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Pontiac-Parade

Pontiac-Parade Pontiac-Parade

ZWISCHENLUEGETEN 3

Tausende, Abertausende standen Spalier und applaudierten, was die Hände hergaben. Ja, es war ein denkwürdiger Abend, als die Pontiac- Parade durch den Einsiedler Weihnachtsmarkt fuhr. So etwas hat die Welt noch nicht gesehen. Und Einsiedeln auch nicht.

Dabei ist es offensichtlich: Welche Edelkarosse, wenn nicht der Pontiac (Sie wissen schon, das Einzige, was mir der Scheidungsanwalt gelassen hat …), ist es würdig, einen adventlichen Markt zu beglücken? Es kann nur ein Pontiac sein.

Und so lenke ich mein Gefährt mit meinen weissen Lederhandschuhen sachte die Hauptstrasse hinauf, voraus zwei Playboy-Häschen im Santa-Claus-Stil des Coca-Cola-Trucks, die Menschenmassen anmutig zur Seite weisend, mit den Hüften sachte wippend, Küsschen nach links und rechts verteilend, auf dass die Männer reihenweise Lust auf eine Brat-wurst bekommen.

Aus den Lautsprechern dröhnt dezent AC-DC, die aufgeblasenen Nikoläuse schaukeln im fahrtwindunterstützten Takt, die Lamellen blitzen und blinken und die Kinderaugen funkeln.

Ich befürchte Kratzer am Chassis, als der Pontiac-Corso oben am Klosterplatz sich in wohlgefälliger Pracht wie ein gespanntes Schwyzerörgeli dem hymnischen Publikum präsentiert. Anfassen ja, aber nicht kratzen. Pontiac ist Porzellan.

Nach gefühlten 300 Autogrammkarten – zum Signieren ziehe ich meine weissen Lederhandschuhe aus – sinke ich zurück in meinen Body-Fahrersessel, packe die beiden Bunnies ein und entschwebe mit meinem Schlitten wie einst Santa Claus in den nächtlichen, sternenhagelvollen Himmel.

* Kalt sei ihm, flucht Herr Hanspeter Gyrs Kumpel Mäse. Wie lange er, Herr Gyr, denn noch gedenke, am Weihnachtsmarkt seinen Träumen nachzuhangen, derweil ihm, Mäse, die Zehen langsam blau anlaufen …

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