Tiefgarage, Wohnungen und ein neuer Dorfplatz sind erwünscht


Der Bezirk Einsiedeln und die Genossenschaft «Zwei Raben» präsentierten am Mittwochabend die Projektidee zum Kulturund Kongresszentrum. Über 60 Besucherinnen und Besucher hatten danach die Möglichkeit, ihre Ideen und Anliegen einzubringen.
Bezirksrat Fredi Zehnder begrüsste am Mittwochabend die Besucherinnen und Besucher einer Informationsveranstaltung im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben, an der die Projektidee für die Weiterentwicklung des Zentrums vorgestellt wurde.
Ein Begegnungsort für Vereine und Bevölkerung Zehnder stellte Fragen in den Raum: «Wie kann eine gesamtheitliche, zukunftsgerichtete Betrachtung des ganzen Areals erfolgen? Wie kann ein Saal für kulturelle/öffentliche Veranstaltungen weiter bestehen? Wie kann das Kultur- und Kongresszentrum wirtschaftlich und baulich optimiert werden? Ist eine gemischte Nutzung möglich? Vertragen sich geplante betriebliche Investitionen mit einer künftigen Lösung? Vertragen sich Ideen mit denkmalpflegerischen Aspekten? Wird gegebenen Bauzonen Rechnung getragen oder sind Umzonungen nötig? Kann die zukünftige Gestaltung des Dorfplatzes einbezogen werden?» Der Bezirksrat setzte eine gemischte Arbeitsgruppe ein, welche die untersuchten Szenarien von Wüest Partner weiterentwickelt hat. Diese bilden die Grundlage für die weiteren Überlegungen.
Remo Daguati, externer Begleiter, stellte die Erkenntnisse der gemischten Arbeitsgruppe vor: «Vier Leitsätze haben sich herauskristallisiert: Es braucht einen Begegnungs-, Kultur- und Veranstaltungsort für die Bevölkerung und die Vereine. Wich-tig ist auch eine Verbindung mit einem neugestalteten Dorfplatz. Hinzu kommen eine wirtschaftliche Optimierung und eine Steigerung der Standortattraktivität. » Im Anschluss an das Referat von Remo Daguati erfolgte eine Würdigung von Lydia Birchler aus Sicht der Genossenschaft Zwei Raben: «Die Nutzungsmöglichkeiten des ganzen Areals sind nicht optimal integriert.» «Es braucht Mut, Veränderungen anzugehen» Eine Mehrfachnutzung zeitgleich durchzuführen sei fast ausgeschlossen. Der Betrieb werde jedes Mal hochgefahren und wieder heruntergefahren. Die Infrastruktur (Technik, Küche, Einrichtungen) sei nicht mehr zeitgerecht, ein nachhaltiges Energiekonzept nicht vorhanden. «Reine Instandstellungskosten von mindestens sechs bis sieben Millionen Franken müssen in jedem Fall investiert werden», sagte Birchler: «Es ist nicht die Absicht, eine Luxusvariante zu realisieren.» Für Einsiedeln würden diese Investitionen aber auch einen generellen Mehrwert mit überregionaler Ausstrahlungskraft bedeuten. «Es braucht Mut, mit dem Wandel zu gehen, und es braucht Mut, Veränderungen anzugehen », führte Birchler aus: «Die Verwaltung der Genossenschaft Zwei Raben favorisiert aus diesen Gründen ganz klar Variante 3, damit das Zentrum weiterhin ein wichtiger und bedeutender Begegnungs-, Kulturund Veranstaltungsort bleibt.» Läden stossen auf wenig Gegenliebe Dann waren die Besucherinnen und Besucher der Infoveranstaltung an der Reihe: Sie hatten die Möglichkeit, ihre Ideen und Anliegen in Form einer Mitwirkung einzubringen. In Gruppenarbeiten wurde die Frage aufgeworfen, was Sinn macht bei der Projektidee und was nicht – und was man noch aufnehmen sollte.
Gelobt wurde von den Gruppen das bei der Alternative 3 vorgesehene ebenerdige Foyer und die Verbindung zum Dorfplatz, die Erneuerung des Altbaus und die Schaffung einer Multi-Event-location für 1000 bis 1200 Personen. Einhelliger Tenor: Eine Tiefgarage, ein neuer Dorfplatz und Wohnungen sind erwünscht.
Ob es ein Bistro oder ein Café im Zentrum brauche, wurde kontrovers diskutiert. Gar keine Zustimmung erhielt die Möglichkeit, Läden im Projekt einzurichten. Projektidee der Alternative 3 wird favorisiert Fazit der Gruppenarbeiten: Die Projektidee der Alternative 3 kommt mehrheitlich gut an und wird als Chance für Einsiedeln wahrgenommen. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob man denn, falls man sich entscheiden würde, die Alternative 3 in Angriff zu nehmen, das bestehende Kultur- und Kongresszentrum im jetzigen Zustande liesse – ohne gleichzeitig die Alternative 1 anzuwenden.
Das Gröbste müsste man in diesem Fall zweifelsohne reparieren und ausbessern im Haus Zwei Raben, erklärte Birchler: «Zu rechnen wäre in diesem Fall mit Kosten von rund zweieinhalb bis drei Millionen Franken.» Kritisiert wurde zudem, dass keinerlei Angaben zu den Kosten gemacht werden: Es sei schwierig, sich für eine der drei Alternativen entscheiden zu müssen, ohne Kenntnisse über die Kosten zu haben, sagte eine Teilnehmerin.
Diskussion rund um mögliche Option Abbruch des Hauses Am Schluss der Veranstaltung ergriff Fredi Kälin das Wort: «Reisst das Dorfzentrum ab. Eine Sanierung des Gebäudes und eine finanzielle Investition in die Erhaltung des maroden Dorfzentrums, aufgrund des Denkmalschutzes, wäre ein Schlag ins Gesicht vieler Einsiedlerinnen und Einsiedler.» Mit diesem Votum lancierte Kälin eine Diskussion rund um die Denkmalpflege. Bezirksrat Jürg Kalbermatten gab zu verstehen, dass noch kein definitiver Beschluss gefasst worden sei, ob ein Abbruch des Hauses möglich wäre: «Man müsste diese Möglichkeit prüfen. Wenn das Volk einen Abbruch des Gebäudes wünscht, hätte dies sicherlich Gewicht.» Andernfalls hätte der Regierungsrat die Möglichkeit, das Haus aus dem Schutzinventar rauszunehmen.
Birchler warnte vor möglichen jahrelangen Querelen mit der Denkmalpflege: «Es ist zwar nicht ausgeschlossen, aber doch wenig realistisch, dass die Denkmalpflege einem Abbruch des Kultur- und Kongresszentrums grünes Licht erteilt.» Würde man sich auf eine Auseinandersetzung mit der Denkmalpflege einlassen, könnte ein jahrelanger Rechtsstreit drohen – mit dem Resultat, dass man am Ende mit leeren Händen dastehen würde – ohne Weiterentwicklung des Dorfzentrums in Einsiedeln.
Bis zur Schliessung im Jahr 1972 wurden im Kinderheim Einsiedeln (bis im Jahr 1946 mit «Waisenhaus» beschriftet) Kinder aus dem Klosterdorf, dem gesamten Kanton Schwyz und aus weiteren Regionen platziert. Das Kinderheim Einsiedeln geriet wiederholt in den Fokus der Medien. Fotos: zvg
Der Bezirk Einsiedeln und die Genossenschaft Zwei Raben stellten am Mittwochabend an einer Informationsveranstaltung die Projektidee zur Weiterentwicklung des Kultur- und Kongresszentrums Zwei Raben vor. Foto: Magnus Leibundgut