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Wollerau: Ein Bieterkrimi in Federers Ex-Haus

Wollerau: Ein Bieterkrimi in Federers Ex-Haus Wollerau: Ein Bieterkrimi in Federers Ex-Haus

Das Betreibungsamt Höfe versteigerte zwei millionenschwere Stockwerkeigentums-Wohnungen. In einer wohnte früher der wohl berühmteste Schweizer.

Es ist kurz vor 15 Uhr. Frauen und Männer in chicen Mänteln und teuren Schuhen bewegen sich eiligen Schrittes Richtung Restaurant Verenahof in Wollerau. Vor dem Eingang zum Burgsaal werden sie nach ihrem Namen gefragt und erhalten eine Nummer. Der Saal ist rappelvoll an diesem Freitagnachmittag. Die beiden attraktiven Wohnungen in Bäch, die hier gleich versteigert werden, ziehen viele Bieterinnen und Bieter, aber auch viele scheinbar unbeteiligte Interessierte an, wie sich später herausstellen wird. Eine Versteigerung um Millionenobjekte ist immer eine aufregende Sache.

Hinzu kommt, dass es sich bei dem Grundstück nicht um irgendein Gebäude handelt – der wohl berühmteste Schweizer wohnte einst mit seiner Familie hier. Die 3,5-Zimmer-Wohnung war den Federers aber irgendwann zu klein, 2014 zog die damals vierköpfige Familie innerhalb Wolleraus in eine grössere Wohnung um. Aktuell nimmt Roger Federers neues Wohndomizil in Kempraten bei Rapperswil-Jona, ein Anwesen auf 16’000 Quadratmetern mit sechs Gebäuden, Form an.

Versteigert werden zwei der vier Wohnungen an der Bächerstrasse 38,erbaut im Jahr 2007. Erstens eine 5,5-Zimmer-Terrassenwohnung mit zwei Tiefgaragenplätzen und einem Aussenplatz sowie dem Sonderrecht an einem Schutzraum. Zweitens ist eine 4,5-Attika-Wohnung im obersten Stock mit Pool sowie ebenfalls mit zwei Tiefgaragenplätzen und einem Aussenparkplatz zu haben. Speziell zu erwähnen ist auch, dass eine Retro- Gondelkabine als Lift in alle Wohnungen dient.

Beide Wohnungen werden möbliert verkauft. Die beiden Parzellen gehörten dem Finnen Jyrki Sakari Halikainen, bevor dessen Firma Uros pleite ging und dieser sich nach Liechtenstein absetzte. Gegen den Mann läuft ein Strafverfahren, in das auch die Schwyzer Staatsanwaltschaft involviert ist.

Es sind viele verschiedene Sprachen im Saal zu hören. Gut möglich, dass auch Bietende aus dem Ausland angereist sind. Diese müssen für den Kauf aber eine Bewilligung vorweisen können. Einige Anwesende halten ihr Handy in der Hand, bereit, loszutippen, um ihren Klienten oder ihre Klientin auf dem Laufenden zu halten.

Dario Bruhin, Sachbearbeiter des Betreibungsamts Höfe, stellt sich vor und erklärt die Steigerungsbedingungen. Auch weist er darauf hin, dass das Betreibungsamt keine Garantie bei Mängeln gibt. «Was wir aber wis-sen und bereits kommunizieren können, ist, dass das Treppenhaus rückbaufällig ist.» Und dann bringt er die Kauffreudigen zum ersten Mal zum Lachen: «Ah ja, Sie sollten auch wissen, dass die Schlüssel der beiden Wohnungen identisch sind. Das heisst, mit dem Schlüssel der Wohnung im dritten Stock kommen Sie auch in die Attikawohnung.» Grössere Wohnung für 6,15 Millionen versteigert Dann gehts auch schon los. Zunächst wird die grössere Wohnung versteigert. Da in diesem Fall kein schriftliches Mindestangebot vorliegt, beginnt die Versteigerung bei Null Franken. Es gilt die Regel: Der Nächstbietende muss das vorherige Angebot jeweils um mindestens 10’000 Franken übertreffen. Ein Paar spart allen Zeit, hält seine Nummer in die Höhe und ruft als Erste aus: «Drei Millionen Franken.» Adrenalin liegt in der Luft. Es folgen Gebot auf Gebot zwischen sechs interessierten Käufern, wobei gegen Ende nur noch zwei Player den Biss behalten: die Nummer acht und die Nummer drei.

Mit seinen Witzchen nimmt Dario Bruhin der Angelegenheit etwas den Druck und gibt den beiden Herren, die sich am Schluss immer wieder zu überbieten versuchen, mit seinen ausgedehnten Beschreibungen der Wohnung und deren Vorzüge die Zeit, sich ihr potenzielles nächstes Angebot gut zu überlegen. Die übrigen Gäste amüsieren sich über den charmanten jungen Herrn, der vorne versucht, den Anwesenden weitere Angebote zu entlocken. Für Lacher sorgt auch ein Herr, der mit seinen Fragen den Eindruck erweckt, als hätte er sich die Wohnung gar nie angesehen, aber trotzdem mitbieten will.

Schliesslich ist Bruhin aber gezwungen, den Hammer hervorzuholen, als es nach dem letzten Angebot des Herrn mit der Nummer drei in Jeans und Hemd im Alter von schätzungsweise Mitte 50 in der gewaltigen Höhe von 6,15 Millionen Franken und auch nach dem «zum Ersten» und «zum Zweiten» still bleibt im Saal. «Verkauft! », ruft der Auktionator und lässt den Hammer auf den Tisch knallen. Für die Attika-Wohnung existiert bereits ein schriftliches Gebot von 3,5 Millionen Franken, weshalb hier ein paar Schritte übersprungen werden. Insgesamt zeigen drei Parteien Inter-esse an der Wohnung im obersten Stock. Wiederum sorgt Dario Bruhin mit einer Prise Humor für eine relativ lockere Atmosphäre.

Am Ende sind es wiederum nur zwei, die sich bis zum Schluss «duellieren ». Ein Mann mittleren Alters, der aufgrund seiner Aussprache der Region Basel zugeordnet werden könnte, und ein beleibter Herr vom Typ Südländer, der mit einem italienischen Akzent spricht. Dieser behält schliesslich die Nerven und ergattert sich die 175 Quadratmeter grosse Attika- Wohnung für 5,4 Mio. Franken. Ein Schnäppchen! Die beiden Käufer müssen noch vor Ort eine Anzahlung von 100’000 Franken leisten, sonst geht die Versteigerung weiter. Kein Problem für die Herren. Nun haben sie etwas mehr als einen Monat Zeit für die Finanzierung ihres Kaufobjekts. Zeit auch, um sich zu einigen, wer das Schloss seiner neuen Wohnung samt Schlüssel austauschen lässt.

Foto: Anouk Arbenz

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