In Egg wird ein Stück Geschichte verschwinden
Das ehemalige Restaurant Eintracht am Dorfeingang in Egg, dessen Ursprung ins vorletzte Jahrhundert zurückreicht und als erster Wirt ein Herr Oechslin vom Frühboden erwähnt wird, ist eines der markanten Gebäude in Egg. Das unterste Stockwerk ist gemauert und dem Haupthaus wurde während des Sihlseebaus ein zweistöckiger Anbau, dazumal mit Flachdach, angegliedert, der 1982 ein Giebeldach erhielt. Die Fassade der beiden oberen Etagen ist geschindelt und ein grosses Schaufenster bildet den optischen Schwerpunkt Rich-tung Eggerstrasse hinaus.
1905, wie schriftlich festgehalten, ging das Gasthaus an einen Eduard Lacher über, aller-dings gab es ab 1915 keinen Wirtschaftsbetrieb mehr. Erst 1932, mit dem Beginn des Sihlseestaus, wurde das Wirtshaus, das im ersten Stock lag, von Josefina Lacher-Marty wieder geöffnet. Gleichzeitig führte sie erstmals einen kleinen Lebensmittelladen im Erdgeschoss. Dieser wurde während des Baus des Etzelwerks kontinuierlich vergrössert. Ganz in der Nähe der Eintracht führt nämlich der Druckstollen nicht allzu tief unter dem Boden durch und deshalb wurde dort im Tagbau gewerkt und waren diese Arbeitskräfte willkommene Gäste und Kunden.
1972 übernahm Hans Oechslin von den «Drei Herzen» in Einsiedeln den Laden bis ins Jahr 1980, danach belieferte die Usego das Lebensmittelgeschäft mit Frischprodukten und übrigen Lebensmitteln. Von 1956 bis 1999 führte Agnes Lacher von Oberegg bis ins hohe Alter von über 80 Jahren den Laden, und sie legte die Strecke in dieser gesamten Zeit täglich zweimal zu Fuss zurück!
Milchprodukte, Haushalt-, Fleisch- und Brotwaren liefer-ten damals wie ab 2003, als der Verein Eintracht Egg den Dorfladen wieder eröffnete, Einsiedler und weitere Fachgeschäfte aus der Region. Aber auch diverse Lieferanten von Egg selber bieten seit Jahren ihre eigenen Produkte wie beispielsweise Eier, Milch, Honig, Konfitüre oder Teigwaren im Ladenlokal der Eintracht an.
Das Gasthaus Eintracht wurde 1948 von Martin Lacher und seiner Frau Olga übernommen. 1972 erfolgte der Verkauf an Robert Wetzel, und in der Folge führten einige Pächter den Wirtschaftsbetrieb. Nachdem der neue Käufer Jost Stalder 1980 nur gerade drei Monate nach dem Kauf verstarb, konnte das Restaurant vom Treuhänder und Egger Genossenbürger Hugo Lacher ersteigert werden. Er übergab es Josy Lacher-Schönbächler zur Pacht, und die neue Wirtin bestand die Feuertaufe während des Biathlon-Weltcups mit Bravour, und auch bei den folgenden Biathlon-Grossanlässen fühlten sich Athleten wie Funktionäre oder Zuschauer in der Eintracht daheim.
Nach einem Besitzerwechsel 1995 zu Werner und Andrea Schatt und einigen weiteren kurzen Wirtewechseln wurde das Gasthaus 2001 endgültig geschlossen, und Alois und Theres Kuriger-Reichmuth, welche 1982 in einem umgebauten Stall gleich nebenan eine Landmaschinen-Werkstatt eröffnet hatten und diese heute zusammen mit ihren Söhnen führen, konnten 2002 die ganze Liegenschaft erstehen. Mit dem geplanten Abbruch und dem Neubau eines Wohn- und Gewerbehauses sind nun die Tage der Eintracht gezählt und eine neue Ära wird beginnen.