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Alpine Solaranlage nimmt erste Hürde

Alpine Solaranlage nimmt erste Hürde Alpine Solaranlage nimmt erste Hürde

Die Genossame Schwyz als Eigentümerin der Alp Roggen stimmt dem Baurechtsvertrag für das Energieprojekt in Oberiberg klar zu.

An der ausserordentlichen Genossengemeinde der Genossame Schwyz vom Dienstagabend nahmen 54 Personen teil. Sie hatten darüber zu befinden, ob die Genossame Schwyz 10 Hektaren Weideland der Alp Roggen (früher Roggenegg) auf Gemeindegebiet Oberiberg der EWS AG (EWS steht für Elektrizitätswerk Schwyz) für 60 Jahre im Baurecht abtreten will. Auf dem Gelände wollen die EWS AG und ihre Muttergesellschaft, die Axpo, ein mittelgrosses alpines Solarkraftwerk realisieren, das einen hohen Anteil an Winterstrom produziert.

Der Genossenrat, aus dessen Mitte der Vorschlag zum Alpin-Solar-Ybrig-Projekt kam, empfahl die Vorlage zur Annahme. Und so kam es: Nach einer engagierten Fragerunde stimmten lediglich 4 dagegen, und 3 enthielten sich. Als nächste Hürde gilt es, die Stimmberechtigten von Oberiberg an der Gemeindeversammlung vom 14. Dezember zu überzeugen, damit sie am 3. März 2024 ein Ja in die Urne legen.

Der ideale Standort für eine alpine Solaranlage Auf die Voraussetzungen zur Realisierung machte Genossenpräsident Bernhard Reichmuth aufmerksam: Die Anlage im Gebiet vis-à-vis des Hoch-Ybrigs muss bis Ende 2025 zehn Prozent Strom vom Endausbau ins Netz liefern. Nur so zahlt der Bund mit seinem Solarexpress-Programm 60 Prozent an die anrechenbaren Investitionen. «Ein sehr ambitionierter Plan», wie Reichmuth vorrechnete.

Roman Gwerder, Leiter Vertrieb des EWS, ergänzte: «Ob er eingehalten werden kann, hängt von der Abstimmung in der Gemeinde Oberiberg und vom Einspracheverfahren ab.» Die Umweltverbände sei-en zwar nicht begeistert, «aber wenn sie etwas zur Stromversorgungssicherheit im Winter durch erneuerbare Energien beitragen könnten, dann sei die Alp Roggen ein geeigneter Ort», fasste er das Ergebnis der bisherigen Verhandlungen zusammen.

Tatsächlich bietet sich diese Alpweide wie keine zweite im Kanton Schwyz an: Sie ist südexponiert, hat eine ideale Hangneigung von durchschnittlich 30 Prozent, ist von keiner Siedlung einsehbar – nur vom Skigebiet Hoch-Ybrig –, ist durch eine Strasse ab der Fuederegg erschlossen, wo auch eine Trafostation steht, wo der gewonnene Strom eingespiesen werden kann. Dies geschieht durch eine lediglich 1,8 Kilometer lange Leitung entlang der bestehenden Alperschliessungsstrasse. Auf einer Höhe zwischen 1500 und 1600 Metern über Meer gelegen, ist der Standort meist nebelfrei. Die Sonne erreicht die Anlage im Winter zwischen 9 und 16 Uhr. Auswirkungen auf Vegetation noch unklar Die «Alpin Solar Ybrig» wird im Endausbau 9 MWp (Megawatt-Peak, maximal erzeugbare Energie) erzeugen, was einem Stromertrag von 12 Gigawattstunden oder dem jährlichen Verbrauch des gesamten Gemeindegebiets Oberiberg entspricht. Vorgesehen sind 23’000 Panels, die in Gruppen von 10 bis 12 Modelltischen aufgereiht werden. Diese wiederum sind auf 2 bis 3 Meter hohen Stelzen und im Abstand von 4 bis 7 Metern angebracht, sodass das Weideland zwischen und unter den Reihen weiterhin beweidet werden kann. Da die Fotovoltaik-Panels in einem Winkel von 60 bis 70 Grad angebracht werden (um die Wintersonne optimal nutzen zu können), ist ihr Schattenwurf bei ho-hem Sonnenstand im Sommer relativ gering.

Roman Gwerder gab jedoch zu, dass die Auswirkungen auf die Vegetation nicht abschliessend beurteilt werden können, «weil es schlicht noch keine Erfahrungswerte in der Schweiz gibt». Die «Alpin Solar Ybrig» wird 13 Prozent der Weidefläche der Alp Roggen belegen. Die Genossame rechnet, dass die Alp mit einigen Tieren weniger bestossen werden kann. Der dadurch verursachte Verlust von wenigen tausend Franken durch kleinere Alpbeiträge des Bundes «kann aber bei Weitem überkompensiert werden durch die Abgeltungen des Baurechtsvertrages», unterstrich Genossenpräsident Bernhard Reichmuth.

Jährlich mindestens 80’000 Franken Die ausgehandelte Abgeltung für die Genossame Schwyz wird mit 10 Prozent Gewinnbeteiligung, jedoch mindestens 80’000 Franken pro Jahr definiert. Oberiberg als Standortgemeinde erhält ebenfalls 10 Prozent und mindestens 20’000 Franken. Damit wird jeder Quadratmeter beanspruchter Fläche (100’000 m² oder 10 Hektaren) mit mindestens 1 Franken pro Jahr abgegolten.

Bernhard Reichmuth sprach von einer «fairen Abgeltung» und erinnerte daran, dass die Alpwirtschaft tendenziell defizitär sei und durch Immobilienerträge quersubventioniert werden müsse. «Hier haben wir ein Projekt, das von einer Alp kommt und uns Geld zuführt, das wir in Alpverbesserungen anderswo investieren können.» Vor allem sei das Projekt «Alpin Solar Ybrig» ein Beitrag zur nachhaltigen Stromversorgung im Winter und ein Vorzeigeprojekt der drei Partner EWS, Genossame, Oberiberg und der ganzen Region. Als erste alpine Solaranlage im Kanton spricht Reichmuth von einem eigentlichen Leuchtturmprojekt, welches neben dem Skigebiet Hoch-Ybrig zudem äusserst ideal gelegen sei.

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