Wahlen ohne Auswahl
KOMMENTAR
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Wer aber gar keine Wahl hat, versinkt in Langeweile und Desinteresse und geht gar nicht mehr erst wählen. So geschehen am letzten Sonntag, an dem Bezirks- und Gemeinderatswahlen im Kanton Schwyz über die Bühne gegangen sind. In Einsiedeln hat sich gerade einmal ein Fünftel der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an den Wahlen der Bezirksbehördenmitglieder beteiligt: Die rekordverdächtig tiefe Stimmbeteiligung von 21 Prozent im Bezirk Einsiedeln spricht Bände und lässt tief blicken.
Eine wirkliche Wahl haben die Bürgerinnen und Bürger unter diesen Umständen nicht – viele der amtlichen Wahlzettel sind Einheitslisten: Man kann bei den einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten ein Kreuz setzen oder nicht. Eine Person zu streichen und einen anderen Namen zu notieren ist nicht erlaubt.Wenn für einen vakanten Sitz exakt ein Kandidat zur Verfügung steht, wird Demokratie ad absurdum geführt. Eine Abwahl eines Bezirks- oder Gemeinderats ist unter diesen Umständen erst recht nicht möglich.
Auffallend am Wahlsonntag waren neben der sehr tie-fen Stimmbeteiligung die vielen leeren Wahlzettel: Möglicherweise eine Art Protest-form – wenn es denn schon keinen Raum für Proteststimmen gibt.