Einen Monat lang Toastbrot statt Bürli
Elena Kälin arbeitete vier Wochen in einem irischen «Nursing home» statt im heimischen Altersheim
Normalerweise absolviert Elena Kälin ihre Lehre als Fachfrau Gesundheit im Alters- und Pflegeheim Langrüti. Mitte November blieb sie ihrem Beruf treu, wechselte aber den Betrieb für einen Monat. Sie fand sich für einen Austausch im irischen Leopardstown Valley wieder.
Die begeisterte Sportlerin Elena Kälin begann ihre Lehre als Fachfrau Gesundheit FaGe im Spätsommer 2021 im Altersund Pflegeheim Langrüti. Für sie war schon früh klar, dass es ein Beruf sein muss, in welchem sie mit Menschen arbeiten darf. Mit vier Jahren führte sie eine Reise nach Australien und sie sah dort eine Kinderkrankenschwester. Von diesem Moment an war für sie klar: Ich will Kinderkrankenschwester werden. Das gab sie auch fortan als Berufswunsch an. Dieser Eintrag wurde auch immer in jedes Freundschaftsbuch gemacht.
Kinderkrankenschwester oder Tierpflegerin?
Als dann die Schulzeit in Einsiedeln zu Ende ging, galt es, Nägel mit Köpfen zu machen. Sie schnupperte in verschiedenen Berufen, doch Corona machte ihr ebenfalls einen Strich durch die Rechnung. Einige Berufe konnte sie so nicht in Echt kennenlernen, wie beispielsweise jenen der Tierpflegerin. Sie entschied sich für eine Lehre als FaGe. Bei dieser Arbeit kann sie mit Menschen arbeiten und ihre Stärken in der Kommunikation einsetzen. Auch unterstützt sie gerne Leuten im Alltag. Der Einstieg ins Berufsleben fiel ihr leicht, sie konnte sich über keinerlei Anfangsmüdigkeiten, wie eher üblich bei jungen Menschen, beklagen. Da half ihr sportliches Naturell sicher mit.
Deutsch und Englisch, oder?
Zum Anfang der Lehre durfte sie entscheiden, ob sie die Schule zweisprachig (bilingual) absolvieren möchte. Sie sah darin eine Chance, ihr Englisch weiterzuentwickeln. Leider, so zeigte es sich mit der Zeit, waren die Lehrpersonen dieser Sprache nicht mächtig. So blieb es beim Versprechen, den Unterricht mindestens zu einem Drittel in Englisch abzuhalten.
Anfang des letzten Jahres bot sich die Möglichkeit, sich für einen einmonatigen Austausch in einem fremdsprachigen Alters- und Pflegeheim anzumelden. Initialgeber war die Agentur Movetia. Diese Agentur fördert und unterstützt Projekte und Aktivitäten im Bereich von Austausch und Mobilität in der Aus- und Weiterbildung auf nationaler und internationaler Ebene, sowohl im schulischen als auch im ausserschulischen Bereich. Sie vernetzt Organisationen und Institutionen im Bereich Austausch und Mobilität und bringt Anbieter sowie interessierte Nutzer von Projekten und Aktivitäten zusammen.
Deutschland oder Irland?
Zur Auswahl standen Heime in Deutschland oder Irland. Von der 17-köpfigen Klasse haben lediglich zwei die Chance ergriffen. Heimleiter Markus Forster ermutigte sie aber, diesen Schritt zu machen. So sass sie nach der Abgabe ihrer Vertiefungsarbeit (VA) Mitte November im Flieger nach Dublin, Irland. Dort angekommen, erlebte sie erstmals einen Schock. Verstand sie doch keine Ansagen aus den Lautsprechern. Dies ging aber vorüber, als sie realisierte, es war gälisch. Ihr Englisch bezeichnet Kälin nicht als schlecht, einzig bei den Zeitformen habe sie noch Mühe. Mit der Zeit gewöhnte sie sich an den irischen Dialekt im Englisch. Vom Flughafen fuhr sie alleine zu ihrer Gastfamilie in Leopardstown Valley, einem Stadtteil von Dublin. Wobei Familie etwas übertrieben ist. Handelte es sich doch um eine Frau mit ihrem Hündchen.
Und schon bald ging es los mit der Austauscharbeit. Was ihr auffiel, das Heim, in englisch Nursing Home, sah von aussen recht passabel aus. Wer sich dann aber innen umschaute, musste viele Schwachstellen entdecken. Genau dasselbe stellte sie im Umgang mit den Bewohnern fest. Die Sprache war sehr liebevoll, die Betreuung aber eher «hemdsärmlig». Was sie gänzlich vermisste, war die Kinästhetik. Dieses Handlungskonzept in der Pflege, bei dem der Patient schonend unterstützt wird, wurde nicht angewandt. So wurden die Bewohner immer mit viel Kraft «bewegt».
Praktikantin oder Auszubildende?
Eigenständige Arbeiten durfte sie nicht ausführen, wenn, dann nur unter Anleitung. So war sie in der Irlandszeit eher eine Praktikantin als eine Auszubildende. Glücklicherweise war ihre Schulkollegin Nele Sägesser zur gleichen Zeit in Irland und so konnten sie die Freizeit gemeinsam verbringen. Die «Cliffs of moher » standen ebenso auf dem Programm wie Sightseeing in Dublin. Selbstverständlich auch der Besuch eines Pubs im berühmten Ausgangsviertel Temple Bar. Das Nationalgetränk, das Guiness Stout Bier, muss-te natürlich probiert werden. Da es nicht mundete, blieb es bei diesem einzigen Versuch.
Sport oder Fettpolster?
Rückblickend auf die irischen vier Wochen will sie die Zeit nicht missen. «Ich empfehle jedem, einen solchen Austausch zu machen», gibt sie unumwunden zu. Bei den Nahrungsmitteln gilt es, einfach Abstriche zu machen. Alles sei irgendwie frittiert und ungesund. Und es gibt kein richtiges Brot, nur immer Toast. Nach kurzer Zeit startete sie aber mit Joggingrunden und konnte so dem ungesunden Lebensstil ein Schnäppchen schlagen. Zu Hause galt es, die Eindrücke in Reflexionen niederzuschreiben. Ob die gesetzten Ziele erreicht wurden, musste sie ebenfalls festhalten. Eine Haupterkenntnis von ihr ist: «Was ich will, das kann ich mir nicht schenken lassen. Ich muss es selber in die Hand nehmen und umsetzen», so ihr Fazit.
Fotos: zvg