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«Das Asylproblem lässt sich nicht in Trachslau lösen»

«Das Asylproblem lässt sich nicht in Trachslau lösen» «Das Asylproblem lässt sich nicht in Trachslau lösen»

Der Einsiedler Bezirksrat hielt in Trachslau eine Veranstaltung zur geplanten Zwischennutzung des alten Schulhauses ab. Das Interesse war gross, der Bezirk wirkte überzeugend dank klarer Information und Argumentation.

Das Foyer des Schulhauses Trachslau war gestossen voll – zirka 100 Personen bekundeten ihr Interesse für die geplante Zwischennutzung des alten Schulhauses durch den Bezirk. Nach der Mitteilung des Bezirks Einsiedeln im Februar hatte sich ein gewisser Missmut gegenüber der möglichen Unterbringung von Flüchtlingen und Asylsuchenden im alten Schulhaus sowie ein Mangel an Information abgezeichnet, und der Einwohnerverein und der Bezirk hatten gemeinsam reagiert.

Der Bezirk war mit dem Bezirksammann Franz Pirker sowie sämtlichen betroffenen Ressorts vertreten: Hanspeter Egli (Planung und Gewässer), Bernadette Deuber (Soziales und Gesundheit) und Fredi Zehnder (Liegenschaften, Sport und Freizeit). So war man gewappnet, um das Vorhaben ausführlich vorzustellen und sämtliche offene Fragen kompetent zu beantworten.

Zukunftspläne werden nicht blockiert Zunächst ging Hanspeter Egli auf die Initiative Urs Birchler von 2021 ein, die einen Abriss des Schulhauses, eine Umzonung und einen möglichen Verkauf zum Bau neuer Wohnungen und/oder zur Neugestaltung des Dorfzentrums vorsieht. Laut Egli würde die Zwischennutzung die Realisierung der Initiative zwar um ein bis zwei Jahre verzögern, aber keinesfalls blockieren. Das Planungsverfahren würde normal weiterlaufen.

Danach informierte Bernadette Deuber darüber,wer in den sechs provisorischen Wohnungen im alten Schulhaus untergebracht werden soll. Sie schilderte die angespannte Situation angesichts der wachsenden Zahl von Flüchtlingen und Asylsuchenden. Einsiedeln hat sein Kontingent bisher zu 80 Prozent ausgeschöpft, muss nun aber auf 100 Prozent aufstocken. Hinzu kommt,dass auf Ende Jahr zehn Altbauwohnungen geräumt werden müssen. Dadurch müssen dringend Wohnungen für 50 bis 60 Personen gefunden werden, was bei der momentanen Wohnungsknappheit kaum möglich sei. Darum sei man darauf angewiesen, die vorgesehenen Wohnungen für 18 bis maximal 25 Personen nutzen zu können. Familien aus sechs Ländern

Laut Deuber sollen in Trachslau Familien aus sechs verschiedenen Ländern untergebracht werden, von denen die meisten bereits seit Jahren in Einsiedeln wohnen. Darunter befinden sich keine kriminellen oder auffälligen Personen. Wechsel sind allerdings nicht ausgeschlossen.

Fredi Zehnder umriss kurz die geplanten Umbauten sowie das Budget. Auf vier Etagen sollen sechs Wohnungen für je drei bis fünf Personen sowie Gemeinschaftsduschen und ein Aufenthaltsraum entstehen. In der Umgebung soll lediglich die Wiese unter anderem als Spielplatz für Kinder genutzt werden. Der Schulhausplatz soll weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Der Umbau erfolge nach den minimalsten Standards, wobei sogar auf eine Schalldämmung zwischen Wohnungn verzichtet werde, so Zehnder.

Die Kosten des Umbaus, der bis im kommenden Dezember/ Januar abgeschlossen werden soll, sind mit 248’000 Franken plus 28’000 Reserven budgetiert. Insgesamt wird an der kommenden Bezirksgemeinde ein Nachtragskredit über 300’000 Franken beantragt. Als mögliche Zukunftsperspektive nannte Zehnder die Unterbringung der Familien in der Liegenschaft der Stiftung Phönix, wo der Bezirk bereits ein Kaufgesuch eingegeben hat. Ausserdem macht sich der Bezirk Gedanken über eine mögliche Umnutzung des Hauses Raben für Wohnzwecke. Zusammenfassend meinte Bezirksammann Pirker, man sei unter Druck und brauche Zeit für eine nachhaltige Lösung. Die Zwischennutzung im alten Schulhaus Trachslau biete sich an. Die einzige Alternative wäre, für die Familien andere Wohnungen zu mieten, die erstens knapp seien und viel mehr kosteten als die Unterbringung im Schulhaus-Provisorium. Er versprach, dass im Schulhaus kein Bundesasylzentrum, kein Durchgangsheim und kein Zentrum für unbegleitete minderjährige Asylbewerber geplant sei. Er sehe vieles in der europäischen Asylpolitik kritisch, aber das Asylproblem lasse sich nicht in Trachslau lösen, sagte er und ging zur Beantwortung von Publikumsfragen über. «Das Billigste vom Billigen»

Zunächst wurde darum gebeten, die Umbaukosten detaillierter aufzuschlüsseln, was Fredi Zehnder vornahm und dabei unterstrich, dass man wirklich «das Billigste vom Billigen» verwende. Nach Möglichkeit sollte dabei das heimische Gewerbe zum Zug kommen. Auf die Bedenken, soviel Geld in eine «alte Hütte» zu stecken, erklärte Pirker, dass dies im Normalfall stimme, dass es in der vorliegenden Situation aber viel teurer käme, andere Wohnungen zu mieten.

Angesprochen wurde auch die Dauer der Zwischennutzung, von der manche glauben,sie werde von drei bis fünf Jahren auf zehn bis fünfzehn Jahre ausgedehnt. Das schloss Pirker aus – dagegen spreche allein der einfache Ausbaustandard, der nicht für eine solche Dauer ausreiche. Der Bezirksammann bat um Vertrauen in den Bezirk, der alles tun würde, um eine nachhaltige Lösung zu finden. Bedenken wegen möglicher Überlastung der Lehrkräfte Eine Votantin erklärte, sie habe nichts gegen die Unterbringung der Familien in Trachslau, befürchte aber, dass die Lehrerschaft durch die zusätzlichen Kinder ohne Sprachkenntnisse überlastet würde. Dadurch leide möglicherweise die Betreuung der übrigen Kinder und die Pädagogen suchten sich andere Stellen. Pirker und Deuber entgegneten darauf, die meisten Kinder der vorgesehenen Familien seien bereits gut integriert und sprächen Deutsch, und der Bezirk biete der Schule gegebenenfalls die nötige zusätzliche Unterstützung.

Während des Frageteils fielen einige abschätzige Bemerkungen aus dem Publikum. So meinte beispielsweise jemand, wegen des knappen ÖV-Angebots würde man die Ausländer wohl im Taxi herumchauffieren. Es gab aber auch freundliche Statements. Ein Mann, der sich für das Sozialprojekt «Tischlein Deck Dich» engagiert, meinte, er kenne die meisten der Familien. Sie seien anständig, und wenn man ihnen offen begegne, seien sie sehr herzlich. Insgesamt wurde sehr sachlich und ruhig diskutiert, und die Bezirksvertreter bemühten sich redlich, sämtliche Fragen und Bedenken auszuräumen. Der Organisator und Präsident des Einwohnervereins, Andreas Hurschler, bedankte sich abschliessend für das Interesse und wünschte sich, der Einwohnerverein hätte auch einmal so eine gut besuchte GV.

Fotos: Eugen von Arb

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