Der Furlibach soll bald wieder Strom liefern – Heute lesen, was morgen im EA steht
Keine Einsprachen gegen das Konzessions- und Baubewilligungsgesuch der Kraftwerk Furlibach AG
Die Wasserkraft nutzten die Ybriger bereits vor über 100 Jahren. Das Kraftwerk beim Furlibach wird nun durch zwei Initianten wiederbelebt.
Von Angela Suter
Über 90 Jahre nach dem Ende des früheren Kraftwerkes, das von der Genossenschaft «Elektra» betrieben worden war, geht die Geschichte weiter. In Betrieb ging das damalige Furli-Elektra-Kraftwerk am 1. August 1919, sorgte damit für die erste Elektrizität im Ybrig und damit begann die Geschichte der Furliwasser-Höhle. Die historische Anlage ist noch grösstenteils vorhanden, kann aber bis auf die Wasserfassung nicht mehr weiterverwendet werden. Aktuell fliesst das Quellwasser einfach in den Furlibach. 2019 wurde das Höhlensystem zum 100-Jahr-Jubiläum erforscht und durch gezielte Untersuchungen kennen die Höhlenforscher der Höhlengruppe Ybrig und der Ostschweizer Gesellschaft für Höhlenforschung einige der unterirdischen Wasserwege.
Nun geht es aber nicht um die Wege, die das Wasser zurücklegt, sondern viel mehr um die Energie, mit welcher das Wasser im Furli aus der Felswand schiesst. Nämlich darum, diese wieder zu nutzen. Im EA 84/23 berichteten wir bereits, dass am 11. Oktober 2023 die Kraftwerk Furlibach AG gegründet wurde, die den Bau und den Betrieb eines Wasserkraftwerks bezweckt. Josef Grab aus Altendorf und Josef Marty aus Unteriberg sind die beiden treibenden Kräfte. Die beiden Initianten haben nach umfangreichen Abklärungen entschieden, das historische Kraftwerk wieder zum Leben zu erwecken und der Nachwelt zu erhalten. Hierzu gründeten sie die Kraftwerk Furlibach AG, mit Sitz in Unteriberg. «Wir möchten damit ein nachhaltiges Projekt realisieren, das wir an unsere Nachkommen weitergeben können.» Sie haben das Projekt selber finanziert, sind jedoch auf der Suche nach Unterstützern und Sponsoren, die den Nachhaltigkeitsgedanken hoch schreiben. Die Betreiber rechnen mit einer Investitionsgrösse von rund 1,2 bis 1,4 Millionen Franken, die voraussichtlich durch die Einnahmen in den nächsten 80 Jahren gedeckt sein sollte. Beim Projekt steht nicht der Profit im Vordergrund.
Josef Grab interessiert sich seit jeher für nachhaltiges Bauen und energieautarke Häuser und erstellte als Architekt viele Häuser mit Nullenergie, so auch das erste Energie Plus Haus in Bennau vor 14 Jahren. Er kennt Josef «Edälis» Marty schon lange, von dessen früheren Tätigkeit auf dem Bau und der späteren Wirtezeit. Marty war Arbeitgeber von Rita Lagler, die mit ihrem Mann den Bauernhof im Furli betreibt, auf deren Boden auch die Leitung und das Turbinenhäuschen liegen. Vor rund drei Jahren kam Marty auf Grab zu mit der Idee, das Furliwerk zu reaktivieren und die Wasserkraft wieder zu nutzen.
Umfangreiche Vorabklärungen
Die Kraftwerk Furlibach AG möchte die ehemalige Kraftwerksanlage, welche das Wasser der Furlibachquelle nutzte, reaktivieren. Dazu liess sie von der Entegra Wasserkraft AG eine umfassende Grobanalyse mit einem Vorprojekt erstellen. Diese zeigte die Machbarkeit und auch die Wirtschaftlichkeit einer Reaktivierung der Kraftwerksauflage auf. Diese Studie wurde beim Kanton zu einer informellen Vernehmlassung eingereicht. Im März 2023 gab das Amt für Raumentwicklung eine koordinierte schriftliche Stellungnahme ab.
Aufgrund des Ausfalls des zuständigen Projektleiters mussten die Initianten ein neues Planungsbüro suchen. Im Mai fand eine Begehung des Anlagenstandortes mit anschliessender Besprechung mit Fernando M. Binder der fmb-ingenieure.ch und Josef Grab statt. In der Folge begann die Erarbeitung eines Bauprojektes für die Reaktivierung der Kraftwerksanlage. Es fanden im Juni 2023 auch schon Begehungen mit der Gasser Felstechnik beim Bereich der Wasserfassung statt. Dabei konnten die Fragen bezüglich der Felssicherung und der Ausführung der Arbeiten besprochen werden. Da die hydrologischen Daten des Furlibaches dürftig sind, wurde Ende Juni 2023 eine Abfluss-Messstation in Betrieb genommen.
Im August 2023 wurden auch noch die umweltrelevanten Themen durch das Oekobüro Tuggen untersucht. Die entsprechenden Erkenntnisse sind in einem Fachbericht zusammengefasst und wurden mit der Baueingabe eingereicht. Die ökologischen Ausgleichsflächen werden im Zusammenhang mit der Erstellung der Anlage ausgeführt, dank dieser Erweiterung wird ein neuer nachhaltiger Naturraum geschaffen.
Technische Details
Beim Ausgang der Furlihöhle wurde ein künstliches Reservoir mit rund neunzig Kubikmeter Nutzinhalt geschaffen. Dieses Reservoir ist durch eine massive Betonmauer von der Apparatekammer getrennt, welche eine Entnahmeleitung mit Rohrbruchklappe und Absperrschieber sowie eine Entleerungs- respektive Leerschussleitung mit Schieber enthält. Die Rohrleitung wie auch die Armaturen in der Apparatekammer sind nicht mehr betriebsfähig. Der Zugang zum Reservoir erfolgt über eine höhergelegene Höhle, welche gleichzeitig als Überlauf des Reservoirs bei abgestellter Entnahmeleitung oder bei Hochwasser dient.
Die Staukote liegt auf etwa 1270 m ü.M. Die zur Verfügung stehende Höhendifferenz beträgt 320 Meter. Von der Druckleitung ist nur der obere Teil sichtbar. Diese führt von der Apparatekammer der Felswand entlang zur rechten Hangseite. Die Gussleitung mit Steckmuffen ist auf gemauerten Sockeln gelagert. Sie wurde durch Korrosion und Hangschutt stark in Mitleidenschaft gezogen und ist für den zukünftigen Kraftwerksbetrieb unbrauchbar geworden.
Ausserhalb des Tobels verläuft die Druckleitung erdverlegt; bis knapp 1090 m ü.M. im Wald und anschliessend im Wiesland bis zum Maschinenhaus auf 954 m ü.M. Die Druckleitung soll zwischen 0,8 und 2 Meter tief im Boden verlegt worden sein. Das 1918/19 erbaute und heute noch vorhandene ehemalige Zentralengebäude wird aufgrund seines Alters totalsaniert. Dazu wurde im Mai 2023 ein separates Baugesuch eingereicht und bereits bewilligt.
Wasserkonzessionsgesuch
Zeitgleich mit dem Baugesuch für das Kraftwerk Mitte Oktober wurde beim Bezirk Schwyz ein Gesuch um eine Konzession für die Dauer von 80 Jahren für die Nutzung der Wasserkraft des Furlibachs eingereicht. Gemäss kantonalem Wasserrechtsgesetz ist der Bezirk Schwyz als Hoheitsträger von öffentlichem Fliessgewässer als Konzes-
sionsbehörde für die Nutzung der Wasserkraft zuständig. Der Furlibach wurde mit öffentlichen Mitteln verbaut und ist daher ein öffentliches Fliessgewässer.
Thomas Reichmuth, Projektleiter Wasserbau beim Bezirk Schwyz, erklärt: «Neue Wasserkraftkonzessionen werden im Bezirk Schwyz selten erteilt, da das Wasserkraftpotenzial in den bisher nicht genutzten Gewässerstrecken tendenziell gering ist. Die letzte Konzession wurde im Jahr 2013 an das Kleinwasserkraftwerk Steineraa vergeben. Zurzeit läuft noch die Konzessionserneuerung der Muotakraftwerke, die im Jahr 2030 abläuft.» Aber die Zusammenarbeit mit den Gesuchsstellern des Kraftwerks Furlibach AG verlief konstruktiv und der Bezirk begrüsse grundsätzlich die Nutzung der Wasserkraft der Fliessgewässer zur Produktion von erneuerbarer Energie. Natürlich seien die gesetzlichen Anforderungen an die Nutzung zu berücksichtigen, da insbesondere bei Kleinwasserkraftwerken das öffentliche Interesse mit dem geringen Beitrag an die Stromversorgung mit den ökologischen Nachteilen für das Gewässer abzuwägen seien.
Ziel Inbetriebnahme 2024
Dank vorgängigen konstruktiven Verhandlungen mit den Grundeigentümern, Gemeinde, Bezirk, Oberallmeind und Kanton, konnten alle Anliegen in der Baueingabe berücksichtigt werden. Bis zum Ende der Einsprachefrist sind weder zum Konzes-
sions- noch zum Baubewilligungsgesuch Beschwerden eingegangen. Zurzeit werden die beiden Gesuche noch von den kantonalen Fachstellen beurteilt, anschliessend entscheidet der Bezirk Schwyz darüber. Josef Grab hofft, dass die Bewilligungen noch dieses Jahr eintreffen werden und im Februar die Bauarbeiten beginnen können.
Die beiden Initianten haben sich zum Ziel gesetzt, die Kraftwerksanlage vor ihrem 70. Geburtstag Ende Jahr 2024 in Betrieb nehmen zu können. Teile der Bauarbeiten sowie Unterhalt und Betrieb der Anlage werden durch die Grundeigentümer-Familie Rita und Albert Lagler mit Nachkommen übernommen. Josef Grab und Josef Marty war es ein Anliegen, dass die Anlage vor Ort bewirtschaftet werden kann und dank dem freundschaftlichen Verhältnis mit den Grundeigentümern konnte so eine nachhaltige Lösung gefunden werden. Die geschätzte Energieproduktion von 450’000 kWh Strom wird über das EBS Schwyz vermarktet und dort ins Netz eingespiesen. Den Initianten ist es ein Anliegen, dieses historische Kraftwerk der Nachwelt erhalten zu können. Schulen und Interessierten steht die Anlage zur Besichtigung unter Voranmeldung immer zur Verfügung.
Der Einsiedler Anzeiger berichtete bereits umfassend in EA 60/19, 79/17, 11/14 über die Geschichte der Höhle und des Kraftwerks.