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«Aber so war es schöner»

«Aber so war es schöner» «Aber so war es schöner»

Volleyball-Nationalspieler Linus Birchler ist mit Schönenwerd Schweizermeister geworden. Der in Lachen wohnende Birchler ist die letzten drei Monate zwischen Schwyz und Solothurn gependelt.

Linus Birchler, der seit 2020 mit drei Einsiedler Freunden in einer WG in Lachen wohnt, darf sich seit dem letzten Wochenende Schweizermeister nennen. Pokalsieger war er schon. Super-cup Sieger auch. Beides mit Jona. Linus Birchler spielt Volley-ball. Anfang des Jahres wechselte er kurzfristig von Jona nach Schönenwerd. Die Gerüchteküche brodelte bereits gewaltig, dann folgte Ende Januar die Bestätigung: Volley Schönenwerd verpflichtete Wunschkandidat Linus Birchler für die Playoffs. Birchler sollte die schon länger gesuchte Verstärkung auf der Mittelposition sein. «Die Anfrage aus Schönenwerd kam für mich überraschend. Sie such-ten eine dritte Option für den Mittelblock », erklärt der 26-Jährige. Seitdem pendelt der 2,05-Meter- Hüne viermal in der Woche zum Training ins solothurnische Schönenwerd. Die Volleyball-Meisterschaft mit Schönenwerd Am Wochenende wurde der grosse Aufwand, den der Einsiedler in den letzten drei Monaten betrieben hat, endlich belohnt. In der Playoff-Finalserie konnte sich Volley Schönenwerd im fünften und entscheidenden Spiel gegen Volley Amriswil durchsetzen. Vor über 1200 Zuschauern in der heimischen Betoncoup- Arena gewannen Birch-ler und sein Team mit 3:1-Sätzen (25:18,17:25, 25:20, 26:24).

Somit jubelten die Solothurner nach der letzten Saison zum zweiten Mal in Folge über den Gewinn des Schweizermeistertitels. Nach der Niederlage im Super-cup gegen Chênois Genève Volleyball und dem verlorenen Cupfinal Anfang April gegen Amriswil holten sich die Solothurner die Meisterschaft. «In der Halle hat der Verein eine sehr schöne Feier organisiert. Die hätte es aber auch gegeben, wenn wir verloren hätten. Aber so war es schöner», sagt Birchler schmunzelnd.

In einem packenden letzten Play-off Finalspiel gelingt dem Heimteam ein perfekter Start: Mit viel Power beim Service geht der ers-te Satz mit 25:18 an das Heimteam. Im zweiten Satz findet Amriswil immer besser ins Spiel und kann diesen deutlich mit 25:17 für sich entscheiden. «Ich habe aber auch nach dem Satzverlust nicht an unserem Sieg gezweifelt.» Und Schönenwerd konnte sich wieder steigern, leg-te zu und gewann den 3. Satz relativ deutlich mit 25:20. Im vier-ten Durchgang hatten die Gäste aus der Ostschweiz die Vorteile lange auf ihrer Seite. Die Thurgauer führten 23:21. «Wir haben dann mit mutigen, risikoreichen Aufschlägen drei Punkte in Folge gemacht. Beim Stand von 23:23 sogar ein Ass geschlagen», erinnert sich Mittelblocker Birchler noch ganz genau. Den zweiten Matchball konnte Schönenwerd nutzen – die Meisterparty im Solothurnischen konnte starten. «Nach der Feier in Schönenwerd sind wir dann noch mit der ganzen Mannschaft nach Zürich», erzählt Birchler strahlend. Am frühen Sonntagmorgen war dann ausgefeiert, gegen vier Uhr hat zumindest Linus Birchler wieder den Heimweg angetreten.

Pluspunkt Heimvorteil Schon vor dem Start der Playoff-Finalserie hatte Birchler von dem Heimvorteil für Schönenwerd gesprochen. Diese Einschätzung sollte sich bewahrheiten. Es gab keinen einzigen Auswärtssieg, der Endstand von 3:2 für Schönenwerd ist die logische Konsequenz. «Der Heimvorteil hatte sicherlich einen Einfluss. Die Fans daheim, die Halle, die man kennt, kein Reisestress und der gewohnte Ablauf sind alles Faktoren, die es einfacher machen», ist Birchler überzeugt. Aber eins ist auch klar, dieser Titel sei harte Arbeit gewesen. Amriswil war der erwartet starke Finalgegner und an der ein oder anderen Stelle «habe man auch das nötige Quäntchen Glück als Heimteam gebraucht».

Volleyball-Spätstarter und Titelsammler Linus Birchler hat erst sehr spät zum Volleyball gefunden, da war er schon 17 Jahre alt. Vorher hat Birchler immer Fussball gespielt. Der FC Einsiedeln war seine fussballerische Heimat. Viele Jahre kickte Birchler für die Klosterdörfler. «Ich hatte dann mit Verletzungen zu kämpfen und dadurch den Spass am Fuss-ball verloren», erinnert er sich. «Aus einem Probetraining in Einsiedeln sind dann viele weitere Trainings geworden.» Im Volleyball ging es rasch voran. Seine Grösse ist da sicherlich hilfreich. Nur drei Jahre nach dem ersten Volleyball-Training stand der blonde Riese in der höchsten Spielklasse am Netz. Allerdings nicht für seinen Stammverein, denn der hat-te die NLA-Mannschaft 2018 abgemeldet. Zur Saison 2019/20 wechselte Sport-Fan Birchler nach Jona und wurde sofort in der höchsten Schweizer Liga eingesetzt. Und die Erfolge blieben nicht aus.

2021 holte Linus Birchler mit Jona den Cup. «Leider ohne Fans, aber trotzdem ein grosses Highlight in meiner Karriere. » Das Finalspiel in Winterthur war ein Volleyball-Spektakel: Der Underdog Jona holte – natürlich gegen Schönenwerd – einen 0:2Satzrückstand auf und gewann im Tiebreak. Für Jona war es der erste Titelgewinn im Cup überhaupt. Für Birchler auch.

Doch damit nicht genug, einige Wochen später wird das Team aus Jona – in nur sensationellen drei Sätzen – Volley-ball Supercup-Sieger. Jona liess Gegner Chênois Genève im Endspiel keine Chance. «Diese beiden Titel mit Jona waren ganz besonders, da sie so unerwartet waren.» Und was noch? «Ein besonderes sportliches Highlight war die Europameisterschaft mit der Schweiz im Sommer 2023», ergänzt Nationalspieler Birchler. Nationalmannschaftspause – die Welt ruft Bei der EM-Qualifikationsrunde im Sommer kann Birchler nicht mitmischen. Er ist «nicht ume». Von Juli bis Oktober ist er mit seiner Freundin Nicole auf Weltreise. Sie starten im Hochland Südamerikas: Peru und Bolivien sind die ersten Ziele. «Danach geht es weiter nach Costa Rica. Und im Anschluss geht es mit Auto und Camper durch Amerika und Kanada.» Na dann, gute Reise.

Foto: Olaf Schürmann

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