Hochwasserschutz: Etzelwerk erarbeitet neues Wehrreglement
An einer Orientierung wurden am Freitag der Egger Bevölkerung die Grundsätze eines neuen Wehrreglements vorgestellt, mit der künftig Überschwemmungen vermieden werden sollen.
Es war ein Schreckmoment, als im vergangenen Dezember während der starken Niederschläge das Etzelwerk Sihlseewasser ablassen musste, das sich dann in Egg seinen Weg über das Flussbett hinaus suchte. Zum Glück wurde ausser Wiesland nichts überschwemmt. Doch damit sich solche Situationen nicht wiederholen, hat sich das Etzelwerk da-ran gemacht, ein neues Wehrreglement auszuarbeiten. Dieses wurde von SBB-Anlagemanager Beat Stucki zusammen mit den Verantwortlichen von Bezirk und Kanton in einer gut besuchten Veranstaltung vorgestellt.
Zunächst umriss Stucki, welche Auflagen die Etzelwerk AG zu befolgen hat. Dazu gehören Stellen aus den drei Kantonen Schwyz, Zug und Zürich, die von der Sihl durchflossen werden. So kann der Kanton Zürich beispielsweise eine Absenkung des Sihlsees verlangen, kann aber auch für den möglichen Verlust von Energie verantwortlich gemacht werden, wenn der Seespiegel danach zu wenig ansteigt.
Danach zeigte Stucki auf, in welchen Situationen gemäss bisherigem Reglement eine Entlastung des Seespiegels an der Staumauer erfolgen muss. Dies ist der Fall, wenn das Wasser die Marke von 887,7 m ü.M. und einen Seeanstieg von 2cm/30 Minuten übersteigt. Auch im Fall einer Überschreitung der oberen Staukote von 889,34 m ü.M. findet sofort eine Entlastung statt.
Eigentlich lief alles nach Vorschrift Wie Stucki betonte, funktionierte am 11./12 Dezember am Stauwehr alles gemäss Vorschrift. Die automatische Entlastung habe funktioniert, nur habe niemand realisiert, wie sich das auf den Flusslauf der Sihl bei Egg ausgewirkt habe, so Stucki. Die Alp und die Biber führten zu diesem Zeitpunkt relativ wenig Wasser(ca. 60 Kubikmeter pro Sekunde), sodass die sogenannte Dreiwässerbedingung zum Tragen kam. Das bedeutet, dass der Sihlseespiegel mit einer Menge von rund 160 Kubikmeter pro Sekunde entlastet werden konnte. Und genau dieser Spitzenwert führte dazu, dass die Sihl bei Egg über die Ufer trat.
Die logische Konsequenz daraus ist, dass keine so hohen Werte bei Entlastungen mehr erreicht werden sollen. Laut Stucki soll das Stauwehr künftig in einer kritischen Situation nur noch Wasser in der Menge um die 100 Kubikmeter pro Sekunde ablassen, dafür über einen längeren Zeitraum – was mengenmässig im Endeffekt zum selben Resultat führt.
Neu manuelle Steuerung des Stauwehrs Vorläufig wird das Stauwehr manuell, statt automatisch gesteuert. Dies lässt eine differenziertere Regulierung zu. Als Zusatzmassnahme steht neu eine 10-Tage-Niederschlagsprognose zur Verfügung, die eine Voraussage kritischer Situationen ermöglichen soll. «Die Pikett-Mitarbeiter nehmen mehr Verantwortung auf sich, haben aber auch mehr Daten zur Verfügung», so Stucki.
Laut Stucki kann das neue Reglement aber erst in etwa drei Jahren offiziell vom Bundesamt für Energie abgesegnet werden, weil zuvor noch eine Studie und zahlreiche Abklärung durch Fachstellen vonstatten gehen müssen.
Zusätzlich zum neuen Wehrreglement unternimmt der Bezirk Einsiedeln noch bauliche Massnahmen an der Sihlschlaufe bei Egg, wo das Flussufer zusätzlich verstärkt wird. Damit die Bach- und Flusssohlen erhalten bleiben, wird zudem alle zwei Jahre Geschiebe unterhalb Schlagen ins Flussbett transportiert, das dann durch künstliche Hochwasser verteilt wird. Diese Massnahme wird bereits diesen Sommer ein erstes Mal testweise durchgeführt.
Informationsquellen zum Wasserstand Im letzten Teil der Veranstaltung erklärte Stucki den Bewohnern von Egg, wie sie sich eigenständig über den Wasserstand informieren können. So führt der Kanton Zürich im Internet jeweils den aktuellen Pegelstand und den Zufluss des Sihlsees auf. Ausserdem kann man sich kostenlos bei den Alarmstellen von AWEL und CERTAS registrieren.
Der Eindiedler Feuerwehrkommandant Marcel Zehnder informierte an dieser Stelle über einen möglichen Einsatz im Bereich des Etzelwerks. So wird die Feuerwehr, die mit dem Pikett des Etzelwerks in Verbindung steht, bei grösseren Entlastungen und speziell angeordneten künstlichen Hochwassern aktiv. Ein aktiver Schutz gegen allfälliges Hochwasser ist nur beschränkt möglich. Gegegebenenfalls alarmiert sie per CER-TAS. Ausserdem ist eine Alarmierung per Hochwasseralarm und mit Lautsprechern möglich. Aus dem Publikum wurde angeregt, eine WhatsApp-Gruppe zum Informationsaustausch für alle betroffenen Anwohner zu gründen.
Geschiebe und Fischlaich An dieser Stelle begann der Frageteil der Veranstaltung, den Stucki gemeinsam mit dem Ressort- Vorsteher Planung und Gewässer und Bezirksstatthalter Hanspeter Egli bestritt. Unter anderem kritisierte ein Anwohner die geplante Einbringung von Geschiebe, weil er eine Beschädigung seines Grundstücks am Sihlufer und die Vernichtung des Fischlaichs befürchtete.
Jonas Imhof vom kantonalen Amt für Gewässer wies darauf hin, dass Art und Masse des Geschiebes nach Erfahrungswerten berechnet worden sei und gerade den Gedeih von Fischlaich in der Sihl ermögliche. Beim anschliessenden Apéro konnten weitere Fragen im direkten Gespräch geklärt werden.