1300 Kinder erobern den Klosterplatz und das Dorf
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Das theaterpädagogische Projekt zum 100-Jahr-Jubiläum des Welttheaters begeisterte total
Lob von allen Seiten
as. Froh, dass alles geklappt hat, wie sie es sich vorgestellt und gewünscht hatte, war Nina Halpern, Leiterin des theaterpädagogischen Projekts am Samstagnachmittag: «Die Kinder und Lehrpersonen haben das einfach grossartig gemacht. Und auch das Wetter hat mitgespielt. Ich bin sehr glücklich und berührt.» Rita Lang, zusammen mit Beat Ruhstaller Leiterin der Theatergruppe Sapperlot, ist überwältigt: «Ich bin unglaublich stolz auf unsere Kinder, sie haben das grossartig gemacht.» Bildungsdirektor Michael Stähli war nach der Aufführung voll des Lobes: «Es ist ansteckend zu sehen, wie die Kinder mit Freude und Stolz dabei sind.» Und er fand es eindrucksvoll, was die verschiedenen Gruppen für Ideen zur Umsetzung ihrer Rollen hat-ten. Und er ergänzte: «Die Freude der Kinder zeigt, dass sich der Aufwand mehr als gelohnt hat!» Hanspeter James Kälin, Präsident der Welttheatergesellschaft, war begeistert darüber, was die Kinder und ihre Lehrpersonen geleistet hatten: «Die Begeisterung und der Ideenreichtum waren überwältigend! Es war einfach genial. ‹Das isch Wälttheater!›» Und er bedankt sich bei allen, die die-sen zusätzlichen Aufwand auf sich genommen hatten – nicht nur Lehrpersonen und Kinder, auch das Team rund um Vorstand und Produktionsleitung des Welttheaters.
Bezirksrat Fredi Zehnder sah es ganz pragmatisch: «Einsiedeln kann halt Umzüge …» Dem Welttheater-Regisseur, Livio Andreina, fehlten die Worte: «Es war einfach nur schön!» Und damit war er nicht alleine. Es war ein totaler Gänsehautmoment, als die vielen Kinderstimmen auf dem Klosterplatz erklangen.
«Ich freue mich sehr auf ein gelungenes Fest und hoffe, dass ich dasselbe auch am Ende dieses Vormittags sagen kann», fasste eine Lehrerin der über 200 Kindergärtler, Schüler und Schülerinnen aus Feusisberg und Schindellegi, kaum waren sie auf dem Brüelplatz den vier Cars entstiegen, ihre Erwartungen an das 100-Jahr-Jubiläumsspektakel des Welttheaters Einsiedeln zusammen. «Vor allem hoffe ich, dass uns keines der Jüngsten in dieser Menge untergeht.» Und sie schwärmte am Schluss dieser Veranstaltung von einem tollen, einzigartigen und unvergesslichen Erlebnis für Gross und Klein: «Äs isch super gsi!» Das Ganze war denn auch eine enorme logistische Meisterleistung, die schliesslich zur Zufriedenheit aller vollends geklappt hat. Was angesichts der theaterpädagogischen Lektionen mit den verschiedenen Klassen im Vorfeld, der aufwendigen Gestaltung der Charaktere der einzelnen Rollen in den Schulhäusern, des Einübens des Welttheaterlieds, der minutiösen Vorbereitung der Hin- und Rücktransporte aus den Vierteln an der Hauptprobe und am Aufführungstag selber und der sich aus Gründen der Optimierung immer wieder ändernden Vorgaben des Ablaufs gar keine Selbstverständlichkeit war. Hut ab vor diesen engagierten und ausdauernden Lehrpersonen!
Der Tag gehörte den Kids «Meine Mutter hat mir dieses Kleid geschenkt», meinte eine hübsch geschminkte Erstoberstufenschülerin stolz, angesichts ihres wunderschönen Tüllkleides, welches die Rolle der Schönheit unterstrich. «Drum freue ich mich sehr, an diesem Umzug teilzunehmen und mich mit meiner Klasse zu zeigen. » Einige ihrer männlichen Kameraden waren allerdings in die-ser Beziehung etwas weniger euphorisch und sagten: «Zuerst wollten wir eigentlich nicht unbedingt mitmachen, aber jetzt ist es ganz okay.» Oder wie ein Zweitoberstufenschüler in der Rolle der Weisheit schon fast philosophisch fragte: «Was bringt mir das fürs Leben?» Das dominierende Rot des Hofstaats gipfelte gar in einem Hochzeitskleid, das von der Mutter einer Lehrerin an deren Hochzeit getragen wurde. Man liess sich also nicht lumpen, das Beste für den Auftritt vor den über 2000 begeisterten Zuschauern auf der Tribüne des Welttheaters und der Tausenden von Besuchern, welche die Prozessionsroute im Klosterdorf säumten, hervorzuholen, der Rolle entsprechend anzupassen und zu präsentieren.
In der Tat wurden die Gewänder, der Schmuck, die Kopfbedeckungen, die Accessoires, die Transparente, Banner und Requisiten, ja selbst etliche Musikinstrumente sehr aufwendig und grösstenteils in der Schule mit den Klassen- und Fachlehrpersonen oder den Lehrerinnen des Textilen Gestaltens selber hergestellt. So tauchte denn Gross und Klein in die Welt des Theaters ein und machte dem Jubiläum alle Ehre, indem die Kids mit vollem Enthusiasmus sangen, tanzten, Musik spielten, skandierten und demonstrierten, bettelten oder Geld, weise Sprüche und allerlei Essbares verteilten. Sogar Geissen unterhielten das Publikum und sie waren wohl die einzigen Umzugsteilnehmer, die sich nicht so diszipliniert verhielten.
Strahlen überall
Belohnt für ihren engagierten Umzugsauftritt wurden die Kindergärtler, Schülerinnen und Schüler auf der ganzen Strecke mit herzlichem Applaus und zahlreichen Bravorufen seitens der vielen Zaungäste und es war nicht auszumachen, ob die Augen der Kleinen oder jene der stolzen Eltern und Grosseltern mehr strahlten. Zumal sich auch das Wetter von seiner besten Seite gezeigt und das Jubiläum mitgefeiert hatte. Die Erwachsenen hielten denn auch nicht mit Komplimenten und emotionalen Reaktionen zurück, besonders wenn sie von den Kindern noch unerwartet mit Blumen oder einem weisen Spruch beschenkt wurden oder einem beispielsweise der Spiegel mit den Worten «Du bisch wunderbar! » vorgehalten wurde. «Ein toller Anlass!» – «Dieses Gesamtbild, einfach grossartig!» – «Ich bin total begeistert!» – «Hey, super!» – «Diese tollen Bastelideen, so kreativ!» – «Es ist kaum zu glauben, dass so etwas in die-ser Dimension heute noch möglich ist, welche Freude! Ich kann mich nur an die alle neun Jahre stattfindenden Einsiedler Jugendfeste in diesem Ausmass erinnern.» – Die Zuschauer ka-men aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Aber auch die Akteure selber liessen sich von diesem Umzugsfieber anstecken: «Wir machen am liebsten nochmals eine Runde! » Die Wahrnehmung dieser zwei kleinen Knirpse war hinge-gen ganz unterschiedlich: «Isch es jetz scho verbii?» – «Wie lang gaht’s no?» Auf alle Fälle belagerten nach dem Umzug alle Kinder und Jugendlichen friedlich den Studentenhof des Klosters und genossen zufrieden das von der Welttheatergesellschaft und den Lieferanten gesponserte Würstli mit Bürli und ein wohlverdientes Getränk. «Sie sind dure», mein-te denn eine hingerissene Zuschauerin ganz im doppeldeutigen Sinn und hätte die jungen Darsteller gerne nochmals gesehen, aber Zutritt war nur den jungen und davon hoffentlich einigen zukünftigen Welttheater-Spielern gestattet.
Foto: René Hensler
Foto: Uli Schulte
Foto: as.
Foto: René Hensler
Foto: Uli Schulte
Bunt, originell, musikalisch, singend, laut, überraschend, berührend, imposant, einmalig und überwältigend präsentierten sich die rund 1600 Kinder und Jugendlichen in den sieben Rollen des Welttheaters am Samstag auf dem Klosterplatz und während der Prozession durch Einsiedeln.
Zielstrebig und geordnet platzierten sich die Kinder der 14 Schulhäuser auf dem Klosterplatz. Foto: Uli Schulte
Lauthals wurde das Welttheater-Lied vorgetragen und sorgte für Begeisterung.
Judith Michel und Michael Fuchs leiteten ins Spektakel ein.
Für einen Tag gehörten den Kindern die Welt und die Bühne des Welttheaters und das Publikum auf der vollbesetzten Tribüne bedankte sich mit Standing Ovations.
Alle beschäftigten sich intensiv mit ihren Rollen.
Die Live-Band mit dem Komponisten der Welttheaterlied-Melodie Laurent Girard am Piano, André Ott am Bass, Thise Meyer am Schlagzeug. Foto: reh.
Die ältesten Teilnehmer, die Stiftsschüler, sorgten mit Plakaten für einen passenden Abschluss der Prozession. Foto: Angela Suter
Zuschauer und Umzugsteilnehmer so weit das Auge reicht – das Theaterspektakel zog viel Publikum an. Es wurde gebettelt, Wünsche verteilt, kurze Theaterstücke präsentiert, Leckereien abgegeben, mit dem Reichtum geprotzt, protestiert und Seifenblasen gepustet. Foto: René Hensler
Letzte Anweisungen durch die Leiterin des theaterpädagogischen Projekts Nina Halpern für die Theatergruppe Sapperlot. Foto: Angela Suter
Hanspeter James Kälin begrüsste das Publikum.
Und auch Michael Stähli, Bildungsdirektor. Fotos: Uli Schulte