts
Der 39-jährige Einsiedler Mönch, Pater Thomas Fässler, der an der Stiftsschule Geschichte und Latein unterrichtet und als Hobby «Freundschaften pflegen» nennt, hat den Klostermarkt Zürich letztes Jahr initiiert und auch die Zweitauflage mit einem jungen und engagierten Organisationskomitee mitgestaltet.
Marlies Mathis: Wer hatte den aussergewöhnlichen Einfall für einen Klostermarkt am belebtesten Platz der Schweiz? Pater Thomas: Das war ich. Ich wollte uns Ordensleute in der Welt sichtbar machen. Und da ich gerne gross denke, bin ich auf die Idee mit der Bahnhofhalle im HB Zürich gekommen. Zuerst habe ich meine Gedanken und Vorstellungen Abt Urban mitgeteilt. Er unterstützte mich mit den motivierenden Worten: «Probier es!» Weshalb wurde der Klostermarkt Zürich ins Leben gerufen?
Das Ziel war und ist es, unsere kirchliche Welt den Menschen näher zu bringen. Wir wollen als Klosterleute unmittelbar und niederschwellig ansprechbar sein. Das gelingt uns durch eine solche Präsenz mitten in der Welt, mit der wir der Kirche auch ein konkretes Gesicht geben, besonders gut. Wichtig sind uns auch die Begegnungen mit allen Kulturen, Religionen und Generationen.
Welche Voraussetzungen braucht man für eine solch grosse Veranstaltung?
Ich denke nicht nur gerne gross, sondern es gelingt mir oft auch, Menschen für eine neue Idee zu begeistern. Aber auch eine grosse Portion Durchhaltewillen, wenn nicht gar Hartnäckigkeit, sind wichtig. Für mich waren zu Beginn die schwierigsten Fragen: Finde ich genügend Mitarbeitende für diesen Markt, aber auch Klöster, die sich präsentieren wollen? Die erste Sorge war unbegründet. Innert kürzester Zeit hatte ich aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis ein junges, vielseitiges OK beisammen. Und auch für die Auf- und Abbauarbeiten sowie die vielfältigen Aufgaben während des Betriebs haben sich rund 50 Personen, meist mit einem Bezug zum Glauben, zur Verfügung gestellt.
Schwieriger gestaltete sich hingegen bei der ersten Durchführung letztes Jahr die Suche nach genügend Klöstern und Ordensgemeinschaften. Nach der positiven Resonanz hatten wir dieses Jahr zum Glück von Anfang an eine schöne Zahl an Teilnehmern zusammen.
Wie stehen sich Aufwand und Ertrag dieses speziellen Events gegenüber? Es geht uns nicht um einen kommerziellen Aspekt. Natürlich ist der finanzielle Aufwand nur schon allein mit der Miete der Bahnhofhalle beträchtlich. Dank grosszügiger Sponsoren konnten wir diesen aber zum Glück gut stemmen.
Für uns stehen die Gäste und die Begegnungen mit ihnen im Vordergrund – und dass sie aufgrund ihres Besuchs am Markt ein «Gspüri» fürs Leben im Kloster bekommen, sowie etwas für ihr Leben mitnehmen können, einen kleinen Impuls etwa. Mess-bar ist letztlich aber ein solcher Ertrag natürlich nicht. Konnten Sie Reaktionen der Besuchenden und der teilnehmenden Klöster einfangen?
Die Rückmeldungen beider Seiten waren überaus positiv, ja begeistert. Viele zeigten sich sehr dankbar für die Umsetzung dieser Idee und drückten diesen Dank auch explizit aus. Ich denke, der Klostermarkt hat gewiss bei manchen Besuchern etwas ausgelöst, wie sich etwa anhand konkreter Fragen in Gesprächen zeigte. Natürlich gab es auch solche, die einfach vorbeigingen und sich nicht auf den Anlass einliessen. Wie lautet Ihr persönliches Fazit zum zweiten Klostermarkt Zürich? Ich bin etwas müde, aber sehr dankbar und erfüllt! Für mich waren die zwei Tage wiederum eine echte Bereicherung. Es ist grossartig zu sehen, was wir als Team auf die Beine stellen konnten und wie viele Menschen Interesse an uns Ordensleuten, unserem Leben und unseren Produkten zeigten. Gibt es eine Zukunft für den Klostermarkt Zürich? Ich bin positiv eingestellt, dass es eine Fortsetzung geben wird, allerdings sind Zeit und Plan noch gänzlich offen. Zuerst wird jetzt die diesjährige Austragung evaluiert und darüber diskutiert, wie es weitergehen soll.