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Traumberuf

Früher wollten Mädchen Stewardess oder Tierpflegerin werden, Buben sahen sich als zukünftige Polizisten oder Lokomotivführer. Die heutige Jugend tickt offenbar etwas anders. Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Umfrage träumen Mädchen davon, Influencerin zu werden, während Buben ihre Zukunft als Profifussballer sehen. Dass nicht jeder Teenager das Zeug dazu hat, sei es aus intellektuellen, körperlichen oder sonstigen Gründen, ist gut so. Schliesslich braucht diese leicht entrückte Welt auch noch Normalbürger als Follower für die Influencer und ins Stadion pilgernde Fans, um den Königen des runden Leders zuzujubeln.

Eine Untergattung der Influencer – und offenbar weit verbreitet – sind die Cleanfluencer. Sie haben sich auf die Fahne geschrieben, uns beizubringen, wie wir was am effizientesten putzen, abstauben, in Schränken einsortieren. Wer immer solche «Hilfe» beanspruchen will … ich bin bis anhin gut ohne ausgekommen. Doch wundere ich mich: Hat die Welt tatsächlich darauf gewartet, von solchen meist auf Hochglanz gestylten, mitunter reichlich künstlich wirkenden Geschöpfen belehrt zu werden?

Spätestens wenn mal wieder so eine Influencer-Göre auf dem Weg in den Süden im Gotthard Strassentunnel wendet, dabei nie die doppelte Sicherheitslinie gesehen haben will, in Göschenen von der Polizei herausgepflückt wird und sich anschliessend in ihrem Kanal fürchterlich über dieses böse Land mit seinen rüpelhaften Gesetzeshütern aufregt, frage ich mich: Kann man von seiner eigenen Blödheit tatsächlich leben?

* Fanny Reutimann (56) staunte nicht schlecht, als sie vernahm, dass es demnächst einen Online- Lehrgang gibt, aus dem man als «zertifizierter Influencer» hervorgeht. Irgendwie erinnert sie dieses Wort zu sehr an «Influenza ». Zu Deutsch «Grippe».

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