Aufklären, nicht vertuschen
KOMMENTAR
Übergriffe in der katholischen Kirche rücken erneut in den Fokus: Ein halbes Jahr nach der Publikation einer Pilotstudie über Missbräuche in der katholischen Kirche haben sich nun weitere 160 mutmassliche Opfer bei den Bistümern und Opferhilfestellen gemeldet.
Im Bistum Chur wandten sich 21 Opfer sexuellen Missbrauchs an das diözesane Fachgremium oder direkt an Bischof Joseph Maria Bonne-main. Dabei handelte es sich um Annäherungsversuche bis hin zu Vergewaltigungen. Teilweise lagen sie weit in der Vergangenheit – einige bis zu siebzig Jahre. Ein Fall ereignete sich unlängst.
Bereits im Jahr 2000 gab es eine grosse Anzahl Fälle, die in den USA aufgedeckt worden sind. In der Schweiz gab es einige Jahre später die ersten Fälle, die bekannt wurden – unter anderem im Kloster Einsiedeln. Alt Abt Martin Werlen liess damals die Einsiedler Fälle aktiv aufarbeiten und forderte schwarze Listen für pädophile Priester. Als damaliges Mitglied in der Bischofskonferenz wirkte der ehemalige Abt in Einsiedeln dahingehend, dass die Thematik seither viel mehr aufgearbeitet wurde. Diese Dynamik fehlt heute – und es bleibt unklar, aus welchen Gründen das Kloster Einsiedeln weiterhin ein Gutachten zum Missbrauch im Kloster Einsiedeln unter Verschluss hält.
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