Schönheit und Tod – Welttheatergespräch im Literaturhaus Zürich
Am kommenden Donnerstag, 8. Februar, eröffnet Lukas Bärfuss, der Autor der diesjährigen Jubiläums-Welttheateraufführung, im Literaturhaus Zürich seine vierteilige Diskursreihe. Er spricht mit Thomas Macho über Tod und Schönheit.
Von Peter Lüthi
«Glück, Trost, Unheil, Sieg, Erleichterung, Süssigkeit, …» (V. 1558–1565), so bewerten die Hauptfiguren in Calderóns «Grossem Welttheater» den bevorstehenden Tod. Sehr unterschiedlich also. Eigentlich sind Tod und Schönheit nicht gerade Begriffe, die einander ergänzen und gleiche Reaktionen in unseren Gedanken hervorrufen. Schönheit ist in unserer Gesellschaft zu einem Synonym für Erfolg, Macht und Lust geworden. Der Tod gilt noch immer als Verlust, Trennung und Rätsel.
Wie sollen nun die beiden Phänomene zusammen betrachtet und bewertet werden, nicht einzeln, sondern in ihrer Abhängigkeit zueinander? Kämpft die Schönheit gegen das Vergängliche? Lässt sie den Tod in den Hintergrund treten oder schlägt sie dem Tod sogar ein Schnippchen, indem man mit der Schönheit vom eigentlichen Ende des Lebens ablenkt. Will man dem Tod nicht begegnen?
Der Schönheitskult unserer Tage hat den Tod sicher in den Hintergrund treten lassen. Er ist beinahe aus der Gesellschaft verschwunden, wenn man liest, wie in kleiner Runde das Ende des Lebens begangen wird, hat hier ein grosser Wandel stattgefunden. Warum nur? Sind wir einzig noch dem Leben zugewandt, weil wir über den Tod zu wenig wissen und nur spekulieren können? Hat das Übersinnliche an Wert verloren? Viele Fragen bedrängen uns, wenn wir an dieses scheinbare Gegensatzpaar Tod und Schönheit denken.
Der Philosoph Thomas Macho, Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften in Wien, und unser Schriftsteller Lukas Bärfuss sprechen über dieses Thema am Donnerstag, 8. Februar, um 19.30 Uhr im Literaturhaus in Zürich. Machos Habilitationsschrift «Todesmetaphern» (1987) ist legendär und hat eine ganze Forscher- und Künstlergeneration beeinflusst. Weitere Schwerpunkte seiner Arbeit sind Grenzerfahrungen, Rituale, Feste, Rollen- und Vorbilder. Der Frage «Was ist schön?» widmete er einen Sammelband.
Das wird ein spannender Abend, auch weil diese Frage von Tod und Schönheit uns in den letzten Tagen sehr beschäftigt hat. Lukas Bärfuss hat deshalb dieses Thema so zusammengefasst: «Die Geschichte der Schönheit, meinte Susan Sontag, reihe sich ein in die Geschichte des Trostes. Wir brauchen sie, um der Sterblichkeit etwas entgegenhalten zu können. Wie notwendig das ist, musste das Welttheater mit dem kürzlichen Verlust des Musik-Komponisten Bruno Amstad gerade sehr schmerzlich erfahren. Und wir erleben wieder, dass das Spiel nicht auf der Bühne bleibt, es weitet sich ins Leben.»