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Gefangene wilde Pferde

Gefangene wilde Pferde Gefangene wilde Pferde

BRIEF AUS DEN USA

Wilde Pferde gehören zur Geschichte von Amerika. Sie gehören zu jedem Western und sie gehören zur historischen Landschaft der USA.

Landesweit gibt es noch immer wilde Pferdeherden. In Colorado wurden diese vor 40 Jahren in vier abgelegene Gebiete umgesiedelt. Damals wollte der Bundesstaat die Herden schützen. Heutzutage werden Nachkommen derselben Herden mit dramatischen Methoden eingefangen. Die Round ups sind umstritten, die Steuerzahler sind empört und die Pferde leiden.

Das Departement für die Landverwaltung ist überzeugt, dass die Gebiete im Nordwesten von Colorado zu karg für die Pferde sind. Es gibt nicht genug Gras und vor allem während den Dürrezeiten hat es wenig Wasser. In den vergangenen zwei Jahren wurden über 80 Prozent der prächtigen Tiere eingefangen. Auf demselben Areal dürfen aber Bauern weiterhin ihre Kuhherden grasen lassen. Die Anwohner sind empört und machen sich Sorgen. Die Pferdeherden waren bisher eine willkommene Einnahmequelle. Sie lockten Touristen in die abgelegenen Gebiete. Pferdeliebhaber reisten gar aus Europa an, um die wilden Pferde zu beobachten. Aktivisten beobachten die Round Ups mit Trauer. Die Pferde werden von einem Helikopter in eine Falle getrieben und dann in Lastwagen verladen. Mütter und Fohlen werden getrennt, manche Tiere stürzen über die errichteten Stacheldrahtzähne und brechen ihre Beine.Verletzte Pferde werden manchmal an Ort und Stelle erschossen. Die Überlebenden werden zu Gefangenen.

Über 2000 ehemals wilde Pferde leben nun auf der Gefängnisranch am anderen Ende von Colorado. Die menschlichen Gefängnisinsassen sind für das Wohlbefinden der Pferde verantwortlich. Für sie ist es eine Chance, Berufserfahrung zu gewinnen, statt den ganzen Tag in der kargen Zelle zu sitzen. Für die Insassen sind die Pferde therapeutisch. Für die Pferde ist der Aufenthalt im Gefängnis aber oft zerstörend. Kürzlich starben über 100 Pferde an einer undefinierbaren Krankheit. Die kleine Weide ist schlammig und Schatten gibt es kaum. Die Pferde warten auf einen der seltenen Adoptionsanlässe.

Die ganze Aktion, von den Round Ups über die Betreuung der Tiere im Gefängnis bis zur Platzierung auf einem Pferdehof kostet jährlich über 4 Millionen Dollar. Die Steuerzahler übernehmen bewusst oder unbewusst die Rechnung. Und die Pferde werden nie wieder frei durch die amerikanische Landschaft galoppieren können.

Regula Grenier-Flückiger * Die Einsiedlerin Regula Grenier- Flückiger (*1973) zügelte im Jahr 2007 nach Denver im amerikanischen Bundesstaat Colorado, am Fusse der Rocky Mountains. Seit dem Jahr 2011 wohnt sie im Nachbarort Thorn-ton. Dort kamen im Jahr 2011 Sohn Cody Frederick und im Jahr 2015 Tochter Stephanie Nova zur Welt.

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