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Beat Schönbächler: «Cleverness, nicht Intelligenz»

Beat Schönbächler:  «Cleverness, nicht Intelligenz» Beat Schönbächler:  «Cleverness, nicht Intelligenz»

Der Einsiedler Biathlet Beat Schönbächler ging einen ganz anderen Weg als vorgesehen – und wurde dank seiner Lebenserfahrungen zum erfolgreichen Gründer der KST AG. Obschon er im Kanton Zürich lebt, ist er stark im Klosterdorf verwurzelt geblieben.

Einsiedeln und das Tal – und am Ausgang der Kreisel von Biberbrugg, an dem viele, die eigentlich wegwollen, wieder umkehren. Beat Schönbächler ist darüber hinausgekommen und dennoch wieder zurückgekehrt, aber erst, nachdem er seinen ganz eigenen Weg gegangen war.

Ein offener Blick, mit seinem Gegenüber stets auf gleicher Ebene, dazwischen ein breites Lächeln. Ein Sportlertyp, fair, aber auch zielstrebig und wissend, was er will. Einer, der den Abzug ruhig durchzieht und unermüdlich seine Strafrunden macht, immer im Bewusstsein, dass sich noch alles ändern kann.

Beat Schönbächler ist ein Einsiedler Urgestein, wie er selber sagt. Sein Leben scheint zunächst vorgespurt wie eine jener Loipen, auf denen schon sein Vater als Spitzenbiathlet und Olympiateilnehmer lief und auf denen er selbst zunächst eine steile Sportkarriere zu machen scheint.

«Nicht gerne Befehlsempfänger» Er macht seine Lehre als Mechaniker bei Landis & Gyr. Die Firma unterstützt grosszügig die sportlichen Ambitionen ihrer Mitarbeiter. Er feiert nationale und internationale Erfolge. Es könnte alles so weitergehen, doch als der Wunsch, die Sportler-RS und fachliche Weiterbildung zu verbinden, nicht möglich ist, aber auch gesundheitliche Probleme hinzukommen, kommt der Bruch. Statt dem starren Korsett des Militärdienstes zu folgen, revoltiert er und beendet seine Sportlerkarriere. «Ich bin nicht gerne Befehlsempfänger», erklärt Schönbächler seinen Freiheitsdrang. «Ich bin zu vielem bereit, wenn ich darf, aber ich fühle mich nicht wohl im Korsett – das war mir früher nicht so bewusst.» «Ich fühlte mich als Platzhalter» Schönbächler arbeitet nie als Mechaniker, sondern geht als Konstrukteur zu einer Kühldeckenfirma in Stäfa und absolviert die Technikerschule Schaffhausen. Er macht rasch Karriere und vertritt die Firma bald auch im Ausland – unter anderem in Deutschland, wo die Lufthansa zu einem der wichtigsten Kunden wird. «Man liess mich machen. Ich dachte, Business ist einfach», erzählt er schmunzelnd. Doch mit der Zeit merkt er, wie die Hasen im Geschäftsleben laufen. «Ich fühlte mich als Platzhalter, der vorgeschoben wird, während die Entscheidungen im Hintergrund gefällt wurden.» Schliesslich wird die Firma an einen Konzern verkauft und bald darauf wieder zurückgekauft. Erneut vor dem Konkurs stehend, erfolgt ein erneuter Verkauf. Eine Zeit voller Wechsel und immer neuen Vorgesetzten. In der Zwischenzeit absolviert Schönbächler weitere Weiterbildungen im Bereich Marketing und Vertrieb. Als er dann als neuer CEO vorgeschlagen, jedoch vom Verwaltungsrat abgelehnt wird, reicht es ihm. «Ich habe gerne viel gearbeitet und gelernt, aber ich spürte, dass diese Zeit vorbei ist, und ich meine Unabhängigkeit ausleben möchte», beschreibt Schönbächler den Moment. Er ist 36, und ein guter Freund und Arbeitskollege sagt zu ihm: «Du kannst das alles selber. Wenn ich pensioniert bin, komme ich zu dir arbeiten!» Alles auf eine Karte gesetzt

Dieses Versprechen wird wahr, denn tatsächlich erstellt Schönbächler 2008 nach einer Auszeit einen Businessplan für ein eigenes kleines Unternehmen. Doch die Banken geben nichts, und auch eine Lokalität für sein Start-up kann er zunächst nicht finden. Bis er eines Abends zufällig den Inhaber von Schönbächler Transport vor dem Firmengebäude an der Schnabelsbergstrasse antrifft und dieser ihm vorschlägt, sich bei ihm einzumieten.

«Es ging um Selbstverwirklichung» «Ich hatte damals noch keine eigene Familie, darum investierte ich alles, was ich besass, in das Unternehmen. Es ging mir um Selbstverwirklichung – wäre es um Geld gegangen, hätte ich diesen Schritt nicht gewagt. Seither sind wir organisch gewachsen», sagt er stolz. Heute ist die KST AG technischer Leader auf dem Schweizer Markt mit vielen prominenten Kunden (siehe Box). Die alte Liegenschaft mit ihren etwas biederen Geschäftsräumen hat ausgedient. «Sie können sich vorstellen, wie erstaunt die Roche-Manager waren, als sie zu uns nach Einsiedeln kamen», meint er schmunzelnd. Bis heute ist er seiner Philosophie als Selfmademan treu geblieben. «Wir wollen alles selber produzieren », meint er überzeugt. Wenn immer möglich, beschafft KST AG die nötigen Komponenten dafür in der Schweiz. «Es lässt sich immer eine Lösung in der Schweiz finden. «Cleverness, nicht Intelligenz ist entscheidend.» Hochregallager und Rückkühlsystem Die innovative DNA der Firma verlangt nach einem ebenso innovativen Gebäude, dessen Betrieb CO2-neutral erfolgt. Vom eigenen Klimalabor über ein Hochregallager bis hin zu einem einzigartigen Energie sparenden Rückkühlsystem. «CoolShift» heisst die Technologie dafür, die in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW entworfen und selber ausgefeilt wurde. Bis 2025 wird der Neubau im Kobiboden fertiggestellt. «Wir sind die einzige Firma, die eine solches Projekt auch umsetzt. Zu Wissen und Erfahrung kommt man nur, indem man etwas ausprobiert », sagt er überzeugt und beginnt von einer Versuchsanlage zu schwärmen, die bereits seit Jahren betrieben wird, um einen Prozess zu entwickeln. Fehler machen, um daraus zu lernen.

Schätzt geerdete Einsiedler Bevölkerung «Schlechte Erfahrungen sind ebenso wichtig im Leben wie gute.» Das versucht er, auch seinen Kindern zu vermitteln. «Sie brauchen nicht dieselben Fehler zu machen wie ich», so Schönbächler. Damit kommt das Gespräch auf seine Frau und seine drei Söhne, mit denen er im Zürcher Oberland lebt. Die Familie ist der ideale Ausgleich für ihn. «Ich freue mich auf die Arbeit genauso wie auf meine Ferien.» Umso mehr, dass in der Familie der Sport eine wichtige Rolle spielt.

Auch die regelmässigen Treffen mit seinem Einsiedler Freundeskreis aus der Schulzeit spielen eine wichtige Rolle in Schönbächlers Leben. Obschon er nicht mehr in Einsiedeln lebt, pflegt er seine Kontakte zum KTV und zum Skiclub weiter und betätigt sich als Trainer und Sponsor. Schönbächler liebt Einsiedeln, um «retour zu kommen », und er schätzt dessen «geerdete» Bevölkerung und die regionale Stabilität. Gleichzeitig fährt er auch immer gerne am Kreisel von Biberbrugg vorbei, hinaus aus dem Tal.

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