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Soll Frau Holle weiterhin ihre Kissen ausschütteln?

Mit Wehmut erinnern wir uns an Zeiten, als es noch lange Winter mit Schnee und Eis gegeben hat, verzauberte Landschaften, gefrorene Seen, Schlittenfahrten über steile Hänge, Schneeballschlachten zwischen Jung und Alt, eine wundersame Stille, die sich über Land und Leute legte wie eine schützende Decke.

Tempi passati! In Zeiten eines überhandnehmenden Klimawandels sind das fromme, aber hoffnungslose Wünsche aus einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat.Wenn Frau Holle einmal ihre Kissen ausschüttelt, kommt ein paar Stunden später garantiert Herr Regenmann und zerstört die weisse Pracht im Nu. Sogar in früheren Wintersportdestinationen wie Einsiedeln und Sattel sind längst Wandern und Biken im Dezember und Januar angesagt. Ein Jammer für den Tourismus und ein Graus für Menschen, die sich nach Abwechslung im Lauf der Jahreszeiten sehnen.

Bleibt die Hoffnung, dass uns eine Paradoxie des Klimageschehens weiterhelfen mag: Weil es auf Erden immer wärmer wird, droht der Golfstrom, der Europa mit warmem Wasser und milden Temperaturen versorgt, zusammenzubrechen. Falls diese Heizung ausfällt, ziehen garantiert wieder kalte, schneereiche Winter über das Land.

Um das erleben zu dürfen, sollte man allerdings einen langen Atem haben: Bis es so weit ist, dauert es noch ein Weilchen – der Golfstrom braucht rund hundert Jahre, bis er zu kippen imstande ist. Kunstschnee aus Schneekanonen ist derweil eine schlechte Alternative: Er erinnert an Plastikweihnachtsbäume als Ersatz für die Nordmanntanne in der warmen Stube. Oder an den Weihnachtsmann anstelle des Christkinds: Das kommt alles nicht an das wahre Original heran, das uns in seiner reinsten Form vollends betört: Schneeweisser Schnee, der unsere Herzen erfreut, den Lärm und die Unruhe von Mensch und Maschine schluckt und zum Verschwinden bringt und Licht in unser Leben bringen mag. Jede Schneeflocke, die vom Himmel auf Erden fällt, ist einzigartig und einmalig in diesem wundersamen Universum. Das sorgt in allererster Linie bei den Kindern für helle Begeisterung – und bei allen, die sich das Kindliche in ihrem Dasein haben bewahren können.

Nun ist es leider wieder so weit: Das komische «weisse Zeug» fällt wieder vom Himmel. Ja, den Schnee meine ich. Gar nicht mein Ding, ich hasse Schnee!

Bei Schneefall beginnt es bereits am Morgen, wenn ich nämlich anstatt sanft von meinem Wecker geweckt, vom lauten Geräusch des Schneepfluges regelrecht aufgerüttelt werde. Dann heisst es aufstehen, warm anziehen und den Vorplatz vom Schnee räumen, damit ich problemlos aus der Garage zur Arbeit fahren kann. So weit so gut. In unseren Breitengraden ist es dann ja oft so, dass es im Verlaufe des Morgens zu regnen beginnt und spätestens, wenn ich an einem solchen Tag mittags nach Hause komme, realisiere ich, dass der ganze Kraftakt vom Morgen, den Schnee von A nach B zu bewegen, umsonst war, weil aus dem Schnee wieder «Pflotsch» geworden ist. Das nervt mich! Solche Leerläufe gibt es im Sommer nicht.

Der nächste Punkt: Schnee gleich kalt, das heisst, dass ich einige Kleiderschichten mehr anziehen muss, damit ich zu meiner geliebten Wärme komme. Dies gilt aber nicht für mein Schuhwerk. Meine «Holzzoggäli » sind ganzjahrestauglich. Im Winter habe ich dank dem Holzboden immer warm, denn Holz isoliert. Es müssen einfach neue «Zoggeln» sein, wegen dem Sohlenprofil, dann haftet der Schuh wunderbar im Schnee, sogar viel besser als manche Winterschuhe.

Letzte Woche habe ich in der Garage meine uralten und nur ganz wenig taillierten Skis, heute würde man sie «Pommes Frites-Skis» nennen, wieder in die Hände bekommen. Seit Jahren darben sie ungebraucht dahin und jedes Jahr zu Beginn des Winters überlege ich mir, ob ich sie endgültig entsorgen und meine Karriere als Skifahrer an den Nagel hängen soll. Meinen drei Grosskindern zuliebe habe ich mich auch dieses Mal für das Behalten entschieden. Wer weiss, vielleicht gibt es ja, natürlich nur bei schönstem Bilderbuch-Wetter, doch noch ein Comeback von Opa auf den Skiern?!

Auswandern an einen Ort, wo es keinen Schnee gibt, wäre ein Thema. Da mich aber meine Frau nicht begleiten würde, ist es auch für mich keine Option.

So bleibt mir nichts anderes übrig, als jetzt noch etwa fünf Monate zu warten, bis das «weisse Zeug» nicht mehr vom Himmel fällt …

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