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Ein Dessert mit heissem Auftritt

Ein Dessert mit heissem Auftritt Ein Dessert mit heissem Auftritt

Walter Kälins Crème brûlée ist so einfach wie effektvoll

Der ehemalige Radiojournalist Walter Kälin hat von seiner Wohnung aus freie Sicht aufs Kloster und den Platz davor, der nächstes Jahr wieder bespielt wird. Das Dessert, das er präsentiert, braucht etwas Zeit, hat dafür Showeffekt. Es passt somit zu den Festtagen wie zum Welttheater.

Walter Kälin (Jahrgang 1947) ist eine feste Grösse in Einsiedelns Kulturbetrieb. Für den Fram-Club lädt er regelmässig Gäste zum Podiumsgespräch ein und als Präsident der Stiftung Kulturerbe Einsiedeln plant er mit seinen Kolleginnen und Kollegen Ausstellungen im Museum Fram und pflegt das Archiv des ehemaligen Benziger Verlags. Dabei lebte er jahrzehntelang fern seines Geburtsortes.

Gleich nach der Matura an der Stiftsschule bezog er in Fribourg ein Zimmer mit der Absicht, an der dortigen Universität Deutsch und Geschichte zu studieren. Bereits nach zwei Semestern zog es ihn jedoch vom «Studieren» weg zum «Machen», und er trat seine erste Stelle als Journalist beim Radio DRS in Zürich an. Nach drei Jahren nahm er nochmals Anlauf für eine universitäre Laufbahn, gab sie aber zugunsten einer Stelle beim Radio nach zwei Semestern endgültig auf.

Morgenstund hat Gold im Mund Ab 1970 blieb er dem Schweizer Radio DRS fast vierzig Jahre lang treu, zuerst als Journalist und Moderator, die letzten fünfzehn Jahre vor seiner Pensionierung als stellvertretender Programmleiter und Bereichsleiter Moderation und Musik von DRS 1. Er moderierte verschiedene Sendungen der Sparten Information, Unterhaltung und Literatur, die noch heute Bestandteil des Programms von Radio SRF – wie der Sender seit 2011 heisst – sind.

Unter anderem war er einer der ersten drei Gastgeber der sonntäglichen Gesprächssendung «Persönlich», die 1976 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde und zu der er die Auftaktmusik ausgesucht hatte. Unterhaltungen mit Persönlichkeiten wie der Schauspielerin Maria Becker, dem Germanistikprofessor Peter von Matt oder dem Filmemacher Rolf Lyssy haben ihn beeindruckt und inspiriert.

Noch heute gelingt es ihm, sich vor Publikum empathisch mit Menschen zu unterhalten, wie man anlässlich der Podiumsgespräche in der Fram unschwer feststellen kann. Es gab auch profane Momente in Walter Kälins Radiolaufbahn, so ist er der Erfinder des morgendlichen Quiz «Morgenstund hat Gold im Mund», das sich bei der Hörerschaft von Radio SRF 1 seit vielen Jahren ungebrochener Beliebtheit erfreut.

Kulturelles Engagement mit diskretem Charme Seine lange Radiolaufbahn endete 2009 mit der Pensionierung; der vorgezogene Ruhestand für Kaderleute war eine Bestimmung seines Arbeitgebers. Walter Kälin genoss die neue Freiheit vom ersten Tag an, ohne in ein Loch zu fallen. Bald darauf wurde er von Marann Schneider angefragt, ob er Lust hätte, mit ihr zusammen eine Gönnervereinigung für das Museum Fram zu gründen. Walter Kälin nahm die Herausforderung an und engagiert sich seit 2010 mit professionellem Know-how und diskretem Charme für die Einsiedler Kulturinstitution. Als Vorstandsmitglied des Fram-Clubs organisiert er Gesprächsabende zu kulturellen und gesellschaftlichen Themen.

Vom Singengel zum Welttheater-Chronisten

Literatur, Musik und Kultur überhaupt waren und sind Teil seines Lebens, sowohl im Beruf wie heute im Privaten. Walter Kälin ist ein leidenschaftlicher Schreiber; vor Kurzem ist sein Buch «100 Jahre Welttheater in 100 Geschichten» (Band 115 der «Schwyzer Hefte») erschienen. Obwohl er ein kompetenter Kenner des Welttheaters ist, war er selbst nur ein einziges Mal in einer Nebenrolle dabei: als Singengel in der Aufführung von 1960. Das erstaunt ein bisschen, wenn man erfährt, dass seine Mutter Irma Kälin-Kälin zwischen 1955 und 1970 viermal eine Hauptrolle spielte und sein Grossvater Franz Kälin als Präsident der Gesellschaft der Geistlichen Spiele 1924 zu den Begründern des Einsiedler Welttheaters gehörte. Aber als Radiojournalist lebte er Jahrzehnte lang nicht in Einsiedeln. Erst 2018 kehrten er und seine Frau Sonja Wuhrmann Kälin ins Klosterdorf zurück, nachdem sie die letzten fünfunddreissig Jahre in Meilen gewohnt hatten.

Alltagsgerichte bevorzugt In Kälins geschmackvoll eingerichteter Wohnung mit freier Sicht aufs Kloster fühlt man sich sofort wohl. Eleganter Blickfang im Raum ist ein lackschwarzer Flügel – ein Erbstück. Ein wandfüllendes Büchergestell zeugt von der Leidenschaft des Paares für Literatur. Walter Kälin kocht gern und gut. Als Hobbykoch möchte er sich nicht bezeichnen, weil die Zubereitung von Speisen Teil seines Alltags ist. Seine Frau ist an drei Tagen pro Woche als Psychoanalytikerin tätig, dann ist es an ihm zu kochen. Auf die Frage nach seinen bevorzugten Rezepten nennt er Alltagsgerichte wie Fleischvögel, Krautwickel, Käsewähe und Älplermagronen. Für die «Ofä-Tour-li»-Serie hat Walter Kälin ein Dessert gewählt, das so einfach wie effektvoll ist: Die Crème brûlée ist keine Hexerei, nur etwas Zeit braucht sie. Sie lässt sich bequem vorbereiten und ist deshalb ein wunderbares Dessert für die bevorstehenden Festtage. Die knackige Caramelkruste ist das i-Tüpfelchen mit Showeffekt, mit welchem man seine Gäste beeindrucken kann.

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