Veröffentlicht am

Alpthal ist auf der Suche nach neuen Ideen für sich selbst

Alpthal ist auf der Suche nach neuen Ideen für sich selbst Alpthal ist auf der Suche nach neuen Ideen für sich selbst

Die kleine Gemeinde Alpthal kämpft um ihre politische Eigenständigkeit. An einer ausserordentlichen und ungewöhnlichen Bürgerversammlung trug die Bevölkerung Ideen für die Zukunft zusammen.

Die Veranstaltung am vergangenen Freitagabend in der Mehrzweckanlage Alpthal glich zunächst einer ganz normalen Gemeindeversammlung: am Rednerpult die Gemeindepräsidentin, daneben der Gemeinderat und vor ihnen aufgereiht die Bevölkerung. Doch bereits nach einer kurzen Einführung löste sich diese Ordnung auf in kleine Gruppen, die sich um Tische versammelten, eifrig diskutierten und ihre Ideen auf bereitgelegten Plakaten aufschrieben. Nach zehn Minuten wechselte man die Tische und das Diskussionsthema – die eingeplante Stunde ver-flog schnell.

Unter dem Motto «Die Zukunft von Alpthal – machen Sie mit» war die Bevölkerung eingeladen worden, gemeinsam nach Lösungen für aktuelle Probleme und eine Zukunftsperspektive zu suchen. Gemeinsam mit Eva Gerber vom Planungsbüro Kontextplan AG aus Zürich hat-ten die Gemeindepräsidentin Luzia Bühner und der Gemeinderat die Stärken und Schwächen der Gemeinde im Vorfeld analysiert und ein Leitbild und eine Strategie für die kommende Legislatur vorbereitet, um sie mit der Einwohnerschaft zu diskutieren.

Bühner zeigte sich erfreut über das Ergebnis des Abends, der mit rund 80 Personen gut besucht war. «Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es wurden viele Ideen und Inputs geäussert – natürlich fragt sich, was davon machbar ist oder reines Wunschdenken», erklärt sie. Es sei wichtig, dass die Bevölkerung ihre Meinung zu wichtigen Themen äussern könne, damit der Gemeinderat die Bedürfnisse der Bevölkerung bestmöglich erfüllen könne. Im Zug der Diskussion seien teilweise neue Aspekte und Meinungen aufgegriffen worden.

«Alpthal verfügt über ein aktives Gemeindeleben» – so hiess der erste Leitsatz. Damit wurde das mangelnde Dorfleben angesprochen. Zuoberst auf der Wunschliste standen hier konkret Einkaufsmöglichkeiten, ein Restaurant als Dorftreffpunkt, sowie mehr Anlässe, wie zum Beispiel ein Frühlings-, Sommerund Herbstfest. Angesprochen wurde auch ein durchgehender Fussweg zwischen Alpthal und Brunni.

Zweitens: «Alpthal stellt seine Spezialfinanzierungen auf gesunde Beine.» Dass kleinere Gemeinden oft Mühe haben, ihre Spezialfinanzierungen kostendeckend zu gestalten, ist kein Geheimnis. Dementsprechend ist der Spielraum nicht allzu gross. Vorgeschlagen wurde beispielsweise, die Wasserleitungen vorerst nur stellenweise zu reparieren, um Geld für eine spätere Gesamtsanierung zu sparen.

«Alpthal hat eine attraktive Primarschule und einen Kindergarten im Dorf.» Dieser dritte Punkt ist eng mit dem vierten verbunden: «Alpthal bietet neuen Wohnraum für verschiedene Bevölkerungsgruppen.» Um wieder einen Kindergarten zu ha-ben, müssen genügend Kinder pro Jahrgang vorhanden sein. Es gibt zwar die Idee, Eltern zusätzlich zu motivieren, ihre Kinder auch in das erste freiwillige Kindergartenjahr zu schicken, doch dafür müssen immer noch mehr Familien nach Alpthal kommen – und dafür muss genügend und bezahlbarer Wohnraum vorhanden sein.

Immerhin ist die Dorfbevölkerung in den letzten Jahren stabil geblieben. Doch Wohnungen sind weiterhin ein dringendes Defizit. Die Gemeinde besitzt nur ein unbebautes Grundstück. Es bleibt daher nur das Gespräch mit Baulandbesitzern, um ihnen die Lage zu erklären, und sie zum Bau von Wohnungen zu ermuntern. Neben Anreizen zum Wohnungsbau wurde auch die Erhöhung der Steuern für leerstehende Grundstücke vorgeschlagen. Ein neues Baureglement für Alpthal soll noch dieses Jahr verabschiedet werden.

Ebenso wichtig ist der fünfte Punkt: «Alpthal bleibt eine eigenständige Gemeinde mit funktionierender Verwaltung und Behörden. » Ohne Gemeinde und Verwaltung geht gar nichts. Alpthal hatte in letzter Zeit Mühe, Nachfolgerinnen oder Nachfolger für freiwerdende Sitze im Gemeinderat zu finden. Sie gehe davon aus, dass die Sitze für die kommende Legislaturperiode besetzt werden könnten, meint Bühner optimistisch. Viele Einwohner meldeten sich nicht für solche Ämter, weil sie keine Zeit hätten, weil die Entlöhnung nicht stimme oder weil sie es sich schlichtweg nicht zutrauten. Letzteres Problem könnte durch einen Schnuppertag im Gemeinderat und einen Leitfaden für solche Ämter behoben werden. Die Ergebnisse der Bürgerversammlung werden nun ausgewertet und an der nächsten Gemeindeversammlung im April präsentiert.

Fotos: Eugen von Arb


Gesprächsbereit und initiativ: der Alpthaler Gemeinderat.

Dafür und Dawider – an den Tischen entwickelten sich anregende Diskussionen über die Zukunft des Dorfs.

«Wir gestalten eine Gemeinde, in der sich alle Generationen wohlfühlen.»

Was fehlt noch? Jede Diskussionsgruppe brachte neuen Input.

Share
LATEST NEWS