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«Eine Heimat für viele Menschen»

«Eine Heimat für viele Menschen» «Eine Heimat für viele Menschen»

Das 403. Generalbot der löblichen vier Zünfte von Einsiedeln

Informationen über das Gemeinschaftsgrab und ein eindrückliches Schlusswort von Ehrenpräses Abt Urban prägten das Generalbot der vier Einsiedler Zünfte.

Gross war die Freude, als die Ehrenmitmeister und Mitmeister der löblichen 4 Zünfte am vergangenen Sonntag die Klosterkirche verliessen. Der Zunftchristbaum beim Haus Adler leuchtete wieder in voller Pracht, nachdem er über Jahre erloschen war. Schon beim letzten Generalbot wurde beschlossen, den Zunftbaum während der Weihnachtszeit wieder zu illuminieren. Auf diese Adventszeit hin konnte der Wunsch umgesetzt werden.

Das Zunftjahr

Im Zunfthaus zum Bären meldeten sich dann 62 Zünfter zum Generalbot. Das verflossene Zunftjahr warf keine grossen Wellen und so konnte die Traktandenliste zügig abgehakt werden. Vogt Alfred Zehnder (Metzger- und Bäckerzunft) ging in seinem Jahresbericht hart mit den Klimaklebern ins Gericht. Eine Minderheit wolle der Mehrheit ihre Meinung aufzwingen und Toleranz höre da auf, wo der Einzelne zu stark eingeschränkt würde. Gleich verhält es sich mit den «Gender-Denkern», wo wenige der Mehrheit Sprachveränderungen aufnötigen wollten.

Unter dem Traktandum Wahlen wurde der neue Vogt Christian Braun (Schuhmacherzunft) und zum Mitvogt Viktor Kälin, (Zunft der Geschenkten) mit Akklamation gewählt. Ein besonderes Verdienst ist es, wenn Mitmeister zu Ehrenmitmeistern ernannt werden. Diese Ehre wurde Augustin Schuler (Zunft der Geschenkten) und Bruno Füchslin (Schneider- und Weberzunft) zuteil. Sie gehören der Zunft seit 25 Jahren an.

Das Gemeinschaftsgrab Nicht nur bei den Zünftern, sondern auch im Dorf gibt das neue Gemeinschaftsgrab zu reden. Der eben frisch gewählte Vogt und langjährige Friedhofgärtner Christian Braun sah sich daher veranlasst, in einem kurzen Abriss darzulegen, welche Ideen und Absichten hinter der Gestaltung des neuen Gemeinschaftsgrabes stecken. Die roten (warme Farbe) Wellen sind Symbol für die Lebenslinien des Menschen. Die Schriften auf diesen Wellen sind auf Messingplatten eingraviert, sie sind der Verwitterung ausgesetzt, dadurch verfärben sie sich mit der Zeit dunkel, was auf die Vergänglichkeit hindeutet. Die Asche der Verstorbenen wird in die Holzkisten im Boden gestreut. Diese bieten Platz für etwa 200 bis 250 Urnen. Ist diese voll, wird die Asche in eine neue Kiste im Boden geleert. Es dauert etwa fünf bis sechs Jahre, bis so ein Behältnis voll ist. Das Schlusswort des Abtes

Kaum jemand weiss, dass das Kloster eine imposante Instrumentensammlung besitzt. Diese wurde von einem jüdischen Ehepaar dem Kloster zur Aufbewahrung überlassen. Ehrenpräses Abt Urban wollte diese Sammlung schon lange dem israelischen Staate übergeben, was auch im Sinne der Donatoren war. Nun ist dies geschehen: Das Jerusalem Music Centre verwaltet nun die Sammlung.

Deshalb wurde Abt Urban die-sen Sommer von der Jerusalem Fondation nach Jerusalem eingeladen. Dabei sah er Israel neu und mit anderen Augen. Es erschloss sich ihm ein wichtiger Schlüssel zur geopolitischen Lage: die Erinnerungskultur. Dabei müssen wir, so Abt Urban, nicht im Nahen Osten unseren Beitrag zur Verständigung der Völker leisten, sondern hier in der Schweiz. Wir müssen zum Beispiel dafür sorgen, dass Antisemitismus bei uns keine Chance hat. Oder das Kloster nimmt jeweils an Weihnachten die Kollekte für das Kinderspital Bethlehem auf. Auch anderweitig kann geholfen werden. Das Kloster engagiert sich ebenfalls für die ukrainischen Flüchtlinge; einmal im Monat feiert die Klostergemeinschaft mit den Flüchtlingen einen griechisch-katholischen Gottesdienst. «So wird Einsiedeln Heimat für viele Menschen und viele Völker», schloss der Ehrenpräses der Einsiedler Zünfte seine Ausführungen. «Diese Heimat zeigt sich auch in den zahlreichen Wallfahrten der verschiedenen Sprach-Missionen der Schweiz.» Abt Urban glaubt an Einsiedeln und möchte sich weiterhin dafür einsetzen.

Vogt Alfred Zehnder konnte das Generalbot nach rund 90 Minuten schliessen. Die Anwesenden freuten sich auf das feine Nachtessen, welches von den «Bärenköchen» ausgezeichnet gekocht wurde und hervorragend mundete.

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