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Notker Oechslin-Gresch

Notker Oechslin-Gresch Notker Oechslin-Gresch

NEKROLOGE

«Ich strebte nach Harmonie mit der Musik im Leben, um Freude, Zufriedenheit und Frieden mitzugeben. » Harmonie war Notkers Lebensphilosophie: die Suche nach Harmonie in der Musik und im Alltag, die Suche nach der inneren Ruhe, Zufriedenheit und Ausgleich. Notker wurde am 29. März 1926 als 7. Kind des Stefan und der Lina Oechslin-Lienert in Egg geboren. Aufgewachsen im Haus, das sein Vater Stefan als Zimmermann im Jahre 1913 erbaute, erlebte er die schwierige Zeit des 2. Weltkrieges. Den Bau der Staumauer verfolgte er als handwerklich interessierter Knabe aufmerksam. Er erzählte mit Leidenschaft über den Werdegang des grossen Bauwerkes, die Stauung des Sihlsees mit Untergang der Moorlandschaft und Siedlungen im blauen Wasser.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Lehre als Schreiner bei der Möbelfabrik Zehnder in Einsiedeln absolvierte er die Rekrutenschule als Füsilier-Soldat in Bellinzona; im Auszug wurde er dank seines Musiktalentes ins Militärspiel umgeteilt.

Notker lernte seine grosse Liebe, Berthy Gresch, im Restaurant Eintracht kennen, wo sie als Service-Aushilfe arbeitete. Nach der Heirat am 9. Oktober 1954 in der Marienkapelle Morschach zogen sie in sein Elternhaus ein. Er investierte zusammen mit seiner Frau viel Energie in die ständige Erneuerung seines Vaterhauses, das sie mit grosser Umsicht pflegten.

Gross war die Freude an den Geburten ihrer Kinder Erwin 1956, Markus 1958 und Esther 1962. Esther, mit Down Syndrom geboren, förderten sie mit tiefer Liebe nach ihren Fähigkeiten, bildeten sie zu einer eigenen Persönlichkeit und integrierten sie in die Gesellschaft: ihre Weitsicht von gestern ist heute eine Selbstverständlichkeit für Menschen mit einer angeborenen Behinderung. Sie trotzten dem damaligen Zeitgeist und ermöglichten ihrem Kind auf Eigeninitiative, dass es an den gesellschaftlichen und kirchlichen Festen aktiv teilhaben konnte.

Notker war Schreiner mit Leib und Seele, ein Handwerker mit ausgezeichnetem handwerklichem Geschick, tiefer Verpflichtung für Qualität und Nachhaltigkeit.

Musik, seine grosse Leidenschaft, schenkte ihm Harmonie, Kameradschaft und Zufriedenheit. Als Teenager lernte er das Spiel des Akkordeons und der Blasinstrumente, des Hornes, der Zugposaune und des Alphornes. Begabung, Fleiss und Leidenschaft waren Erfolgsrezepte zur damaligen Zeit ohne Musikschulen. Er musizierte in jungen Jahren mit seinen Brüdern Stefan und Martin. Später spielte er vor allem mit Musikkollegen der MG Konkordia an Unterhaltungsabenden der MG Egg, an der Fasnacht, Chilbi, an Hochzeiten und Familienfesten.

Seine gleichzeitige Aktivmitgliedschaft in den Musikgesellschaften Egg und Konkordia und im Kirchenchor Egg bedingten Proben an mindestens drei Abenden jede Woche: ein beispielhaftes Engagement in Vereinen, die für die Gesellschaft eine unbezahlbare Rolle spielen.

Notker war Aktivmitglied der MG Konkordia während 20 Jahren (1962–1982) und wurde 1978 zum Ehrenmitglied ernannt. Der MG Egg diente er 72 Jahre, von 1943 bis 2015 im Alter von 89 Jahren! Er wurde mit allen Ehrungen auf kantonaler, eidgenössischer und internationaler Ebene ausgezeichnet: Er erhielt die Goldene Verdienst-Medaille des Internationalen Musikbundes CISM für 60 Jahre (2003) und wurde im Jahre 2013 für 70 Jahre Aktivmitgliedschaft zum Eidgenössischen Ehrenveteranen ernannt.

Notker war auch leidenschaftlicher Schütze: Seine innere Ruhe, seine sichere Hand und sein scharfes Auge mach-ten ihn zu einem sehr treffsicheren Schützen. Seine vielen Auszeichnungen sind Zeugen von seinen grossen Erfolgen an lokalen, kantonalen und eidgenössischen Schiessanlässen.

Notker amtete während 50 Jahren (1959–2009) auch als Milch-Kontrolleur der Viehzuchtgenossenschaften Etzel und Binzen und durchlebte alle Fortschritte vom Handmelken bis zum modernen Melkstand mit automatischer Milchmessanlage und Computerfütterung. Bei der Genossame Egg amtete er als Schreiber während 15 Jahren und versah auch verschiedene Funktionen in der MG Egg und in der aufgelösten Schützengesellschaft Egg. Als Schreiner übernahm er von seinem Vater Stefan eine nicht selbstverständliche Aufgabe: Während vielen Jahren, bis in die Mitte der 1970er-Jahre, war er «Einsarger» der zu Hause verstorbenen Egger, und begleitete viele Mitbürger auf den Friedhof zur letzten Ruhe als Bestatter.

Auch wenn Notker sein ganzes Leben in Egg verbrachte, war er empfänglich für Neues und interessierte sich für ferne Kontinente. Sein lang ersehnter Wunsch einer Reise nach Amerika erfüllte sich in den 1990er-Jahren mit dem Braunviehzuchtverband. In den Jahren 2007 und 2009 besuchte er im bereits hohen Alter mit Berthy seinen Sohn Erwin und dessen Familie in Toronto, Kanada.

Gross war die Freude an seinen vier Grosskindern und fünf Urgrosskindern. Leider konnte er die Geburt seines 6. Urgrosskindes nicht mehr erleben, das einen Tag vor seiner Beisetzung geboren wurde – der Kreis des Lebens erneuert sich!

Notker erfreute sich sehr guter Gesundheit, mentaler Frische und Stärke bis ins hohe Alter; die zunehmende Gehörschwäche war seine grösste Beschwerde. Er durfte seit seiner Geburt fast 98 Jahre in seinem Haus leben und wirken. «Ich bin froh, dass es nichts Neues gibt», war seine Botschaft. Eine Weisheit für Menschen im hohen Alter: Es ist meistens keine gute Nachricht, wenn es etwas Neues gibt. So traf ihn Mitte Oktober 2023 ein schwerer Hirnschlag. Das fehlende Augenlicht und das sehr schlechte Gehör mach-ten ihn zu einem Gefangenen in der Dunkelheit. Am Osterdienstag, 2. April, vier Tage nach seinem 99. Geburtstag, hat er uns nach einem reich erfüllten Leben verlassen.

Unser Vater Notker hatte viele verstorbene Egger auf dem Friedhof zur letzten Ruhe gebettet, jetzt legte er sich zu ihnen. Wir bilden unsere Stärke an den zeitlosen Erinnerungen an Dich mit tiefem Respekt und Dankbarkeit.

Deine Kinder mit ihren Familien

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