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Ruth von Euw zur Frauenquote: «So kann es gerne weitergehen»

Grosse Freude bei der Präsidentin der Gleichstellungskommission. Die Frauendelegation im Schwyzer Kantonsrat hat sich am Wahlsonntag gegenüber 2020 mehr als verdoppelt.

Die Frauen legten von 14 auf 20 Mandate zu. Das im Voraus erhoffte Minimalziel ist erfüllt. Sind Sie als Präsidentin der Gleichstellungskommission zufrieden?

Wir haben immer gesagt, dass wir dann zufrieden sind, wenn der Frauenanteil bei 50 Prozent zu liegen kommt. Das Wachstum der Frauenanteile in den Parteien ist aber noch grösser. 2020 wurden 9 Frauen gewählt, dank Wechseln in den Fraktionen ka-men im Laufe der letzten vier Jahre noch 5 Frauen dazu. Das sind insgesamt 11 Frauen mehr als vor vier Jahren. Der Frauenanteil wurde also verdoppelt, das ist beachtlich. So kann es gerne weitergehen. Wo sehen Sie die Gründe für die-sen Zuwachs?

Ich hoffe schon, dass unsere Arbeit dazu beigetragen hat, sei es durch das Forum «Frauen und Politik» der Gleichstellungskommission oder das Frauennetz mit der Plattform demokratin. ch . Vor den Wahlen wurde vielerorts öffentlichkeitswirksam kommuniziert und auf das Frauenanliegen aufmerksam gemacht.

Vier Sitze gehen auf das Konto der SVP. Deren Frauenförderung scheint besser zu sein als die Kritik daran. Dass vier SVP-Frauen neu in den Kantonsrat kommen, ist sehr gut. Die SVP ist die Partei mit den meisten Sitzen. Dass nun endlich auch mehr Frauen Teil davon sind, finde ich sehr erfreulich.

Die Kritik, die SVP tue nichts für die Frauenförderung, erübrigt sich nun aber.

Die SVP hat 38 Sitze, davon sind 4 von Frauen besetzt. Sie kann deshalb nicht sagen: Hört auf zu kritisieren, wir machen ja schon alles für die Frauen. Es ist ein guter Anfang, aber es reicht bei Weitem nicht – bei keiner Partei. Alle Parteien haben noch sehr viel Luft nach oben. Mit einer Wahl ist noch lange nicht alles gemacht. Wie geht die Arbeit in der Gleichstellungskommission also weiter? Wir werden sicher so weitermachen wie bisher. Das heisst, wir werden mit verschiedenen Anlässen versuchen, die Frauen im Kanton Schwyz zusammenzubringen und ihnen damit ein Netzwerk bieten, um sich austauschen zu können. Das gibt allen den notwendigen Rückhalt.

Inwiefern?

Durch ein solches Netzwerk ist es möglich, Frauen, die noch nicht in einer Partei sind, in Kontakt mit den jeweiligen Personen zu bringen. Im Forum «Frauen und Politik» arbeiten wir eng mit den Parteien zusammen und erhoffen uns einen engeren Austausch – auch mit den Wahlkampfleiterinnen und -leitern. Wollen Sie dereinst mit einer Frauenpartei auftreten? Nein, absolut nicht. Wir als Gleichstellungskommission sind und bleiben politisch neutral. Wir wollen einfach eine paritätische Vertretung von Männern und Frauen – sei es im Kantonsrat, in der Regierung oder in anderen Ämtern.

Wird sich die Politik im Kantonsrat ändern? Wird man die grössere Frauenpräsenz mer-ken?

Da bin ich selber auch gespannt. Inhaltlich wird sich an den Entscheiden wohl nicht viel ändern. Aber ich hoffe, dass der Ton ändern wird, dass anders kommuniziert wird. Mehr Sozialpolitik statt Strassenbau: Wäre das nicht denkbar?

Das ist doch aus der Luft gegriffen. Es sind ja erst 20 Frau-en im Kantonsrat. Einfach davon auszugehen, es sind Frau-en, also werden Frauenthemen besprochen, finde ich schräg. Es kommt doch auch auf den Hintergrund und das Umfeld an, in denen sich die einzelnen neuen Ratsmitglieder bewegen.

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